Loading AI tools
österreichischer Hörfunksender Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Radio Agora (Eigenschreibweise: Radio AGORA) ist der einzige nichtkommerzielle Radiosender in Kärnten. Das Programm ist werbefrei und ein-, zwei- und mehrsprachig und wird im Rahmen des Offenen Zugangs[2] von interessierten freien Radiomachern aus allen Alters- und Gesellschaftsgruppen produziert und gestaltet. Für die slowenische Volksgruppe gibt es während des Tages ein zwölfstündiges Programmangebot in slowenischer Sprache. Acht Stunden der Tagessendeschiene gestaltet die slowenische Redaktion des ORF Landesstudio Kärnten[3] und vier Stunden sendet Radio Agora 105,5 ein slowenischsprachig moderiertes Programm, das sowohl von redaktionellen Mitarbeitern als auch freien Radiomachern gestaltet wird.[4] Um das beiderseitige Interesse und das Verständnis für die Kultur und Sprache zwischen beiden Bevölkerungsgruppen zu fördern, moderiert Radio Agora 105,5 immer wieder auch Sendungen und vor allem Liveübertragungen am Abend slowenisch und deutschsprachig. Von 18.00 Uhr bis 06.00 Uhr wird das Programm ein-, zwei- und mehrsprachig von freien Radiomachern gestaltet.[4] Die Abkürzung Agora steht sowohl für „Arbeitsgemeinschaft offenes Radio“ als auch „Avtonomno gibanje odprtega radia“. Gleichzeitig ist es eine Anlehnung an das griechische Wort Agora, welches den zentralen Versammlungs- und Marktplatz im antiken Griechenland bezeichnet.[1] Träger des Radios ist ein gemeinnütziger Verein, der 1989 gegründet wurde. Der volle Vereinsname lautet „Agora-Verein Arbeitsgemeinschaft offenes Radio/Avtonomno gibanje odprtega radia“ (ZVR-Zahl 224485150),[5] gesendet wird unter dem Namen „Radio Agora 105,5“.
Radio AGORA | |
Hörfunksender (privat) | |
Programmtyp | Vollprogramm, Freies Radio, nichtkommerzieller Rundfunk |
---|---|
Empfang | analog terrestrisch, Internetstream |
Empfangsgebiet | 2/3 von Kärnten, die steirischen Gemeinden Soboth, Leutschach und Bad Radkersburg |
Sendestart | 26. Oktober 1998[1] |
Eigentümer | Agora-Verein Arbeitsgemeinschaft offenes Radio / Avtonomno gibanje odprtega radia |
Geschäftsführer | Gabriel Lipuš |
Reichweite | technische Reichweite 600.000 analog terrestrisch, lt. RTR |
Liste von Hörfunksendern | |
Website |
Bis in die 1990er Jahre herrschte in Österreich noch ein Rundfunkmonopol. Senden durfte nur der Österreichische Rundfunk (ORF). Private Radiobetreiber und -interessierte mussten, weil es keine Möglichkeit gab, eine Lizenz zu erhalten, aus dem Untergrund senden. Die Piratenradios[6] waren geboren. Der Verein Agora nützte die Möglichkeit, von Italien aus ein Programm nach Kärnten/Koroška auszustrahlen. Unter dem Namen „Drugačni Radio za Koroško/das andere Radio für Kärnten“ wurde 1990 bis 1991 samstags und sonntags ein slowenisch-deutschsprachiges Programm gesendet.[7][6] 1990 brachte Agora (neben vier weiteren Beschwerdeführern[6]) eine Beschwerde gegen das Rundfunkmonopol beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg ein, u. a. mit der Begründung, dass das Rundfunkmonopol den Zugang zum Medium Hörfunk vor allem für Minderheiten erschwere. 1993 kam es dann zum Durchbruch, als durch das Urteil von Lentia[8] das Rundfunkmonopol in Österreich für unzulässig erklärt wurde.[7][6] Die Grundlage, dass nichtkommerzielle Privatradios (= Freie Radios) und kommerzielle Privatradios in Österreich senden konnten, war damit gelegt. (Als erstes Privatradio nahm der kommerzielle Sender „Antenne Steiermark“ 1995 seinen Sendebetrieb auf).[9]
1997 plante der Verein Agora, sich für die ausgeschriebene Hörfunkzulassung für das „Siedlungsgebiet der slowenischen Volksgruppe in Kärnten“ zu bewerben. Da auch das kommerzielle Privatradio „Radio Korotan GmbH“ dieselbe Zulassung beantragen wollte, verständigten sich die beiden Antragsteller auf einen gemeinsamen Antrag und einigten sich darauf, im Fall der Bewilligung die Frequenzen zu jeweils zwölf Stunden zu bespielen. Um den gesetzlichen Richtlinien zu entsprechen, wonach die Hörfunkzulassung nicht geteilt, sondern nur an einen Betreiber vergeben werden kann, gründeten der Verein Agora und Radio Korotan GmbH eine Gesellschaft, die Agora Korotan AKO Lokalradio GmbH, an der beide Radiobetreiberinnen zu gleichen Teilen als Gesellschafterinnen beteiligt waren, und die als Antragstellerin gegenüber der KommAustria[10] auftrat.
