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Das ÖWF (Österreichisches Weltraum Forum) gehört im Bereich der Analogforschung weltweit zu den führenden Organisationen, die an der Vorbereitung astronautischer Erforschung anderer Planeten mitarbeiten.[1] Seit der AustroMars Mission im Jahr 2006 beschäftigt sich das ÖWF mit Analogforschung, entwickelt eigene Raumanzugssimulatoren und führt auch astronautischen Simulationen auf der Erde durch. Die dabei gewonnenen Daten stehen für Forscher verschiedenster Disziplinen im Multi-Mission Science Data Archive[2] zur Verfügung.
Das ÖWF ist als österreichischer Verein organisiert und versteht sich als Citizen Science Organisation, wo Experten und weltraumbegeisterte Mitglieder verschiedener Disziplinen gemeinsam mit nationalen und internationalen Forschungseinrichtungen, Industrie und Unternehmen Forschung betreiben. Als einer der wichtigsten Bildungsträger in Österreich begeistert das ÖWF junge Menschen für Raumfahrt, Wissenschaft und Technik.
Die Idee, ein Forum als Kommunikationsplattform zwischen Raumfahrt-Begeisterten, Experten und der nächsten Generation von Raumfahrt-Forscher zu gründen, entstand 1997 in Turin, als dort die Internationale Astronautische Föderation ihre Jahrestagung abhielt.
Motiviert durch den großen Erfolg der Aktivitäten des Space Generation Forums im Zuge der UNISPACE-III-Konferenz in Wien im Juli 1999, wurde das Österreichische Weltraum Forum als Verein gegründet.[3]
Die Aktivitäten als eigenständige Organisation begannen mit zwei Vortragsabenden in den Jahren 1998 und 1999, an denen Vertreter nationaler und internationaler Organisationen teilnahmen. Mit Beginn 2001 begann das ÖWF seine Aktivitäten auf kleine Projekte, technische Seminare und Schulvorträge auszuweiten.
Zu den erfolgreichsten Veranstaltungen in den Anfängen des Forums zählte die Science-Fiction-Woche, die im September 2002 im Wiener Donauzentrum stattfand und mehr als 10.000 Besucher zählte. Der Bogen dieser Großveranstaltung spannte sich von Podiumsdiskussionen mit Raumfahrt-Experten aus ganz Europa und Science-Fiction-Autoren, über Modellraketen-Basteln mit Kindern, einer Weltraum- und Science-Fiction-Ausstellung bis hin zu Klingonen-Schaukämpfen. Weitere Initiativen umfassten eine österreichweite Wanderausstellung zum Thema Faszination Weltraum unter dem Titel „New Horizons“ mit 15.000 Besuchern 2004 und Einzelveranstaltungen wie der „Sinkflug II“ anlässlich der Landung der Cassini-Huygens Sonde auf dem Saturnmond Titan. Dazu kommt eine intensive Zusammenarbeit mit Schulen, Planetarien und Organisationen der Amateurastronomie. 2001 wurde „Spacecity Salzburg“ mit 3500 Teilnehmern (in einem einzigen Bundesland) zum größten und erfolgreichsten rein privat organisierten Weltraum-Jugendwettbewerb Österreichs.
Neben der Öffentlichkeitsarbeit ist das Forum auch in steigendem Ausmaß in Weltraumaktivitäten eingebunden, darunter fallen ein medizinisches Experiment für bemannte Langzeit-Weltraumflüge im Rahmen einer Parabelflug-Kampagne der Europäischen Weltraumorganisation ESA, eine Tagung zum Thema Weltraum und Sicherheitspolitik, die erfolgreiche Simulation einer bemannten Marslandung in der Wüste von Utah unter dem Namen „AustroMars“. Das Projekt führte zu großer Medienpräsenz des Themas „bemannter Marsflug“ in Österreich und schließlich zum ambitionierten Nachfolgeprojekt „PolAres“.
Seit 2007 fokussiert sich das Forum im Forschungsbereich auf Analog-Forschung inklusive Entwicklung eines eigenen Mars-Raumanzugssimulator Aouda.[4][5]
2020 erweiterte das ÖWF seine Aktivitäten, um das Cubesat Projekt ADLER-1.
