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Konjunkturpolitik Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Nachfragepolitik (auch nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik) geht davon aus, dass das gesamtwirtschaftliche Angebot und damit auch die Höhe der Produktion und der Grad der Beschäftigung von der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage bestimmt wird.
Anhänger der gegensätzlichen Angebotspolitik begründen ihre Ablehnung gegenüber der Nachfrageorientierung oft mit dem Say’schen Theorem.
Die Nachfragepolitik greift auf die theoretischen Grundlagen von John Maynard Keynes zurück und wird daher auch Keynesianismus genannt. Unter dem Eindruck des Börsencrashs von 1929 entwickelte Keynes die These, dass es zwar auf den Märkten durchaus eine Tendenz zum Gleichgewicht gebe, sich dieses aber auch als Gleichgewicht von niedriger Produktion, fehlender Investition und hoher Unterbeschäftigung einstellen könne. Bei rückläufiger Konsumnachfrage der privaten Haushalte stellen die Unternehmen mangels positiver Renditeerwartungen die Investitionen ein, was einen weiteren gesamtgesellschaftlichen Nachfrageausfall bewirke. Um der Verunsicherung der Märkte entgegenzuwirken, seien permanente und langfristige Investitionen des Staates nötig.
Der Ökonom J. A. Hobson entwickelte bereits ab 1889 (und 1928 davon unabhängig auch William Trufant Foster und Waddill Catchings) die Idee, dass ein Mangel an Nachfrage für Wirtschaftskrisen verantwortlich sei, gebrauchte dafür aber den Ausdruck underconsumption (wörtl. etwa: Unternachfrage). Dies befand sich jedoch zu dieser Zeit außerhalb des wirtschaftswissenschaftlichen Mainstreams. 1936 belebte der britische Ökonom Keynes in seinem Buch The General Theory of Employment, Interest and Money diese Sichtweise wieder. Er argumentierte, dass Kapital nicht durch Sparen geschaffen werde, sondern dadurch, dass Besitzer von Produktionsanlagen eine steigende Nachfrage nach ihren Produkten wahrnehmen.[1] Wie Keynes schrieb: „[Kapital] wird nicht durch die Neigung zum Sparen geschaffen, sondern als Reaktion auf die Nachfrage, die sich aus dem tatsächlichen und voraussichtlichen Konsum ergibt.“ Entsprechend argumentierte er, Sparsamkeit sei kontraproduktiv für das Wachstum, da der Konsum sinke. Er nannte dies das „Paradox der Sparsamkeit“.
Die Nachfragepolitik ist eine antizyklische Konjunkturpolitik, der Staat handelt antizyklisch zur Konjunktur. Die Stabilisierung des Konjunkturzyklus kann sowohl durch nachfrage- als auch durch angebotsorientierte Maßnahmen versucht werden. Überlegungen, die Nachfrage durch ein Deficit spending des Staates anzukurbeln, wurden des Öfteren scharf kritisiert.
Die Stärkung der gesamtwirtschaftlichen Nachfrage durch Erhöhung der Konsumausgaben kann durch folgende Maßnahmen erfolgen:
Nach der ordoliberalen Phase der Sozialen Marktwirtschaft begann in der Bundesrepublik Deutschland eine Phase der keynesianischen Globalsteuerung.[2] Diese Politik wurde im Stabilitäts- und Wachstumsgesetz aus dem Jahre 1967 gesetzlich verankert.
Ein typischer Vertreter der Nachfragepolitik in Deutschland war Helmut Schmidt, der in seiner Zeit als Bundeskanzler mehrere Konjunkturprogramme zur Ankurbelung der schwächelnden Wirtschaft beschloss. In den 1950er bis Mitte der 1970er Jahre folgten die meisten europäischen Regierungen der Nachfragepolitik. In den 80er Jahren wurde in der BRD wieder stärker auf eine angebotsorientierte Wirtschaftspolitik gesetzt.[3]
Im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung der Bundesregierung („Die 5 Wirtschaftsweisen“) vertrat 2007 nur noch Peter Bofinger teilweise nachfrageorientierte Positionen. Vor dem Hintergrund der Finanzkrise ab 2007 wurde staatliche Nachfragepolitik jedoch wieder zunehmend als dringlich eingestuft.[4] So finden sich im Herbstgutachten 2008 „Die Finanzkrise meistern – Wachstumskräfte stärken“ zum Teil nachfragepolitische Empfehlungen:
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