1998 wurde der Agora Korotan AKO Lokalradio GmbH der Betrieb genehmigt und nach einer Novellierung des Rundfunkgesetzes am 18. Juni 2001 die Hörfunkzulassung KOA GZ KOA 1.216/01-10[11] auf zehn Jahre erteilt. Die Agora Korotan AKO Lokalradio GmbH blieb bis 20. Juni 2011 Lizenzhalterin.
Am 26. Oktober 1998 (nach Erteilung der Hörfunkzulassung) erfolgte der Sendestart von Radio Agora 105,5. Unter dem Slogan „Svež veter v koroški eter/frischer Wind im Kärntner Äther“ bzw. „Svobodni Radio Agora/das freie Radio Agora“ wurden täglich zwölf Stunden Programm gesendet, wobei die in Kärnten ansässige slowenische Volksgruppe von Anfang an gleichberechtigt mit einbezogen wurde.[7][6]
2001 fanden parallel Gespräche mit der „Radio Korotan GmbH“ und dem ORF statt. Verhandelt wurde ein gemeinsam gestaltetes slowenischsprachiges Programmangebot für die Volksgruppe. Daraus entstand als Kooperation aller drei Radiosender das Pilotprojekt „Minderheitenradio in Kärnten“, in dessen Rahmen von Juni 2001 bis Ende 2002 täglich von 06:00 bis 18:00 ein gemeinsam gestaltetes slowenisch sprachiges Programm unter dem Sendernamen „Radio dva“ gesendet wurde. Von 18:00 bis 06:00 übernahm Radio Agora 105,5 in alleiniger Verantwortung die zwei- und mehrsprachige Programmgestaltung.[7]
Ende Dezember 2002 beendete der ORF das Pilotprojekt mit der Radio Korotan GmbH, die sich inzwischen in Radio Dva GmbH umbenannt hatte, und dem Verein Agora. Es wurde im Jahr 2003 zwar weiterhin unter völlig unsicheren Finanzierungsvoraussetzungen ein gemeinsam gestaltetes Programm ausgestrahlt, vor allem aber wurde zwischen den drei Radiobetreibern über eine Wiederaufnahme der Kooperation verhandelt.[7] Schlussendlich lag es auch im Interesse des ORF, eine Kooperation zu suchen, da er seit Jänner 2002 lt. ORF-G § 4 Abs. 5a[12] gesetzlich dazu verpflichtet ist, ein angemessenes Programmangebot für die autochthonen Volksgruppen in Österreich auszustrahlen, und dies gemäß ORF-G § 5 (1)[13] teilweise auch mit privaten Anbietern realisieren kann. Im Frühjahr 2004 kamen die Verhandlungen zum Abschluss, und am 21. März begann für den Verein Agora die neuerliche Kooperation mit dem ORF und dem kommerziellen Privatradio „Radio dva GmbH“. Unter dem Sendernamen »Radio Dva-Agora« wurde von 06.00 bis 18.00 Uhr ein slowenischsprachig moderiertes Programm gesendet. Radio Agora 105,5 gestaltete davon in eigener inhaltlicher Verantwortung täglich zwei Stunden mit dem Titel »Agora Divan« jeweils von 13.00 bis 15.00 Uhr, die Radio dva GmbH sendete von 10.00 bis 12.00 Uhr und acht Stunden dazwischen gestaltete die slowenische Redaktion des ORF-Landesstudio Kärnten. Abends von 18.00 Uhr bis 06.00 Uhr früh setzte Radio Agora 105,5 mit dem zwei- und mehrsprachigen freien Radioprogramm fort. Die Kooperation, in deren Rahmen Radio Agora 105,5 täglich zwölf Stunden Programm produzierte, wurde auf die Dauer der Lizenzperiode (Juni 2011) abgeschlossen.
