Gattung der Familie Süßgräser (Poaceae) Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Phyllostachys ist eine Pflanzengattung in der Unterfamilie Bambus (Bambuseae) innerhalb der Familie der Süßgräser (Poaceae). Die Gattung enthält Arten, die die wichtigsten Lieferanten von Bambussprossen sind und auch wichtige Zierpflanzen.
Schnelle Fakten Systematik, Wissenschaftlicher Name ...
Alle Phyllostachys-Arten wachsen mit einem unterirdischen, im Vergleich mit den Stämmen relativ schmalen Rhizomen, aus dem baumförmige oder strauchförmige, oberirdische Halme sprießen (leptomorphes Rhizom). Diese wachsen folglich nicht horstförmig, sondern rasenförmig ausgebreitet. Die Pflanzen können hierdurch ein Gesamtgewicht von mehreren Tonnen haben. Die oberirdischen Teile erreichen bei den meisten Arten Wuchshöhen von etwa 10Meter.
Die Halme sind zwischen den Knoten (Nodien) rund und haben über den Seitenzweigen eine flache Rinne bzw. sind deutlich abgeflacht (Sulcus). Die Halmknoten besitzen zwei mehr oder weniger stark ausgeprägte Querwülste. An jedem Knoten entspringen zwei mehr oder weniger gleich starke Seitenzweige, seltener auch drei, wobei in diesem Fall der dritte, mittlere Seitenzweig deutlich schwächer ist. Die Blattscheiden, die den Halm umgeben, fallen schließlich ab. Eine Ligula ist bei vielen Arten vorhanden, und lang borstig geöhrt.
Blütenstände, Blüten und Ähren
Die Gesamtblütenstände bestehen aus ein bis sieben ährenförmigen Teilblütenständen, die wiederum zu Büscheln oder Knäueln zusammengefasst sind. Diese sitzen über einem winzigen, häutigen, zweikieligen Vorblatt, einem eventuell fehlenden brutkörpertragenden Tragblatt, dann zwei bis sechs nach oben hin vergrößerten schuppenförmigen Tragblättern, und schließlich zwei bis sieben scheidigen Tragblättern. Diese mit Blättern versehenen Blütenstände gaben der Gattung auch ihren wissenschaftlichen Namen, Phyllostachys aus dem Griechischen abgeleitet und bedeutet etwa „beblätterte Ähre“.
Die Ährchen bestehen aus zwei bis sieben Einzelblüten, wobei das oberste steril ist. Sie besitzen keine bis eine Hüllspelze, manchmal auch bis zu drei.
Alle Phyllostachys-Arten stammen aus dem gemäßigten bis tropischen Ost- und Südasien, wahrscheinlich aus China. Von dort wurden sie in Japan, Korea und Indochina eingeführt, wo sie inzwischen ebenfalls heimisch sind. Viele werden aber auch in anderen Teilen der Welt kultiviert und können verwildern.
Sie wachsen als Unterbewuchs in Wäldern oder können selber die dominierenden Arten in Wäldern sein.
Bei den meisten Arten sind die jungen Triebe, kurz bevor oder kurz nachdem sie im Frühling aus der Erde kommen, essbar. In der Regel stammen die zum Verkauf angebotenen Bambussprossen von Phyllostachys edulis, die deshalb auch die wirtschaftlich bedeutendste Art der Gattung ist.
Das Holz der meist 7 bis 10cm breiten Halme vieler Arten wird für die Konstruktion von Möbeln und Häusern verwendet. Bei einigen Arten kann das gespaltene Holz auch zum Flechten von Körben und anderen Gegenständen verwendet werden.
Viele Arten der Gattung werden als Zierpflanzen kultiviert. Besonders wichtig sind Phyllostachys aurea, Phyllostachys bissetii, Phyllostachys reticulata und Phyllostachys nigra. Wegen ihrer weit verzweigten unterirdischen Rhizomen können sie sich allerdings stark ausbreiten und benötigen deshalb eine Rhizomsperre. Andererseits werden einige Arten auch gerade deswegen zur Bodenbefestigung gepflanzt. Die Vermehrung erfolgt durch Rhizom-Teilstücke oder durch Teilung.
