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Ein Segolatum (Plural Segolata, hebräisch משקל סגולי mischqal segoli) ist ein hebräisches Substantiv, bei dem zwischen zwei am Wortende stehenden Konsonanten ein unbetonter Sprossvokal erscheint, so dass das Wort in der Grundform auf der vorletzten Silbe betont ist. In der vokalisierten hebräischen Schrift ist dieser Vokal in den meisten Fällen ein mit dem Zeichen Segol dargestellter e-Laut, woraus das hebräisch-lateinische Kunstwort Segolatum (etwa: „mit einem Segol Versehenes“, „Segoliertes“) abgeleitet wurde.
Im engeren Wortsinn bezeichnet Segolatum ein Substantiv (neben einer Handvoll Präpositionen und Zahlwörter) mit einer Wortwurzel aus drei Konsonanten, das in einer früheren Form nur einen kurzen Vokal zwischen dem ersten und zweiten Wurzelkonsonanten hatte, hingegen keinen Vokal zwischen dem zweiten und dritten. Diese Form ist in vielen Fällen in verwandten arabischen Wörtern noch erhalten. In sie hat sich ein unbetonter Vokal zwischen den beiden hinteren Wurzelkonsonanten eingeschoben.
In einem erweiterten Sinn wird öfters auch dann von einem Segolatum gesprochen, wenn ein solcher Sprossvokal in einem Substantiv nicht zwischen dem zweiten und dritten Wurzelkonsonanten, sondern zwischen dem dritten Wurzelkonsonanten und einer Endung auftritt, die aus einem einzelnen Konsonanten besteht. Die letzten drei Konsonanten weisen dann mit den dazwischenliegenden Vokalen dasselbe Vokal- und Betonungsmuster auf wie bei einem Segolatum im engeren Sinne, auch wenn diese drei Konsonanten nicht die Wortwurzel bilden.
Die Segolata aus dem biblischen Hebräisch sind sehr weitgehend ins moderne Hebräisch übernommen worden, und zwar mit allen Beugungsformen. Soweit in nachbiblischer Zeit, insbesondere bei der Wiederbelebung der hebräischen Sprache seit dem Ende des 19. Jahrhunderts, neue Segolata entstanden sind, haben sich diese nach denselben Gesetzmäßigkeiten gerichtet wie die vorhandenen. Der Inhalt dieses Artikels gilt also gleichermaßen für biblisches und modernes Hebräisch. Die Beispiele werden nach dem modernen Lautstand in einer stark vereinfachten und dadurch leichter lesbaren Schreibweise notiert. Wo es auf feinere Unterschiede ankommt, besonders bei den verschiedenen Vokalzeichen, sind diese in Klammern hinzugefügt. Leser, die mit der hebräischen Schrift einschließlich ihrer Vokalzeichen nicht vertraut sind, können die Klammerzusätze überlesen, ohne für sie Wesentliches zu versäumen.
Charakteristisch für Segolata ist:
Jedes Substantiv, das in seiner Grundform eines dieser Charakteristika aufweist, ist ein Segolatum. Man kann also Segolata in der vokalisierten hebräischen Schreibung erkennen und dann auf die Betonung schließen. Aus der unvokalisierten Schreibung oder aus einer Transkription kann man das nicht.
Segolata werden nur von semitischen Wurzeln gebildet. Entlehnte Wörter behalten gegebenenfalls eine Doppelkonsonanz am Wortende, z. B. נרד nerd, deutsch ‚Narde‘, אזמרגד ismaragd, deutsch ‚Smaragd‘, קונצרט konzert, סטודנט student, wobei das erste davon bereits in der hebräischen Bibel vorkommt.[1] Rein morphologische Segolata lassen sich aber auch aus Wortwurzeln nichtsemitischen Ursprungs bilden (siehe Beispiel meargenet von der Wortwurzel Alef–Resch–Gimel–Nun, den Konsonanten des Lehnworts organ[isieren]).
Die eingangs beschriebenen Segolat-Wortformen, also solche mit unbetontem Sprossvokal in der letzten Silbe, sind nur die Grundform (Singular ohne Possessivsuffix) des jeweiligen Wortes. In diesem Abschnitt ist beschrieben, wie aus der ursprünglichen Wurzel die Segolatform und die übrigen Beugungsformen gebildet werden. Dabei werden nur die häufigsten Bildungen beschrieben. Daneben gibt es viele Abweichungen und Ausnahmen, die neben den regelmäßigen Formen in der „Historischen Grammatik“[2] von Bauer und Leander ausführlich diskutiert werden.
