Schloss Dammsmühle
neobarockes Herrenhaus im Landkreis Barnim des Landes Brandenburg Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
neobarockes Herrenhaus im Landkreis Barnim des Landes Brandenburg Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Schloss Dammsmühle ist ein neobarockes Herrenhaus mit einer 28 Hektar großen umgebenden Fläche im Landkreis Barnim des Landes Brandenburg. Es befindet sich auf dem Gebiet des Ortes Schönwalde der Gemeinde Wandlitz.
Schloss Dammsmühle | ||
---|---|---|
Nordostseite des Schlosses über den Mühlenteich | ||
Daten | ||
Ort | Schönwalde | |
Architekt | Gustav Erdmann und Ernst Spindler | |
Baujahr | 1896 (auf heutigem Grundriss) | |
Koordinaten | 52° 41′ 38″ N, 13° 24′ 27″ O | |
Am Standort des heutigen Schlosses Dammsmühle befand sich schon im 16. Jahrhundert eine Mühle, die wahrscheinlich dem Zisterzienserkloster Lehnin gehörte, das seit dem 14./15. Jahrhundert im Besitz der Ländereien dieser Gegend war. Beim Bau einer neuen Mühle Mitte des 18. Jahrhunderts stießen die Bauleute auf Mühlsteine jener Zeit, die Spuren eines Brandes trugen. Um das Jahr 1650 befand sich an Stelle der Zisterziensermühle ein im Auftrag des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm errichtetes Jagdhaus.[1]
Das Gelände der früheren Mühle wurde 1755 von dem Berliner Lederfabrikanten Peter Friedrich Damm erworben, der das Alleinrecht besaß, die königlich preußische Armee mit Uniformteilen aus Sämischleder zu versorgen. Er errichtete das Gebäude des Schlosses Dammsmühle 1768 als zweigeschossiges Palais in einem Waldstück des Barnim, westlich des Dorfes Schönwalde in der Nähe des Mühlenbecker Sees. Königin Elisabeth Christine, die Gattin Friedrich II. soll sich dort mehrmals aufgehalten haben. Entsprechend der Mode der Rokoko-Zeit besaß das Schloss im Obergeschoss einen Theatersaal. Nach dem Tod Damms verfiel das Gebäude, weil es keinen Erben gab. Bei einer Zwangsversteigerung 1894 erwarb Leutnant Adolph Wollank das Anwesen und baute es zu einem Herrensitz aus. Er ließ das Gebäude von den Berliner Architekten Gustav Erdmann und Ernst Spindler in neobarockem Stil umbauen, aufstocken, mit einem Anbau versehen und einen Turm mit Zwiebelhaube hinzufügen.[2] Auf einer künstlichen Insel im Mühlteich ließ er ein Gebäude in Gestalt einer Moschee errichten, in dessen Inneren sich ein großer Tanzsaal befand.
Nach dem Tod Adolph Wollanks am 27. April 1915 verwaltete sein Bruder Otto Wollank das Schloss, das nun nach seinem Erbauer Dammsmühle genannt wurde. Adolph Wollank wurde auf dem Gelände des Schlosses in dem von ihm in Auftrag gegebenen Hubertuspavillon gegenüber dem Schloss beigesetzt. Der Pavillon ist heute nicht mehr vorhanden.[3] Das Schloss wurde 1919 an den Kaufmann Hermann Zirkel aus (Berlin-)Zehlendorf veräußert.
Zehn Jahre später, im Jahr 1929 erwarb der Brite Harry Goodwin Hart, damals Direktor des Unternehmens Unilever, das Grundstück. Nachdem Hart mit seiner jüdischen Frau Deutschland im Jahr 1938 verlassen musste, wurde er 1940 enteignet. Nun gelangte das Schloss in den Besitz von Heinrich Himmler. Von Januar bis Juli 1943 wurden 20 bis 25 Häftlinge aus dem KZ Sachsenhausen für Bau- und Instandhaltungsmaßnahmen eingesetzt.[4] Kurz vor Kriegsende schlug hier der Kommandeur der Berlin verteidigenden Wehrmachts-Heeresgruppe „Weichsel“, Generaloberst Gotthard Heinrici, sein Hauptquartier auf.
