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Maß für die Selbständigkeit einer geomorphologischen Landform Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Schartenhöhe, auch Prominenz, Schartentiefe oder relative Einsattelung genannt, ist ein Maß für die Selbständigkeit eines Gipfels, Bergs oder einer anderen geomorphologischen Landform. Neben der Dominanz ist sie ein wichtiges Kriterium, um einen Berg als solchen zu klassifizieren. Bei einer wenig ausgeprägten Erhebung, etwa auf einem Grat oder Plateau, ist die Schartenhöhe vergleichsweise gering, und man spricht dann von einem Nebengipfel oder einer Graterhebung.[1]
Die beiden Definitionen sind gleichbedeutend, wenn man davon absieht, dass die erste nicht auf den höchsten Berg der Erde angewendet werden kann, da kein höherer Gipfel existiert.
Der Begriff der relativen Einsattelung wurde von Klaus Hormann 1965 präsentiert.[4]
Lässt man den Meeresspiegel so lange ansteigen, bis auch die letzte Landverbindung zwischen Berg X und einer beliebigen höheren Landstelle überflutet wird, Berg X also den höchsten Punkt einer Insel zu bilden beginnt, dann ist die zuletzt überflutete Geländebrücke die Bezugsscharte von Berg X, und die Höhendifferenz zwischen der Scharte (oder dem gestiegenen Meeresspiegel) und seinem Gipfel ist seine Schartenhöhe.
Sieht man vom Mount Everest ab, kann man für jeden Gipfel jenseits der maßgeblichen Scharte (einschließlich des Meeresspiegels) zu mindestens einem höheren Berg gelangen. Einige dieser Berge mit gewissen Eigenschaften werden verschiedentlich als spezielle Bezugsberge für die Prominenz des betreffenden Gipfels gelistet. In der vorwiegend englischsprachigen Literatur werden sie als Parent Mountains bezeichnet. Einige gängige Konzepte werden im Folgenden vorgestellt.
Line Parent
Der Line Parent eines Gipfels ist der jenseits der Bezugsscharte dem Kammverlauf folgend nächstliegende höhere Gipfel, den man erreichen kann, ohne tiefer absteigen zu müssen. Da der Line Parent selbst eine gewisse Selbständigkeit aufweisen soll, muss für ihn eine Mindest-Schartenhöhe festgesetzt werden (vgl. Selbständigkeit von Bergen und Gipfeln im Hochgebirge). Je nachdem, welchen Wert man hier ansetzt, kann man zu unterschiedlichen Line Parents für denselben Gipfel gelangen.[5] Darüber hinaus wurden verschiedene Ansätze verfolgt, wie der Line Parent zu ermitteln ist, wenn sich z. B. der Grat jenseits der Bezugsscharte teilt und man die Wahl zwischen zwei höheren Bezugsbergen hat. So hat Ron Tagliapietra vorgeschlagen, den – gemessen entlang des Gratverlaufs – nächstgelegenen höheren Gipfel als Bezugsberg heranzuziehen, auch wenn dieser der niedrigere der beiden Kandidaten ist.[6]
Prominence Master
Der Prominence Parent eines Gipfels, oft auch als Prominence Master bezeichnet, ist der dem Kammverlauf folgend nächstliegende prominentere Gipfel, den man über die Bezugsscharte erreichen kann, ohne tiefer absteigen zu müssen. Der Prominence Master ist stets auch höher als der Ausgangsgipfel. Da er immer eine größere Schartenhöhe als der Ausgangsgipfel besitzt, kann man hier von einer Abstammung im eigentlichen Sinne sprechen. Gleichzeitig wird die Festlegung einer Mindestschartenhöhe, wie sie bei der Line Parentage erforderlich ist, vermieden. Für jeden Gipfel lässt sich damit eine Reihe immer höherer und prominenterer Berge ermitteln, die mit dem Gipfel beginnt und beim höchsten Berg der jeweiligen Landmasse (Insel oder Kontinent) endet.[7]
Dennoch ist auch der Prominence Master damit nicht in jedem Fall, etwa bei Gratverzweigungen hinter der Bezugsscharte, eindeutig bestimmt. Der Engländer Peter Ridges hat daher eine Entscheidungsregelung formuliert, nach der als Parent derjenige Gipfel gilt, dessen niedrigster Punkt im Kammverlauf nach der Gratverzweigung höher liegt als der niedrigste Punkt auf dem Verbindungskamm eines weiteren Kandidaten (»higher lowest point property«).[8]
Island Parent
Vergleichbar zur obigen Definition der Schartenhöhe kann man sich vorstellen, dass der Meeresspiegel soweit steigt, bis die letzte Verbindung zu einem höheren Berg als Landzunge gerade noch aus dem Wasser ragt. Somit ist der Gipfel mit einer weiteren Landmasse zu einer einzigen Insel verbunden, deren höchste Erhebung als Island Parent oder Encirclement Parent bezeichnet wird. Abgesehen von einigen Spezialfällen, etwa Kratern mit Zentralbergen, kann man sich den Island Parent als höchsten Gipfel vorstellen, der ausgehend von der jeweiligen Bezugsscharte über einen in jedem Punkt höher als die Scharte liegenden Weg erreicht werden kann. Er ist damit auch der nächsthöhere Berg, dessen eigene Bezugsscharte niedriger liegt als die des betrachteten Berges. Anders als Line Parent und Prominence Master ist der Island Parent von vornherein eindeutig bestimmt. Wie bei der Prominence Parentage lässt sich für jeden Gipfel eine eindeutige »Abstammungslinie« mit prominenteren Island Parents ermitteln.[9]
Während jeder Berg genau eine Bezugsscharte hat und jede Scharte Bezugsscharte für genau einen Berg ist, können mehrere Berge den gleichen Parent Mountain haben.