Von einem hebräischen Substantiv gibt es die folgenden Formen:
Präpositionen und Zahlwörter, von denen auch einige Segolatformen haben, können wie Substantive Personalsuffixe tragen, z. B. schva'tenu (wir sieben) von scheva' (sieben) oder ezlenu (bei uns) von ezel (bei) analog zu klavenu (unsere Hunde) von kelev (Hund).
a | nicht Waw oder Jod |
e (Segol) | e (Segol) |
i | e (Zere oder Segol) | ||
u | o (Cholam) | ||
a | Kehllaut: א ה ח ע |
a (Patach) | a (Patach) |
u | o (Cholam) | ||
a | Jod | a (Patach) | i (Chireq) |
a | Waw | a (Qamaz) | e (Segol) |
Segolata sind entstanden aus semitischen Wurzeln der Form mit den drei Wurzelkonsonanten , und sowie dem kurzen Vokal , der den Lautwert /a/, /i/ oder /u/ haben kann. In der Grundform des Segolatums erscheint zwischen den Konsonanten und ein unbetonter Sprossvokal , und der Vokal wird durch den Vokal (siehe Tabelle links) ersetzt, so dass das Segolatum die Form hat. Der Sprossvokal ist meistens /e/ (Segol), z. B. nafsch → nefesch, sifr → sefer, qudsch → qodesch. Ist einer der beiden Konsonanten und ein Kehllaut (Alef, He, Chet, Ajin), so werden meistens die Vokale davor und danach zu /a/ (Patach) anstelle von /e/ (Segol), z. B. sar' → sera', ba'l → ba'al (wobei der Apostroph hier den Kehllaut Ajin bezeichnet). Ist der Konsonant Jod oder Waw, so hat das Segolatum die Gestalt bzw. , wobei letzteres nur in einer Handvoll Wörtern vorkommt. Ist der Konsonant Waw, so verschmilzt er mit dem Sprossvokal zu /u/ (Schuruq), z. B. bahw → bohu, analog tohu wie in Tohuwabohu.[3]
In vokalisierten Bibeltexten bekommt oft das letzte Wort vor dem Ende eines Verses oder einer Zäsur darin eine besondere Pausalform, die bei Segolata darin besteht, dass der Vokal ein /a/ (Qamaz) anstelle von /a/ (Patach) und oft auch von /e/ (Segol) ist. In modernen Texten kommen Pausalformen allenfalls als besonderes Stilmittel vor.
Alle Segolatformen stehen für den Singular im Status absolutus und meist auch im Status constructus. Einen abweichenden Status constructus des Singulars gibt es nur in den Spezialfällen 2 und 3 im Abschnitt Andere Wortformen.
Außer bei Segolata mit mittlerem Konsonanten Jod oder Waw taucht in vielen Wortformen die ursprüngliche Wurzel wieder auf, die keinen Vokal zwischen dem zweiten und dritten Konsonanten hat. Das betrifft alle Singularformen mit Possessivendung, die Dualform und einige Pluralformen. Der phonotaktische Grund für den Sprossvokal, die beiden Konsonanten am Wortende, ist durch das Anfügen der Endung weggefallen, weil jetzt ein Konsonant die Silbe schließt und der andere die darauffolgende Silbe mit der Endung eröffnet.
Liegt einer Wortform die ursprüngliche Wurzel zugrunde, so verschwindet der Vokal wie in der ursprünglichen Wurzel. An seiner Stelle steht Schwa, und zwar im Singular und Dual immer ein ruhendes und im Plural fast immer ein schwebendes Schwa. Statt dieses Schwa steht nach einem Kehllaut ein flüchtiges /ă/ (Chataf-Patach) oder /ŏ/ (Chataf-Qamaz), wenn die erste Silbe mit /a/ (Patach) bzw. /o/ (Qamaz qatan) vokalisiert ist. Der erste Vokal der ursprünglichen Wurzel lebt wieder auf, und zwar:
Da /e/ (Segol) als Vokal des Segolatums für ursprüngliches /a/ oder /i/ stehen kann, kann man dann der Segolatform nicht ansehen, welcher der beiden Vokale hier zur ursprünglichen Wurzel gehört hat.
Nicht nach diesem Muster werden die im nächsten Abschnitt behandelten Formen gebildet, insbesondere die Pluralform im Status absolutus.