Nach dem Kriegsende 1945 wurde das Schloss von der Roten Armee besetzt. Im Jahre 1959 übernahm das Ministerium für Staatssicherheit der DDR das Haus und nutzte es bis 1989 als Jagdschloss. In dieser Zeit wurde es umgebaut, unter anderem wurde 1968 das bestehende Mansarddach durch ein Vollgeschoss ersetzt. Nach der Wiedervereinigung diente das Schloss kurzzeitig als Hotel.
Im Jahr 1997 erhielten die Erben von Harry Goodwin Hart das Grundstück zurückübertragen, die das Anwesen verkauften. Das Schloss verfiel durch jahrelangen Leerstand.
Im Jahre 2000 wurde das Areal von einem Berliner Konzertveranstalter (Messe & Eventbau Reissig Firmensitz Teltow-Fläming Brb aktuell) bis Oktober 2003 für Open-Air-Konzerte unterschiedlicher Genres genutzt, die jährlich zirka 30.000 Konzertbesucher anzogen und somit den Bekanntheitsgrad des Areals steigerten. 2003 fand dort das Freiluft-Musikfestival Nation of Gondwana statt.[5] Das vorgesehene Konzept, Schloss Dammsmühle zu einer Veranstaltungs- und Naherholungsstätte auszubauen, wurde letztendlich nicht verwirklicht. Das Gelände war somit dem weiteren Verfall, Vandalismusschäden und illegalen Müllablagerungen ausgesetzt.
Im Jahr 2008 ging das Anwesen an die Schlossgut Dammsmühle Management GmbH über, die das Gelände als Kulturerlebniswelt mit freiem Zugang für die Öffentlichkeit ausbauen wollte. Diese Gesellschaft schloss bereits im Folgejahr einen langfristigen Pachtvertrag mit dem Privatmann Gerd Matern. Matern begann nun tatsächlich mit einer schrittweisen Umgestaltung des Schlosses und des Parks. Dazu wurden seit dem Frühsommer 2009 zahlreiche Veranstaltungen vor Ort organisiert wie ein Schloss-Biergarten-Brunch, ein 3-Seen-Lauf für Jedermann rund um den Mühlenteich, eine Oldtimer-Show mit Rockkonzert, ein Spukfest usw. Darüber hinaus war die Wiederbelebung der Badetradition, auch in den Räumen des Schlosses, die Einrichtung eines Gourmetrestaurants, eines Nachtlokals und eines Cafés in der ehemaligen Kegelbahn geplant.[6] Zwischenzeitlich hat die Betreibergesellschaft ihre Aktivitäten eingestellt und Insolvenz angemeldet.
2017 wurde das Schloss an eine Berliner Eigentümergesellschaft verkauft, die dort umfangreiche Um- und Neubaumaßnahmen planen; das Bebauungsplanverfahren ist 2020 eröffnet worden.[7][8] Am 8. September 2020 fand in der Sporthalle des Ortsteils Schönwalde eine öffentliche Präsentation des Projektes statt. Unter anderem sollen der denkmalgeschützte Schlosspark, der Küchengarten, ein Teil des Technikstützpunktes samt dem entsprechenden Verbindungsweg unter Beachtung historischer Strukturen Berücksichtigung finden. Die Leitung des Projektes hat der Architekt Wolfgang Keilholz. Die ersten Arbeiten konzentrieren sich auf die Rekonstruktion des Schlossgebäudes, in dem zwei Restaurants, einige Gästezimmer, eine Bar, eine Bibliothek und gegebenenfalls sogar ein Kinoraum entstehen sollen. Diese Maßnahmen sollen im Herbst 2021 fertig gestellt werden. Der Investor rechnet mit Kosten von mindestens neun Millionen Euro. Im nächsten Arbeitsschritt folgen dann die Instandsetzung der gesamten Parkanlage, die Errichtung von neuen Gebäuden, ein Dreiseithof soll Gastronomie und Hotel aufnehmen. Eine Freizeit- und Erholungsanlage sowie Cottages auf der ehemaligen Fallobst-Wiese soll das Angebot dann abrunden. Auf dem Gelände des früheren Technikstützpunktes sind Parkplätze vorgesehen. Der neue Komplex soll im Wesentlichen der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen.[9]
Das malerische Anwesen diente mehrmals als Filmkulisse, folgende Filme bzw. Serien-Episoden wurden hier gedreht:
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.