AustroMars[6] war ein Projekt des Forums mit dem Ziel, eine zweiwöchige Missions-Simulation im April 2006 durchzuführen. Erstmals bestand die Crew aus rein österreichischen Kandidaten, die durch ein psychologisch-medizinisches Auswahlverfahren selektiert wurden. Ebenso kamen österreichische Experimente sowie auch ein Großteil der Hardware aus Österreich. Das Mission Control Center hatte seinen Sitz in Salzburg im Christian-Doppler-Gymnasium und Realgymnasium.
Die vier Hauptziele des Projekts waren:
Das PolAres-Programm war das Leuchtturmforschungsprogramm des ÖWF von 2007–2017. Dieses interdisziplinäre Projekt, das unter internationaler Beteiligung, untersuchte Teilaspekte zukünftiger Marsexpeditionen. Die Ziele umfassten die Entwicklung von Prozeduren für die Interaktion zwischen Menschen und Robotern/Sonden sowie die Festlegung von Verfahrensweisen, um eine Kontamination einer fremden Umwelt mit irdischen Mikroorganismen zu verhindern. Das Projekt gliederte sich in vier große Teilbereiche:
Vom 18. bis 22. April 2011 führte das Österreichische Weltraum Forum zusammen mit internationalen Partnern (wie zum Beispiel der ESA mit deren Rover „Eurobot“) eine simulierte Marsexpedition in der Halbwüste von Rio Tinto durch. Getestet wurden der Raumanzug „Aouda“ und der Rover „Phileas“, welche verschiedenste wissenschaftliche Experimente durchführten sowie sowohl deren Autonomie als auch die Kooperation miteinander testeten. Das Mission Control Center, in dem die Mission geplant, koordiniert und gesammelte wissenschaftliche Daten ausgewertet wurden, wurde in Innsbruck eingerichtet.[7][8]
Vom 27. April bis 1. Mai 2012 führte das Österreichische Weltraum Forum erneut mit internationalen Partner (wie z. B. des JPL) eine simulierte Marsexpedition durch. Die Dachstein-Rieseneishöhle diente dabei als analoge Marsumgebung. Zum ersten Mal wurde eine Mars-Simulation in einem Höhlensystem durchgeführt. Auf dem Mars sind Höhlensysteme schon seit mehreren Jahren bekannt und vor allem astrobiologisch interessant, da Höhlen die kosmische Strahlung abschirmen.[9] Im Zuge der Dachstein Mars Simulation wurde auch zum ersten Mal ein Raumfahrt-Tweetup in Österreich durchgeführt. So kamen 18 Nutzer der Microbloggingplattform Twitter zum MarsTweetup und konnten einen exklusiven Blick hinter die Kulissen einer Mars Analog Mission werfen.[10]
Vom 1. bis 28. Februar 2013 führte das ÖWF – in Zusammenarbeit mit dem Ibn Battuta Center in Marrakesh – im Rahmen des PolAres-Wissenschaftsprogramms in der nördlichen Sahara in der Nähe von Erfoud, Marokko, eine vierwöchige Mars-Feldsimulation durch. Dabei wurde die Feldcrew in Marokko von der Missionskontrolle, dem Mission Support Center in Innsbruck, angeleitet und überwacht. Die geplanten Experimente dienen der Grundlagenforschung für zukünftige bemannte Marsmissionen. Sie stammen v. a. aus den Bereichen Ingenieurwissenschaften, Arbeitseinsätze auf Planetenoberflächen, Astrobiologie, Geophysik/Geologie und Biowissenschaften.[11] Die wissenschaftlichen Ergebnisse dieser Mission wurden in einer Spezialausgabe des renommierten Astrobiology Magazines veröffentlicht.[12]
Vom 3.–15. August 2015 fand eine zweiwöchige Mars-Simulation mit dem Namen "AMADEE-15",[13] gemeinsam mit internationalen Partnern, auf einem Eis- und Blockgletscher im Kaunertal, Österreich, statt. Auch bei dieser Mission wurde die Feldcrew von einem Mission Support Center in Innsbruck, Österreich, unterstützt. Die durchgeführten Experimenten deckten unterschiedliche Disziplinen ab und reichten von geologischen und astrobiologischen bis hin zu robotischen und technischen Experimenten. Erstmals wurde bei dieser Mission auch virtuell erforscht. Dabei bewegte sich der Analogastronaut mit einer Video-Brille auf einer Simulations-Plattform und wie die anderen Test-Astronauten war dieser über Funk mit der Missionskontrolle in Verbindung gestanden. Entwickelt wurde das Verfahren (V-ERAS) von der italienischen Mars Society.