In folgenden Fällen enthält eine Beugungsform eines Segolatums nicht die ursprüngliche Doppelkonsonanz:
arabisch | hebräisch | deutsch | ||
---|---|---|---|---|
sein … | Grundform | Plural | ||
kalb كَلْب | kalbo כַּלְבּוֹ | kelev כֶּלֶב | klavim כְּלָבִים | Hund |
nafs نَفْس | nafscho נַפְשׁוֹ | nefesch נֶפֶשׁ | nëfaschot נְפָשׁוֹת | Seele |
malik مَلِك | malko מַלְכּוֹ | meleḵ מֶלֶךְ | mëlaḵim מְלָכִים | König |
sar' زَرْع | sar'o זַרְעוֹ | sera' זֶרַע | sra'im זְרָעִים | Samen |
ba'l بَعْل | ba'ălo בַּעֲלוֹ | ba'al בַּעַל | bë'alim בְּעָלִים | Besitzer |
sifr سِفْر | sifro סִפְרוֹ | sefer סֵפֶר | sfarim סְפָרִים | Buch |
djisr جِسْر | gischro גִּשְׁרוֹ | gescher גֶּשֶׁר | gscharim גְּשָׁרִים | Brücke |
chidr خِدْر | chedro חֶדְרוֹ | cheder חֶדֶר | chădarim חֲדָרִם | Zimmer |
quds قُدْس | qodscho קׇדְשׁוֹ | qodesch קֹדֶשׁ | qodaschim קׇדָשִׁים | Heiligtum |
bukra بُكْرَة | boqro בׇּקְרוֹ | boqer בֹּקֶר | bëqarim בְּקָרִים | Morgen |
fi'l فِعْل | po'ŏlo פׇּעֳלוֹ | po'al פֹּעַל | pë'alim פְּעָלִים | Tat; Verb |
— | to'ŏro תׇּאֳרוֹ | to'ar תֹּאַר | të'arim תְּאָרִים | Gestalt |
— | tohŏjo תׇּהֳיוֹ | tohū תֹּהוּ | — | Chaos |
sajt زَيْت | sēto זֵיתוֹ | sajit זַיִת | sētim זֵיתִים | Olive |
'ajn عَيْن | 'ēno עֵינוֹ | 'ajin עַיִן | 'ăjanot עֲיָנוֹת | Quelle |
'ēnajim עֵינַיִם | Auge | |||
bajt بَيْت | bēto בֵּיתוֹ | bajit בַּיִת | battim בָּתִּים | Haus |
mawt مَوْت | mōto מוֹתוֹ | mawet מָוֶת | mōtim מוֹתִים | Tod |
tacht تَحْت | tachtaw תַּחְתָּיו | tachat תַּחַת | — | unter |
— | ezlo אֶצְלוֹ | ezel אֵצֶל | — | bei |
bajn بَيْنَ | bēno בֵינוֹ | bajin* בַּיִן | — | zwischen |
Bei diesen Beispielen sind in der Mitte die Segolatform, links daneben (zum leichteren Vergleich mit der meist ähnlichen Grundform im Arabischen) die Form mit dem Personalsuffix -o (sein) und rechts daneben der Plural im Status absolutus angegeben. Die arabischen Wörter sind jeweils mit den hebräischen verwandt, in manchen Fällen haben sie eine zwar ähnliche, aber nicht gleiche Bedeutung, z. B. arab. sajt (Öl) – hebr. sajit (Olive).
Die arabischen Konsonanten entsprechen mit einer Ausnahme (arab. bukra mit Wurzel b-k-r – hebr. boqer mit Wurzel b-q-r) den hebräischen Konsonanten, wie sie auch sonst in verwandten Wörtern korreliert sind.
Deutsche Transkription (auch in den nachfolgenden Tabellen)
Die deutsche Transkription der arabischen und hebräischen Laute ist möglichst einfach für den deutschen Leser, deswegen phonetisch ungenau und vor allem nicht umkehrbar eindeutig. Sie soll nur dazu dienen, den Wechsel der Vokale im gleichen Wort sowie den Einfluss des Dagesch bei den Begadkefat /b/–/v/, /k/–/ḵ/, /p/–/f/ (im Arabischen immer /b/, /k/, /f/) zu zeigen. Darüber hinausgehende Vergleiche sind damit nicht möglich. Die Begadkefat sollen aber von anderen Lauten unterscheidbar sein: daher wird /v/ (Vet) von /w/ (Waw), /k/ (Kaf) von /q/ (Qof) und /ḵ/ (Chaf) von /ch/ (Chet) verschieden notiert, obwohl in der heutigen hebräischen Aussprache die Unterschiede oft nicht gemacht werden. Der Apostroph steht für den arabischen und hebräischen Kehllaut Ajin, den es im Deutschen nicht gibt. Auch hebräisches Alef wird im Wortinneren mit Apostroph transkribiert, um anzuzeigen, dass dort ein Kehllaut steht.
Wie schon in den Erläuterungen oben werden das Breve für flüchtige Vokale und das Makron für solche langen Vokale verwendet, die einen vormaligen Konsonanten als Mater lectionis in sich aufgenommen haben. Das Zeichen /ë/ bezeichnet ein Schwa, das auch in der heutigen Aussprache als kurzes /e/ realisiert wird. Ansonsten werden Vokale in der Transkription nicht danach unterschieden, mit welchem hebräischen Vokalzeichen sie geschrieben werden.
