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Kaufmann und erster namentlich bekannte Herrscher eines slawischen Reiches Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Samo (* um 600; † um 658/659) war nach der Fredegarchronik, der einzig bekannten Quelle, ein aus dem Frankenreich stammender Kaufmann und der erste namentlich bekannte Herrscher eines slawischen Reiches. Um 623/624 gründete er das in Mitteleuropa gelegene Reich des Samo (lateinisch: regnum Samoni), welches Samo bis zu seinem Tod 35 Jahre lang als König (rex) regiert haben soll. Das weitere Schicksal des Reiches nach Samos Tod ist unbekannt. Sein Zentrum befand sich vermutlich im südlichen March-Gebiet, das heißt dem heutigen Mähren, Niederösterreich und der Südwest-Slowakei. Seine genaue Ausdehnung ist aber umstritten.
Das Reich des Samo gilt als das erste bekannte politische Gebilde der Slawen. Es war noch kein „Staat“, sondern eher ein Stammesbund oder eine höhere Stufe eines Stammesbundes, eine Konföderation mehrerer mehr oder weniger selbstständiger „Fürstentümer“ (ducates).
Die schriftlichen Quellen zu Samo und seinem Reich sind spärlich. Die einzige zeitgenössische Quelle, die von den Ereignissen berichtet, ist die Fredegarchronik (IV 48 und IV 68) aus dem 7. Jahrhundert. Deren zweiter Teil, in dem die Geschichte der Franken zwischen 584 und 642/643 beschrieben wird, gilt als Hauptquelle der merowingischen Geschichte dieser Zeit. Das Problem dieser Quelle ist, dass sie ausschließlich die fränkische Perspektive enthält, Ereignisse, die keinen Bezug zum Frankenreich hatten, nicht erwähnt werden und ein Korrektiv für die slawische Sicht nicht zur Verfügung steht.
Alle anderen Quellen sind von der Fredegarchronik abgeleitet und erheblich jünger. Dabei handelt es sich um die Gesta Dagoberti aus dem ersten Drittel des 9. Jahrhunderts aus der Abtei Saint-Denis bei Paris sowie vor allem um die um 870 verfasste Conversio Bagoariorum et Carantanorum aus Salzburg, einem Zentrum des bayerischen Klerus, die aber in mehreren Teilen von den Gesta Dagoberti abgeleitet ist.
In der Fredegar-Chronik (IV, 48) wird ein homo nomen Samo, natione Francos, de pago Senonago genannt (Ein Mann namens Samo, fränkischer Herkunft, aus dem Gau von „Senonago“). Dieser Satz kann jedoch unterschiedlich übersetzt und gedeutet werden. Teilweise wird heute davon ausgegangen, dass Senonago der heutigen französischen Stadt Sens südöstlich von Paris entspricht. Anderen Quellen zufolge handelt es sich beim Senonago allerdings um Soignies oder Sennegau. Mit „natione Francos“ wurden in Quellen im 7. Jahrhundert allgemein die Bewohner des Frankenreichs bezeichnet.
Heute eher sekundär sind andere Deutungen, die jedoch recht zahlreich sind. So wird Samo entgegen den Angaben in der Fredegar-Chronik als Slawe gesehen, vor allem aufgrund einiger Angaben in der Conversio Bagoariorum et Carantanorum (siehe dazu unten den Abschnitt zur geographischen Lage). Neuerdings wird manchmal das Wort Samo als altslawischer Rangtitel betrachtet: Samo soll „Herr“ oder „Selbstherrscher“ bedeuten, vor allem da „samo-“ in slawischen Sprachen „selbst-“ bedeutet. Es gibt aber auch bereits veraltete Ansichten, dass Samo eine Abkürzung des slawischen Namens Samoslav ist. Und schließlich könnte der Name vom hebräischen Samuel abgeleitet sein.