Wissenschaftliche Publikationen zu dieser Mars-Simulation:
Das AMADEE[14] ist das neue Leuchtturmprogamm des ÖWF und baut auf dem PolAres-Mars-Forschungsprogramm auf. Als Rahmenkonzept ist es verantwortlich für die Entwicklung von Hardware, Arbeitsabläufen und der Wissenschaft für zukünftige, planetare Oberflächenmissionen von Menschen und Robotern. Ein großer Fokus des Programs ist es, Strategien zur Detektierung von Lebensspuren zu entwickeln. Im Gegensatz zu PolAres sind die simulierten Planetenoberflächen des AMADEE-Programms nicht auf den Mars beschränkt, sondern es wird die Möglichkeit zur Untersuchung von Oberflächenoperationen auch an anderen Himmelskörpern (z. B. dem Mond) eingeführt.
Die „AMADEE-18 Mars Simulation“[15] fand im Februar 2018 in der Dhofar-Wüste im Süden des Sultanats Oman statt. Diese simulierte Mars-Expedition wurde erstmals als Teil des AMADEE-Programs, gemeinsam mit dem Oman National Steering Committee für AMADEE-18, durchgeführt. Eine Spezialausgabe der wissenschaftlichen Publikationen im Astrobiologie Magazin wurde im November 2020 veröffentlicht.[16]
Die „AMADEE-20 Mars Simulation“ fand vom 4. bis zum 31. Oktober 2021 in der Negev-Wüste ist in Israel statt.[17] Diese Analogmission fand in Kooperation mit der staatlichen israelischen Raumfahrtagentur Israel Space Agency sowie D-MARS statt. Diese Mission war ursprüngliche für 2020 geplant wurde aufgrund der COVID-19 um 1 Jahr verschoben.
Die „AMADEE-24 Mars Simulation“ soll vom 5. März bis zum 5. April 2024 in der armenischen Ararat-Provinz stattfinden.[18] Gemeinsam mit dem Gastgeber der armenischen Raumfahrtorganisation (Armenian Space Forum) wurde eines Basis auf einem felsigen Hochplateau erbaut. Dieses Gebiet ähnelt geologisch wie topografisch Plateus auf dem Mars.[19] Neben der Entnahme von Boden- und Sedimentationsproben sollen Experimente zur Mensch-Maschine-Interaktion oder Anbau von Kräutern in Biorektoren stattfinden.[18][20]
Der am 13. Jänner 2022 22:51 UTC[21] gestartete ADLER-1 Kleinsatellit umläuft die Erde in ca. 500 km Höhe, um hier mindestens 1 Jahr lang Weltraumschrott mit Partikelgröße "im Mikrometerbereich" zu detektieren. Eine Boeing 747 der Firma Virgin Orbit startete dazu in Kalifornien, um die Trägerrakete in 11 km Höhe auszusetzen, die den dabei nur 30 × 10 × 10 cm großen Cubesat in seine Umlaufbahn brachte.[22]
Das Akronym ADLER setzt sich Austria Debris Detection Low Earth (Orbit) Reconnoiter zusammen. Das Hauptinstrument der Sonde, der Austrian Particle Impact Detector (APID), wurde im ÖWF Labor in Innsbruck entwickelt. Das gesamte ADLER-1 Projekt kostet einen "größeren sechsstelligen Euro-Betrag" und wurde privat, von Findus Venture GmbH, Oberösterreich finanziert. Die Firma Spire Global, Kalifornien steuerte ihren Kleinsatelliten der Lemur Klasse bei und ist für die Startlogistik sowie den operativen Betrieb des Kleinsatelliten zuständig.[23][24][25][26]
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