Dieselbe Silbenstruktur wie bei Segolata tritt auch im Zusammenhang mit Endungen auf, wobei dann nur einer oder zwei der drei letzten Konsonanten zur Wortwurzel gehören.
hebräisch | deutsch | ||
---|---|---|---|
mask. | fem. st. abs. | fem. st. constr. | |
meleḵ מֶלֶךְ | malka מַלְכָּה | malkat מַלְכַּת | König(in) |
isch אִישׁ | ischa אִשָּׁה | eschet אֵשֶׁת | Mann / Frau |
gvir גְּבִיר | gvira גְּבִירָה | gveret גְּבֶרֶת | Herrscher(-in) |
gever גֶּבֶר | gveret גְּבֶרֶת | Herr / Dame | |
ajjal אַיָּל | ajjala אַיָּלָה | ajjelet אַיֶּלֶת | Hirsch(-kuh) |
— | mivreschet מִבְרֶשֶׁת | Bürste | |
— | rakkevet רַכֶּבֶת | Eisenbahnzug | |
joschev יוֹשֵׁב | joschevet יוֹשֶׁבֶת | Sitzende(r) | |
mëdabber מְדַבֵּר | mëdabberet מְדַבֶּרֶת | Sprechende(r) | |
mëschugga' מְשֻׁגָּע | mëschugga'at מְשֻׁגַּעַת | Verrückte(r) | |
më'argen מְאַרְגֵּן | më'argenet מְאַרְגֶּנֶת | Organisator(in) | |
schofet שׁוֹפֵט | schofetet שׁוֹפֶטֶת | Richter(in) | |
schoter שׁוֹטֵר | schoteret שׁוֹטֶרֶת | Polizist(in) | |
fem. | mask. st. abs. | mask. st. constr. | deutsch |
schalosch שָׁלֹשׁ | schloscha שְׁלֹשָׁה | schloschet שְׁלֹשֶׁת | drei |
arba' אַרְבַּע | arba'a אַרְבָּעָה | arba'at אַרְבַּעַת | vier |
'eser עֶשֶׂר | 'ăsara עֲשָׂרָה | 'ăseret עֲשֶׂרֶת | zehn |
Im Hebräischen gibt es zwei feminine Endungen: den betonten Vokal /-a/ (Qamaz–He) und den Konsonanten /-t/ (Taw). Beide kommen jeweils in zwei Kontexten vor:
Weibliche Adjektivformen auf /-it/ sowie weiblich movierte Formen von Substantiven auf /-a/ bzw. /-at/ im Status constructus sind meist endbetont und daher keine Segolata.
Ein angehängtes /-t/ verbindet sich mit dem zweiten und dritten Wurzelkonsonanten in folgenden Fällen zu einer Segolatform:
Maskuline Zahlwörter, also solche, die mit maskulinen Substantiven verwendet werden, tragen Endungen wie feminine Substantive und umgekehrt; deswegen sind in der über den Zahlwörtern eingefügten Zwischenüberschrift die Wörter „maskulin“ und „feminin“ vertauscht. Der Status constructus der maskulinen Zahlwörter von 3 bis 10 wird durch ein angefügtes /-t/ bezeichnet, das bei 3, 4, 5, 6 und 10 eine Segolatform bildet, Beispiel: milchemet scheschet hajamim: Sechstagekrieg. Zahlwörter über 10 haben nur einen Status und ab 20 eine genusunabhängige Form (bis auf die Einerstelle in zusammengesetzten Zahlwörtern).
Im Plural wird bei diesen Wörtern die Pluralendung /-ot/ nicht an die Endung /-et/ angehängt, sondern ersetzt sie, wobei der Vokal davor wegfällt oder zu /a/ (Qamaz) wird. Die übrigen Beugungsformen werden ähnlich gebildet wie bei Segolata aus drei Wurzelkonsonanten.
hebräisch | deutsch |
---|---|
elef אֶלֶף | tausend |
alpajim אַלְפַּיִם | zweitausend |
arba'at ălafim אַרְבַּעַת אֲלָפִים | viertausend |
ofannajim אוֹפַנַּיִם | Fahrrad |
ofannajiḵ אוֹפַנַּיִךְ | dein(f) Fahrrad |
laschevet לָשֶׁבֶת | (zu) sitzen |
schalachat שָׁלַחַתְּ | du(f) hast gesandt |
Hier sind einige weitere Endungen zusammengestellt, die wie Segolata durch Aufsprengung einer Doppelkonsonanz am Wortende entstanden sind, wodurch die beiden letzten Silben dasselbe Vokal- und Betonungsmuster zeigen wie Segolata:
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