Die Slawen ließen sich spätestens um 500 in der heutigen Südslowakei, im Laufe des 6. Jahrhunderts auch in Mähren, im nördlichen Niederösterreich, nordwestlichen Böhmen, in Kärnten, Osttirol, im Salzburger Lungau und in der Steiermark, im nördlichen Slowenien und im nördlichen Kroatien nieder. Vereinzelte Slawen gab es auch im heutigen Ungarn. Die Gebiete um die mittlere Donau wurden von Langobarden und Gepiden beherrscht. Südlich davon befand sich das Byzantinische Reich, östlich und nördlich all dieser Gebiete lebten ausschließlich Slawen und westlich der Gebiete befand sich das Frankenreich.
In dieser Situation kamen 567 aus Asien die nomadischen Awaren in das heutige Ostungarn. Danach schlugen sie in einer Allianz mit den Langobarden die Gepiden vollständig, die als selbständiger Verband untergingen. 568 drängten sie auch die Langobarden zu einer Umsiedlung nach Norditalien, siedelten sich nun auch im heutigen Westungarn an und gründeten dort ihr Kaganat. Dieses mächtige Awarenreich unterwarf am Ende des 6. Jahrhunderts die Slawen in den besetzten Gebieten und in den Grenzgebieten.
Der Text der Fredegar-Chronik setzt im Jahre 623/624 ein, im 40. Regierungsjahr des fränkischen Königs Chlothar II. In diesem Jahr unternahm dieser Quelle zufolge der negucians (vielleicht Unterhändler) Samo mit seinen Gefährten eine Handelsreise zu den „auch als Wenden bezeichneten Slawen“. Trotz eines fränkischen Verbotes lieferte Samos Karawane, genauso wie damals andere Kaufleute aus Gallien, vermutlich vor allem Waffen an die Slawen. Die „Karawanen“ waren zu dieser Zeit militärisch gut ausgerüstet und geschützt, und sie wurden von Kriegern begleitet. Gelegentlich wird die nicht durch Quellen belegbare Ansicht vertreten, Samo sei ein Sklavenhändler gewesen, der sich bei den Slawen neue „Ware“ holte.
Zu dieser Zeit begannen die Slawen einen Aufstand gegen die awarische Oberhoheit. Die Gründe waren den Quellen zufolge, dass sie gezwungen waren, in den ersten Reihen in der awarischen Armee zu kämpfen, dass sie den Awaren hohen Tribut leisten mussten, sowie dass die Awaren bei den Slawen alljährlich den Winter verbrachten und mit ihren slawischen Frauen Kinder zeugten. Die Aufständischen waren den Quellen zufolge Kinder awarischer Väter und slawischer Mütter. Der Aufstand brach in einer Zeit aus, als sich die Awaren, zusammen mit den Persern und von südlichen Slawen unterstützt, zur Eroberung von Konstantinopel anschickten, und war vielleicht dank diesem Umstand erfolgreich. Die Awaren erlitten 626 zusammen mit den Sassaniden bei der Belagerung von Konstantinopel eine schwere Niederlage.
Samo und seine Gruppe nahmen nach ihrer Ankunft bei den Slawen zwangsläufig am Kampf der Slawen gegen die Awaren teil und seine „militärische Fähigkeit“ verhalf laut Fredegar-Chronik den Slawen zum Sieg. Die Forscher interpretieren diesen Teil so, dass entweder Samo selbst ein guter Kämpfer oder Kampfführer war oder dass die militärische Begleitung seiner Karawane sehr hilfreich war bzw. dass Samos Hilfe in der Lieferung von Waffen und in der Kontaktaufnahme mit dem fränkischen König bestand. Daraufhin wurde Samo laut Fredegar-Chronik von den Slawen wegen seiner entscheidenden Beteiligung an einer siegreichen Schlacht zum rex („König“) gewählt. Manche Historiker ziehen die Begriffe „Anführer“ oder „Fürst“ vor. Rex war zumindest derselbe Titel, den auch der Herrscher des Frankenreichs trug. Dabei ist nicht ausgeschlossen, dass Samo von Dagobert I., dem Sohn Chlothars, der zu dieser Zeit von seinem Vater als Unterkönig im austrasischen Reichsteil eingesetzt worden war, zu den Slawen ausgesandt wurde. Das Ziel einer solchen Aktion war möglicherweise, eine weitere Macht zwischen den Awaren und dem fränkischen Reich aufzubauen und sein Reich so vor awarischen Angriffen zu schützen. Andere sehen dagegen in Samo einen „Kompromisskandidaten“, auf den sich mehrere slawische Anführer einigen konnten. Die Wahl fiel demnach auf einen Fremden, um nicht einen der konkurrierenden Anführer gegenüber den anderen zu bevorzugen.
