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deutscher Journalist, Freihändler und Volkswirt Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Karl Viktor Böhmert (* 23. August 1829 in Quesitz; † 12. Februar 1918 in Dresden) war ein deutscher Journalist, Freihändler, Volkswirt und Statistiker.
Böhmert war der Sohn des Pfarrers Karl Friedrich Böhmert. Er besuchte in Meißen die Fürstenschule St. Afra. Im Jahr 1848 verließ er die Schule in der Absicht, Pfarrer zu werden. Er studierte dann allerdings bis 1852 in Leipzig Jura und Nationalökonomie. Während seines Studiums wurde er im Sommer 1849 Mitglied der Leipziger Universitäts-Sängerschaft zu St. Pauli (heute Deutsche Sängerschaft).[1] Nach kurzer journalistischer Tätigkeit wandte er sich ganz der Volkswirtschaft, Statistik und Politik zu und ging 1855 nach Heidelberg, um hier die von Rau und seinem Förderer Wilhelm Roscher mitbegründete Zeitschrift Germania, ein Zentralblatt für die volkswirtschaftlichen und gesellschaftlichen Interessen Deutschlands, zu redigieren und herauszugeben.
Im Dezember 1856 wurde er bis 1860 Leiter der Redaktion des Bremer Handelsblatts, die neben der Ostseezeitung wichtigste Zeitung mit freihändlerischer Ausrichtung. Im Bremer Handelsblatt veröffentlichte er im Mai 1857 einen Aufruf für einen Kongreß deutscher Volkswirte, der unter seiner Beteiligung zur erstmaligen Durchführung 1858 in Gotha führte. Nach seiner Tätigkeit beim Bremer Handelsblatt verwaltete er das Syndikat der Bremer Handelskammer. Im Jahr 1866 erhielt er einen Ruf als Professor der Volkswirtschaftslehre an die Universität und das Polytechnikum zu Zürich. Seit 1873 gab er mit Rudolf von Gneist den Arbeiterfreund heraus. Von 1875 bis 1895 war er Direktor des königlich sächsischen Statistischen Büreaus in Dresden.
Seit 1877 redigierte er die Sozialkorrespondenz und das Volkswohl. Im Jahr 1903 erreichte ihn der Ruf als Professor der Nationalökonomie und Statistik an das Polytechnikum zu Dresden. In dieser Eigenschaft gab er auch die Zeitschrift des königlich sächsischen Statistischen Büreaus heraus.
Als eifriger Verfechter der Gewerbefreiheit und des Freihandels hat er sowohl durch seine Schriften wie als Mitbegründer des deutschen volkswirtschaftlichen Kongresses den seit 1860 eingetretenen Umschwung in der liberalen wirtschaftlichen Gesetzgebung der deutschen Staaten wie später des Deutschen Reichs anregen und fördern helfen.
Böhmert befürwortete die Einigung der deutschen Staaten zu einem Nationalstaat sowie eine auf Selbstständigkeit und Freiheit basierende Gesellschaft. Freiheit und Selbstständigkeit hielt er auch als beste Antwort auf die materielle Not und geistige Armut der unteren Schichten; er unterstützte das Genossenschaftswesen des Hermann Schulze-Delitzsch, das auf Selbsthilfe der Genossenschaftler baut, anstatt für jedes Problem eine staatliche Lösung zu suchen. Er engagierte sich besonders für Arme und Mittellose, z. B. im Verein Volkswohl. Sein Sohn, der Landrichter Karl Böhmert (1862–1898), engagierte sich ebenfalls in diesem Bereich, ein Gedenkstein am Rande der Dresdner Heide weist seit 1999 auf seine Verdienste hin.[2]
Viktor Böhmert war ein Gegner jeglicher Klassenideologie und eines Klassenbewusstseins; für ihn gab es keinen Unterschied zwischen Arbeitern und Bürgern, für ihn waren die Arbeiter Bürger. Böhmert lehnte ein staatliches Wohlfahrtssystem ab, weil er davon ausging, dass ein solches System die unteren Schichten korrumpiert, die Abhängigkeit der unteren Schichten von den oberen Schichten erhöht und sich dadurch erst "Klassen" verfestigen. Dies wird auch unter dem Begriff Klassenkampf von oben zusammengefasst.
Bei der Reichstagswahl 1898 kandidierte Böhmert im Reichstagswahlkreis Königreich Sachsen 4 erfolglos für die Nationalliberale Partei.[3]
Von der Technischen Hochschule Dresden wurde er „für seine reichen Erfolge in der Lehre und Verdienste als Sozialpolitiker um Heimat und Vaterland“ ehrenpromoviert.[4]
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