Die Gattung PhyllostachysSiebold & Zucc. wurde 1843 durch Philipp Franz von Siebold und Joseph Gerhard Zuccarini in Abhandlungen der Mathematisch-Physikalischen Classe der Königlich Bayerischen Akademie der Wissenschaften, 3 (3), S. 745, Tafel5, Figur3 aufgestellt. Ein Homonym ist PhyllostachysTorr., Annals of the Lyceum of Natural History of New York, 3, 1836, S. 404. Ein Synonym für PhyllostachysSiebold & Zucc. ist SinoarundinariaOhwi.[1]
Die Gattung Phyllostachys wird in zwei Sektionen gegliedert:[2]
Sektion HeterocladaeZ.P.Wang & G.H.Ye: Mit etwa elf Arten.
Sektion Phyllostachys: Mit etwa 40 Arten.
Je nach Auffassung werden 51 oder mehr Arten zur Gattung Phyllostachys gezählt, von denen die meisten fast nur in China (etwa 51Arten) vorkommen[2]. Außerhalb Chinas kommen nur Phyllostachys aurea, Phyllostachys edulis, Phyllostachys makinoi und Phyllostachys mannii vor[3]:
Phyllostachys acutaC.D.Chu & C.S.Chao: 4 bis 7m hoch, mit grünen Halmen mit einem Durchmesser von etwa 6cm und essbaren Sprossen. Sie ist frosthart bis etwa −20°. Sie kommt in den chinesischen Provinzen Fujian, Jiangsu und Zhejiang vor.[3]
Phyllostachys angustaMcClure: Mit 4 bis 6m hohen und 4cm dicken, hellgrünen bis gelblichen Halmen, 15 × 2cm großen, grünen Blättern und essbaren Sprossen. Sie ist frosthart bis −22°. Sie kommt im südöstlichen China vor.[3]
Phyllostachys arcanaMcClure: Zentrales und südliches China.[3]
Phyllostachys atrovaginataC.S.Chao & H.Y.Chou: Jiangsu und Zhejiang.[3]
Goldrohrbambus (Phyllostachys aureaRivière & C.Rivière): Sie kommt ursprünglich von Fujian und Zhejiang bis Vietnam vor.[3]
Moso-Bambus (Phyllostachys edulis(Carrière) J.Houz., Syn.: Phyllostachys pubescensMazel ex J.Houzeau, Phyllostachys heterocycla(Carrière) Mitford): Eine bis 20m hohe Art, die im gemäßigten Ostasien ausgedehnte Wälder bilden kann. Wegen ihrer essbaren Sprossen wohl die wichtigste Art der Gattung. Es gibt einige Kulturformen mit verwirrenden Handelsnamen. Sie kommt ursprünglich im zentralen und südlichen China und in Taiwan vor.[3]
Phyllostachys elegansMcClure: Von Guangdong und Hunan bis Hainan.[3]
Phyllostachys flexuosaRivière & C.Rivière: Mittelhoher, leicht hängender, graziöser Bambus. Die Blüteperiode war 1995. Sie wird als Zierpflanze verwendet. Sie kommt im östlich-zentralen China vor.[3]
Phyllostachys glabrataS.Y.Chen & C.Y.Yao: Fujian und Zhejiang.[3]
Phyllostachys glaucaMcClure: Zentrales und südliches China.[3] Mit den Varietäten:
Phyllostachys glaucaMcClure var. glauca
Phyllostachys glauca var. variabilisJ.L.Lu
Phyllostachys heterocladaOliv.: Sie wird mit einigen Formen weitverbreitet angebaut und liefert qualitativ hochwertige Bambussprossen. Sie kommt ursprünglich im zentralen und südlichen China vor.[3]
Schwarzrohrbambus (Phyllostachys nigra(Lodd.) Munro): Mit den Varietäten:
Phyllostachys nigra var. henonis(Mitford) Stapf ex Rendle (Syn.: Phyllostachys guizhouensisC.S.Chao & J.Q.Zhang): Guizhou und südliches Hunan.[3]
Phyllostachys nigra(Lodd.) Munro var. nigra: Südliches Hunan.[3]