Samo passte sich dem neuen kulturellen Umfeld rasch an. In der Fredegar-Chronik wird erwähnt, dass er zwölf slawische Frauen und mit ihnen 22 Söhne und 15 Töchter gehabt habe. Dabei soll es sich den Ansichten einiger Historiker zufolge um Frauen aus den verschiedenen von Samo beherrschten Fürstentümern gehandelt haben, das heißt um „politische Heiraten“, woraufhin sich auch zwölf Stämme unter seiner Führung zusammengeschlossen hätten. Angesichts der vielfältigen Bedeutung der Zahl im Mittelalter sollte die Verlässlichkeit dieser Angabe jedoch nicht überschätzt werden. Unter Samos Herrschaft sollen die Slawen noch weitere erfolgreiche Kriege gegen die Awaren geführt haben.
Ansonsten informiert die Fredegar-Chronik über das Reich des Samo nur insofern, als es einen Bezug zu den Franken gab. So wird angegeben, dass das von den Awaren befreite Gebiet von weiteren fränkischen Kaufleuten aufgesucht wurde. Im Jahr 631/632 beraubten und töteten Slawen eine Gruppe fränkischer Kaufleute. Daraufhin schickte Dagobert Gesandte in Samos Reich, um Wiedergutmachung für diesen Mord und Diebstahl zu verlangen. Es wird angenommen, dass Dagobert diesen Zwischenfall zum Anlass nahm, eine intensivere „Ostpolitik“ zu beginnen. Allerdings gehörte der Schutz der fränkischen Untertanen auch innerhalb eines fremden Machtbereichs zu den Aufgaben des Königs. Die Verhandlungen, die ein Sicharius im Auftrage König Dagoberts führte, blieben erfolglos. Die Fredegar-Chronik beschreibt sie wie folgt:
… wie es bei den Heiden und törichten Hochmütigen üblich ist, machte Samo nichts von dem, was sein Volk verbrochen hatte, wieder gut, sondern er wollte nur … dass gegenseitig Recht und Gerechtigkeit hinsichtlich dieser und anderer Anschuldigungen, die sich zwischen den Parteien ergaben, geltend gemacht wird. Sicharius … sprach Samo gegenüber unangebrachte [ungerechte/beleidigende] Worte, die ihm nicht auferlegt worden waren, ja sogar Drohungen aus, dass Samo und sein Volk Dagobert zum „servicium“ [Dienstbarkeit oder Unterstellung unter seine Macht] verpflichtet sind. Samo antwortete bereits mit Wut: „Das Land, welches wir innehaben, ist das Land Dagoberts, und wir sind auch die seinen, vorausgesetzt jedoch, dass er anordnet, dass mit uns Frieden gehalten wird.“ Sicharius sagte: „Es ist nicht möglich, dass Christen und Diener Gottes Freundschaft mit Hunden schließen.“ Samo erwiderte: „Wenn ihr die Diener Gottes seid und wir die Hunde Gottes, [dann] während ihr ununterbrochen gegen Gott handelt, nahmen wir uns die Erlaubnis, euch mit unseren Zähnen in Stücke zu reißen.“ Dann warf Samo Sicharius hinaus.