2006 sagte der Landeskulturreferent (BZÖ) Agora für die Umsetzung einer zwölfstündigen Jazzveranstaltung mit über 60 Musikern eine Förderung in der Höhe von 15.000 € zu, die jedoch sein Nachfolger (ebenfalls BZÖ) nicht ausbezahlte. Agora klagte die Summe ein und erhielt daraufhin lediglich 2500 €.[7][14]
Im Jahr 2010 kündigte die Radio dva GmbH im Zuge der Antragstellung für die Lizenzperiode 2011 bis 2021 die Zusammenarbeit mit Agora auf. Beide Radios stellten daraufhin getrennte Anträge. Mit Bescheid der KommAustria[15] wurde dem Verein Agora die Zulassung erteilt, und der Verein wurde damit alleiniger Zulassungsinhaber. Die Radio dva GmbH stellte ihren Sendebetrieb ein. Die Kooperation zwischen Radio Agora 105,5 und dem ORF zur Versorgung der Volksgruppe mit einem slowenischsprachig moderierten Tagesprogramm in Kärnten wurde nunmehr zwischen diesen beiden Radiobetreibern bis 2021 neu vereinbart. Acht Stunden pro Tag sendet wie bisher die slowenische Redaktion des ORF-Landesstudio Kärnten, und Radio Agora 105,5 gestaltet während des Tages nunmehr vier Stunden Programm.[7][16][17]
2012 beschloss Radio Agora 105,5 in Zusammenarbeit mit dem ORF Kärnten und Steiermark das Programmangebot auch für die slowenische Volksgruppe in der Steiermark auszuweiten. Am 21. Mai wurde mit Bescheid der KommAustria (KOA 1.216/12-003)[18] der Sender auf der Soboth/Sobota in Betrieb genommen.[7][19]
Kritik an der Sonderanstalt Saualm für Asylbewerber und dem Flüchtlingsbeauftragen des Landes Kärnten seitens der Geschäftsführerin von Radio Agora 105,5 führte dazu, dass dem Sender die Teilnahme am Integrationsprojekt „Integrationsdrehscheibe Kärnten“ verwehrt wurde. Radio Agora 105,5 hatte eine von Migranten gestaltete Sendeschiene geplant.[20]
Radio Agora 105,5 ist ein freier und nichtkommerzieller Radiosender, d. h. das Programm ist werbefrei gestaltet. Außerdem haben Interessierte die Möglichkeit im Rahmen des Offenen Zugangs[2] als freier Mitarbeiter bzw. freie Mitarbeiterin seine bzw. ihre eigene Sendung zu gestalten. Know-how, Sendezeit und Equipment wird von Agora (im Rahmen der Möglichkeiten) zur Verfügung gestellt. Ein großes Anliegen von Radio Agora ist es ebenfalls, Minderheiten eine Stimme zu verleihen und deren Interessen in den Fokus zu rücken. Dies zeichnet sich durch die Mehrsprachigkeit des Senders (derzeit Deutsch, Slowenisch, Bosnisch, Kroatisch, Serbisch, Russisch, Ungarisch, Spanisch und Englisch) und die Vielfältigkeit des Programmes aus. Derzeit gibt es 34 verschiedene Sendungen[4] die sowohl von Angestellten als auch von freien Mitarbeitern gestaltet werden.
Der Sender ist als gemeinnütziger Verein organisiert (ZVR-Zahl 224485150).[5] Obmann ist Jani Oswald. Der Vorstand setzt sich des Weiteren zusammen aus Karin Prucha, Barbara Ambrusch-Rapp, Anna Ennemoser, Vladimir Wakounig, Werner Überbacher und Dorian Krištof.[21]
Quelle Homepage von Radio Agora:[22]
EU-geförderte Projekte[7]
Kooperationen/Partnerschaften in EU-geförderten Projekten[7]
Erstellung einer literarischen Landkarte der Sprachen Europas Mai 2004 – Dezember 2006. Subprojekt „Kraji.Sprachen.Identità“
Weitere thematische Schwerpunkte und Projekte[7]
Konzeption und Gestaltung der Sendung: Josef Klingler, Moderation: Lojze Wieser (2001).
Seamless Wikipedia browsing. On steroids.
Every time you click a link to Wikipedia, Wiktionary or Wikiquote in your browser's search results, it will show the modern Wikiwand interface.
Wikiwand extension is a five stars, simple, with minimum permission required to keep your browsing private, safe and transparent.