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Raum an der Kreuzung von Haupt- und Querschiff, Bezeichnung im Kirchenbau Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Unter Vierung wird im Kirchenbau der Raum bezeichnet, der beim Zusammentreffen des Haupt- und Querschiffes einer Kirche entsteht.
Die Vierung trennt in Kirchen mit kreuzförmigem Grundriss den Chor vom Langhaus. In Kirchen mit kurzem Chor kann bei Kloster-, Stifts- und Domkirchen hier das Chorgestühl untergebracht sein.
Die dritte Kirche der Abtei Cluny (Cluny III, ab 1088) verfügte über zwei Querhäuser und hatte daher zwei Vierungen. Dieser Grundrisstypus verbreitete sich besonders in England (man spricht von einem „Doppel-Querhaus-Grundriss“). Die Vierungen werden nach den Querhäusern benannt: Westquerhaus – Westvierung und Ostquerhaus – Ostvierung.
Der Turm, der über der Vierung (französisch croisée du transept, englisch Crossing oder Intersection) errichtet ist, wird „Vierungsturm“ genannt. Insbesondere in der Anglo-Normannischen Architektur des Mittelalters wurden häufig Vierungstürme gebaut. Auch die Scheldegotik hat den Vierungsturm als besonderes Merkmal. Er kann entweder zum Innenraum der Kirche offen (Laternenturm) oder durch ein Vierungsgewölbe geschlossen sein. Abgesehen von den normannischen Kathedralbauten verzichtet die französische Gotik in der Regel auf den Vierungsturm (Ausnahmen: Kathedrale von Laon (12. Jahrhundert) und Kirche Notre-Dame in Dijon (13. Jahrhundert)).
In den großen Kirchenbauten der Romanik wurde die Vierung nicht selten durch einen Tambour, einen Laternenturm oder einen „Querriegel“ (Massif barlong) besonders betont; meist erhielten diese Bauelemente ein Gewölbe, manchmal auch eine Vierungskuppel. Die Baupläne der gotischen Kathedralen sahen ebenfalls in manchen Fällen eine Kuppel vor, die allerdings nur selten ausgeführt wurde. Sehr häufig findet man bei gotischen Kirchenbauten einen Dachreiter über der Vierung. Die Vierungskuppel wird entweder als Klosterkuppel auf einem Achteck oder als Kuppel auf einem Kreis aufgebaut. Die Überleitung aus dem Viereck des Grundrisses ins Achteck oder Rund wird durch ausgemauerte Eckzwickel, sogenannte Trompen, oder durch sphärische Dreiecke, sogenannte Pendentifs, gestaltet.
Die frühen christlichen Basiliken haben zumeist keine Vierung (Ausnahme: Qal’at Sim’an), da bei ihnen das durchlaufende Querhaus als separater Raum vor das Langhaus gelegt ist und die Apsis unmittelbar an das Querhaus anschließt. Diese Bauweise hält sich bis in die Zeit der Ottonen. Vorformen der Vierung finden sich aber bereits in der Karolingerzeit bei den Kirchen von Germigny-des-Prés, Reichenau-Mittelzell und -Oberzell sowie auf dem St. Galler Klosterplan. In der ottonischen Baukunst ist die (restaurierte) Vierung der Stiftskirche Gernrode zu nennen. Die erste ausgeschiedene Vierung im strengen Wortsinn findet sich in St. Michael in Hildesheim um 1020. Auf ihrem quadratischen Maß baut der Grundriss der Kirche auf (siehe Quadratischer Schematismus). Sie bildet ein wesentliches Merkmal für die Definition des Übergangs von der früh- zur hochromanischen Architektur. In der Architektur seit der Renaissance wird die Vierung meist durch eine Kuppel auf einem Tambour betont.
Eine einzigartige und charakteristische Ausgestaltung des Vierungsbereiches findet sich bei den romanischen Kirchen in der Auvergne (Frankreich). Die Vierung und anschließende Teile des Querschiffes werden mit einer querrechteckigen Aufstockung erhöht, die vom Vierungsturm gekrönt wird. Dieser Bauteil wird als auvergnatischer Block oder massif barlong bezeichnet. Teils wird im Inneren die Vierung durch herabgezogene Schwibbögen betont (Stiftskirche Notre-Dame du Port, Clermont-Ferrand, Auvergne-Rhône-Alpes). Der pyramidenförmige Aufbau des Chorbereiches mit Kapellenkranz, Apsis, Querschiff und Vierungsturm wird durch die weitere Stufe des massif barlong betont, man spricht von der auvergnatischen Pyramide.
In der Kathedrale von Ely ist die Vierung zu einem Oktogon erweitert und mit einem hölzernen Gewölbe abgeschlossen.
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