Im selben Jahr wurde ein großangelegter Feldzug Dagoberts mit drei oder vier Heeren gegen Samo geführt. (Das vierte Heer wird in der Fredegar-Chronik später nicht mehr erwähnt.) Die verbündeten Alamannen unter Herzog Chrodobert griffen die Randgebiete des Samo-Reichs an. Die verbündeten friulanischen Langobarden fielen sehr wahrscheinlich von Süden ein und besetzten die „regio Zellia“, wohl im heutigen Gailtal in Kärnten gelegen. Das austrasische Hauptheer (vielleicht von Dagobert selbst angeführt) sollte in das Herz des Reiches vordringen. Den einzelnen Heeren gelang es jedoch nicht, sich zu vereinigen. Während die ersten beiden Teilheere siegreich mit vielen Gefangenen zurückkehrten, wurde das austrasische Hauptheer nach einer dreitägigen vergeblichen Belagerung eines Ortes Wogastisburg, dessen Lage unbekannt ist, geschlagen. Die übrig gebliebenen Kämpfer Dagoberts mussten fliehen und sämtliche Waffen und Zelte zurücklassen. Der Versuch, Samo zu unterwerfen, war damit gescheitert.
Daraufhin unternahmen die Slawen unter Samo mehrfach Einfälle in Thüringen und im östlichen Frankenreich, worauf auch Derwan (Dervan), ein bis dahin den Franken unterstehender Fürst (dux) der im Elbe-Saale-Gebiet ansässigen Sorben, von den Franken abfiel und sich Samo anschloss (Dervanus dux gente Surborium que … ad regnum Francorum iam olem aspecserant). Seine Erwähnung ist der erste Quellenbeleg für die Anwesenheit von Slawen nördlich des Erzgebirges. Möglicherweise waren auch (West-)Böhmen und die Gebiete der Bavaria Slavica Bestandteil des Samo-Reiches.
Die Slawen unternahmen später weitere Einfälle in das Frankenreich, was Dagobert zu Maßnahmen zum Schutz der Ostgrenze seines Reiches zwang. So ernannte er 633 seinen Sohn Sigibert zum König Austrasiens. Weitere Angaben über Samos Reich fehlen, so dass vermutlich bis zu Samos Tod keine nennenswerten Auseinandersetzungen zwischen den Franken und Samo mehr stattgefunden haben. Aus der Dauer seiner Herrschaft, die mit 35 Jahren angegeben wird, lässt sich schließen, dass Samo um das Jahr 658 verstarb.
Da für das heutige Tschechien und die Slowakei für die folgenden 150 Jahre (633/658 – 791) keine schriftlichen Quellen verfügbar sind, ist das Schicksal des Reiches unklar. Aufgrund archäologischer Funde ist bekannt, dass die Awaren um 650 in die heutige südliche Slowakei und im 8. Jahrhundert auch nach Südmähren zurückkehrten und dort von da an mit den Slawen weiterlebten. Die Slawen in nördlicheren und westlicheren Gebieten waren offenbar unabhängig von der awarischen Oberherrschaft. Im Frankenreich kam es nach dem Tod von Dagobert (639) zu einer Krise, in der die Franken kaum eine Bedrohung für die benachbarten Slawen darstellten. Es erscheint also durchaus möglich, dass einige politische Strukturen des Reiches des Samo Bestand hatten.