Berge | 150 m |
Berggruppen | 500 m |
Hauptgruppen | 1000 m |
Großgruppen | 2000 m |
Hormann[4] hat zur geomorphometrischen Klassifikation von Gebirgsgruppen das Maß der relativen Einsattelung entwickelt (vgl. Tabelle). Im Unterschied zu Bergen sind die eingangs genannten Definitionen nicht gleich, weil eine Gebirgsgruppe nicht von einer geschlossenen Höhenlinie umgeben sein muss (bzw. einer, die keinen höheren Gipfel enthält): Hier ist die Prominenz der Gruppe aber immer die Schartenhöhe ihres höchsten Berges über der höchsten Scharte ihrer Umgrenzungslinie.
Tatsächlich haben sich solche Systeme im Alpinismus nicht durchgesetzt, weil die Gruppen – außer metrisch präzise bestimmt zu sein – kaum Vorteile haben. Insbesondere sind die so erzielten Gliederungen wenig flächengleich: So findet sich in den Alpen unter den zehn Bergen mit höchster Schartenhöhe mit dem Hochkönig (Gruppe Berchtesgadener Alpen und Dientener Berge) eine im Vergleich zu den anderen Dominanzgruppen sehr kleine Gruppe, und unter den 13 Bergen mit Schartenhöhen von mehr als 2000 m mit dem Säntis (Alpsteingebiet) eine weitere.
In den Alpen gilt nach einer von der UIAA getroffenen Festlegung eine Erhebung als Gipfel, wenn ihre Schartenhöhe mindestens 30 Meter beträgt.[12] Um bei einem Gipfel auch von einem eigenständigen Berg zu sprechen, werden für die Alpen ein Mindestmaß von ca. 100[13] bis 300[14] Metern Schartenhöhe genannt. Im Himalaya sind sogar 500[15] Meter als Wert zu finden.
Für die weltweit gut 1500 Berge mit einer Schartenhöhe von mehr als 1500 Metern (davon liegen 44 in den Alpen) findet sich in der englischen Literatur die Bezeichnung Ultra Prominent Peak.[14][16]
Über die objektiven Kriterien wie Dominanz und Schartenhöhe hinaus sind jedoch in der Praxis auch subjektive Faktoren für die Bezeichnung als Berg bestimmend. So können etwa die alpinistische Bedeutung, die Aussicht vom Gipfel, die optische Dominanz vom Tal aus oder der Eintrag auf einer Landkarte entscheidend dafür sein, dass eine Erhebung als Berg bezeichnet wird. Es gibt also sowohl bekannte und alpinistisch bedeutende Gipfelpunkte mit sehr niedrigen Schartenhöhen als auch umgekehrt Berge, die trotz hoher Eigenständigkeit nicht einmal benannt sind.[13]
Auch im Mittelgebirge wird die Schartenhöhe zur Bestimmung der Eigenständigkeit von Bergen herangezogen. Dies macht eine Anpassung der Zahlen erforderlich, da die Höhenunterschiede dort geringer sind als im Hochgebirge und Schartenhöhen von 300 m höchst selten sind. Für die Eigenständigkeit von Gipfeln werden dabei je nach Höhenlage Mindestschartenhöhen von 11 bis 14 Metern verwendet.[17] Allerdings fehlen bislang verbindliche Werte, die alle für Mittelgebirge relevanten Höhenlagen erfassen und allgemein anerkannt sind. Die Festlegung einheitlicher Werte für die Mindestschartenhöhe eigenständiger Mittelgebirgsgipfel wird durch den Umstand erschwert, dass die Berge hier traditionell über deren subjektives Erscheinungsbild definiert werden und gemeinhin keine Notwendigkeit gesehen wird, über die Schartenhöhe eine Neudefinition vorzunehmen. Nicht zuletzt deshalb ist der Begriff Schartenhöhe in Literatur und allgemeinem Bewusstsein in Bezug auf Mittelgebirge deutlich weniger etabliert als im Hinblick auf Hochgebirge.
Theorie:
Zu Bergen:
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