Phyllostachys nudaMcClure: Mittelgroßer, wenig anspruchsvoller und sehr winterharter Bambus mit dunkelgrünen Halmen und je vier Blättern an den Zweigen. Er kommt im südöstlichen China vor.[3]
Phyllostachys reticulata(Ruprecht) K.Koch (Syn.: Bambusa reticulataRuprecht, Phyllostachys bambusoidesSiebold & Zucc., Phyllostachys lithophilaHayata, Phyllostachys megastachyaSteudel, Phyllostachys pinyanensisT.H.Wen, Phyllostachys quilioiRivière & C.Rivière): Eine 10 bis 20m hohe Art, die für ihre Massenblüten mit anschließendem Absterben bekannt ist. Der Abstand zwischen den Blühperioden kann mehr als 100 Jahre betragen. Nach Phyllostachys edulis eine der am häufigsten kultivierten Bambusarten für Speisesprossen. Es gibt einige Ausleseformen, die als Zierpflanzen verwendet werden, einige mit verwirrenden Handelsnamen. Sie kommt ursprünglich im zentralen und im südlichen China vor.[3]
Phyllostachys viridiglaucescensRivière & C.Rivière: Riesenbambus mit üppigen Blättern. Er kommt im südöstlichen China vor.[3]
Phyllostachys vivaxMcClure: Größte Bambus-Art, die in Nordeuropa noch zu kultivieren ist, mit 4 bis 10cm dicken Halmen. Sie kommt ursprünglich im östlichen China vor.[3]
Phyllostachys yunhoensisS.Y.Chen & C.Y.Yao: Die Bambussprossen sind sehr schmackhaft. Die Art kommt in Zhejiang vor.[3]
Phyllostachys zhejiangensisG.H.Lai: Anhui und Zhejiang.[3]
Es gibt viele Kulturformen, dies sind meist Ausleseformen, die vegetativ vermehrt werden. Sie können mit verschiedenen Bezeichnungen im Handel sein.
Kulturformen (Auswahl):
Phyllostachys aureosulcata var. spectabilis (keine gültige Varietät, sondern der Handelsname): Hoher aufrechter Bambus mit goldgelben, teilweise auch roten Halmen mit hellgrünen Einkerbungen, winterhart.
Phyllostachys bambusoides var. castillonis inversa (keine gültige Form, sondern der Handelsname und gehört zu Phyllostachys reticulata): Hoher Bambus mit grünen Halme und gelblichem Sulcus.
Phyllostachys bambusoides var. castillonis (keine gültige Varietät, sondern der Handelsname und gehört zu Phyllostachys reticulata): Hoher Bambus mit leuchtend goldgelben Halmen und glänzend grünem Sulcus.
Phyllostachys humilis (keine gültige Art oder Varietät, sondern der Handelsname): Manchmal auch als Varietät von Phyllostachys nigra aufgefasst. Bildet 4 bis 5m hohe, bis 2cm dicke grüne Halme. Die länglichen grünen Blätter bilden ein dichtes Laubwerk. Sie ist frosthart bis ca. −26°C und ist damit eine der frosthärtesten Sorten.
Phyllostachys vivax var. aureocaulis (keine gültige Varietät, sondern der Handelsname): (Zauberbambus) mit goldenen Halmen und weniger kräftig als die Wildform.
Phyllostachys vivax var. huangwenzhu-inversa (keine gültige Varietät, sondern der Handelsname)
Literatur
Zheng-ping Wang & Chris Stapleton: Phyllostachys, S. 163 - Online, In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China, Volume 22: Poaceae, Science Press u. a., Beijing u. a. 2006, ISBN 1-930723-50-4. (Abschnitt Beschreibung, Verbreitung und Systematik).
Zheng-ping Wang & Chris Stapleton: Phyllostachys, S. 163 - Online, In: Wu Zheng-yi, Peter H. Raven, Deyuan Hong (Hrsg.): Flora of China, Volume 22: Poaceae., Science Press u. a., Beijing u. a. 2006, ISBN 1-930723-50-4.