Die schriftlichen Quellen setzen erst am Ende des 8. Jahrhunderts im Zusammenhang mit dem Kampf der Franken unter Karl dem Großen gegen die Awaren (788/791–796/803) wieder ein, die dabei 799 oder 802/803 geschlagen wurden. Karl der Große wurde bei diesen Kämpfen von Slawen unterstützt (z. B. 791, 795) und die Slawen führten auch ihren eigenen Kampf (z. B. „infestationes Sclavorum“ 802–805). Zu dieser Zeit existierten im mittleren Donauraum zwei slawische Fürstentümer, das Mährische und das Nitraer Fürstentum (siehe Mährerreich). Ein politischer und institutioneller Zusammenhang zwischen dem Reich des Samo und den beiden Fürstentümern muss dabei jedoch nicht bestanden haben, allerdings konnte eine Siedlungs- und kulturelle Kontinuität archäologisch belegt werden. Diese Kontinuität kann zwar für die Rekonstruktion politischer Prozesse nicht herangezogen werden, sie schuf aber die wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen für die Entstehung der beiden Fürstentümer bzw. Großmährens. Zudem wird der Sachverhalt, dass von den Slawen in Mähren und der Slowakei – im Unterschied zu anderen Slawen vor allem in Böhmen und Polen – bereits zum Zeitpunkt der Entstehung Großmährens keine Stammesnamen mehr bekannt sein sollen (es werden immer nur die Mährer oder die mährischen Slawen oder die slověne erwähnt, siehe z. B. die aus dem 9. Jahrhundert stammende Auflistung bei dem Geographus Bavarus), dahingehend gedeutet, dass hier schon früher festere Herrschaftsstrukturen als die Stammesbünde und damit wohl mögliche Nachfolger des Samo-Reiches entstanden waren. Zumindest in der deutschsprachigen Forschung wird meist davon ausgegangen, dass Samos Herrschaft nach seinem Tod um 660 zerfiel und nicht traditionsbildend wirkte. Als Begründung dieser Ansicht wird angegeben, dass die wirtschaftlichen und sozialen Strukturen in diesem Gebiet allgemein noch nicht so fortgeschritten waren, dass ein Gebilde wie das Reich des Samo längerfristig hätte überleben können.
Die Lage des Samo-Reiches ist umstritten. Die Gründe hierfür sind ein Mangel an schriftlichen Quellen sowie Uneinigkeit bei der genauen Datierung der archäologischen Funde (Avenarius 2002). Im Folgenden sollen einige der bisherigen Lokalisierungsvorschläge genannt und die Argumente dafür und dagegen vorgestellt werden.
Die tschechischen Forschungsmeinungen, wie sie insbesondere von Michal Lutovský und Naďa Profantová geäußert wurden, gründen im Wesentlichen auf dem bereits in den 1960er und 1970er Jahren erreichten Forschungsstand, besonders auf Ján Dekan. Das Zentrum des Reiches befand sich demnach im heutigen Mähren und im angrenzenden Niederösterreich sowie in der Westslowakei[1]. Das Reich umschloss aber auch das Gebiet der Sorben unter Dervanus, sicher auch (West-)Böhmen und vielleicht auch die Südwestslowakei (das Gebiet der Lausitz ist mit Sicherheit zu streichen, siehe bei Wogastisburg). Manche Wissenschaftler rechnen auch die an Tschechien angrenzenden Gebiete Bayerns und Oberösterreichs hinzu. Die Zugehörigkeit Karantaniens wird entweder völlig ignoriert oder als zweifelhaft gewertet. Die Zugehörigkeit Böhmens wird vor allem damit begründet, dass sich auch die Sorben im Elb-Saale-Gebiet seit den 630er Jahren Samo angeschlossen hatten. Andere Forscher nehmen jedoch an, dass die Zugehörigkeit (West-)Böhmens wegen der großen Entfernung zu den Awaren eher unwahrscheinlich ist und nur vorübergehend war.
Der Slawenaufstand, der zur Entstehung des Reiches führte, soll sich nach Ansicht der meisten slowakischen und tschechischen Forscher am nordwestlichen Rand des Awaren-Reiches, wohl irgendwo im Raum um Bratislava, abgespielt haben. Der Grund hierfür liegt darin, dass der Fredegar-Chronik zufolge die Aufständischen Kinder awarischer Väter und slawischer Mütter gewesen sind, woraus folgt, dass es ein Gebiet gewesen sein musste, das die Awaren mindestens seit einer Generation aufsuchten. Des Weiteren findet sich hier die Angabe, dass die Awaren zu den Slawen regelmäßig zum Überwintern kamen. Somit musste es sich wohl um ein slawisches Gebiet am Rande des Awaren-Reiches handeln. Zu einer Vermischung awarischer und slawischer Kulturelemente ist es archäologischen Quellen zufolge nur im Raum Bratislava, insbesondere im heutigen westlichen Bratislava (Bratislava-Devínska Nová Ves, Bratislava-Záhorská Bystrica), d. h. in der Umgebung von Bratislava-Devín, gekommen. Dieser Raum zählt auch zu den Gebieten mit den ältesten nachweislich slawischen Funden Mitteleuropas (um 500) und es lag auf einem sehr wichtigen Donauhandelsweg. In der älteren Forschung wurde das Gebiet des Aufstands jedoch häufig in Karantanien vermutet.
Abgesehen vom Ort des Aufstands bieten die slowakischen Forschungen ein zum Teil abweichendes Bild. Das Zentrum des Reiches soll sich hiernach ebenso irgendwo in diesem Raum bzw. im sonstigen südlichen March-Gebiet befunden haben. Zumindest hatte das Zentralgebiet sicher auch „Ausläufer“ im heutigen Südmähren und östlichen Niederösterreich, was vor allem damit begründet wird, dass die awarischen Funde aus Mähren und Niederösterreich etwas später datiert werden. Gegen die Lage des Zentrums (nicht des Aufstands!) im Raum Bratislava soll allerdings die Lage direkt an der Grenze des Awaren-Reichs sprechen (Tatiana Štefanovičová). Zu Böhmen heißt es meistens, dass es gar nicht oder vielleicht erst ab den 630er Jahren zum Reich gehörte. Nach anderen Ansichten gehörte auch das Gebiet um die Stadt Nitra zum Samo-Reich. Die Annahme, dass Karantanien ebenfalls dazugehörte, sei entweder veraltet oder umstritten oder Karantanien nur vorübergehend Teil des Reiches gewesen. Für die Zugehörigkeit der Slowakei spricht unter anderem eine Datierung der Funde, nach der die Awaren in die südwestliche Slowakei etwa nach 650 wieder zurückkehrten. Die früher geäußerte Vermutung, dass das Zentrum des strategisch besonders gut gelegenen Burghügels Devín (heute Teil von Bratislava) war, konnte archäologisch nicht nachgewiesen werden (siehe dazu unter Devín).
Die Lage in Karantanien (ungefähr heutiges Kärnten, Osttirol, Steiermark und Slowenien) bleibt wohl in allen Interpretationen möglich, da in der Conversio Bagoariorum et Carantanorum behauptet wird, dass Samo ein Herrscher der Karantanen war und dass das Zentrum des Reiches in Karantanien lag. Dagegen wird nun der Einwand erhoben, dass es sich zum einen um eine Verwechslung von Karantanien und Carnuntum handeln würde, die im frühen Mittelalter üblich war, und zum anderen einer der Herrscher Karantaniens namens Valuk (Walluc) bekannt ist. Außerdem waren die hiesigen Slawen bis 630 unter der Oberhoheit der Langobarden.
Es gab weitere Theorien, die das Zentrum von Samos Herrschaft im Wiener Raum (Wolfgang Fritze) oder in Ostfranken (Heinrich Kunstmann) suchten. In Deutschland wurde zuletzt von Martin Eggers eine umstrittene These veröffentlicht, nach der das Reich in Böhmen und dem Main-Gebiet zu finden sei.
Schließlich gibt es neuerdings Versuche, Fredegars Text im Einklang mit den archäologischen Funden etwas freier aufzufassen. So gibt es Mutmaßungen, dass der Aufstand nicht gegen die awarische Oberherrschaft gerichtet war, sondern gegen den Versuch der Awaren, nach Nordwesten vorzudringen. Eine Annahme besagt, dass der Aufstand ursprünglich mitten im Awaren-Reich begann, sich die Aufständischen dann aber in das nordöstliche Randgebiet verschoben (Jan Steinhübel). In der älteren Forschung wurden – sei es nun aufgrund archäologischer Funde oder aus anderen Gründen – unter anderem Mikulčice, Olmütz, Wien und Bratislava als mögliche Zentren genannt. Diese Annahmen werden heute größtenteils abgelehnt.
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