Mönchzell
Ortsteil von Meckesheim, Baden-Württemberg, Deutschland Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Mönchzell ist der andere Gemeindeteil der Gemeinde Meckesheim im Rhein-Neckar-Kreis in Baden-Württemberg. Im Zuge der Gebietsreform in Baden-Württemberg wurde die bis dahin selbstständige Gemeinde Ende 1973 nach Meckesheim eingemeindet.
Mönchzell Gemeinde Meckesheim | |
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Koordinaten: | 49° 20′ N, 8° 51′ O |
Höhe: | 155 m ü. NN |
Fläche: | 4,62 km² |
Einwohner: | 1121 (2019)[1] |
Bevölkerungsdichte: | 243 Einwohner/km² |
Eingemeindung: | 31. Dezember 1973 |
Postleitzahl: | 74909 |
Vorwahl: | 06226 |
Das Dorf Mönchzell, einziger Ort des Gemeindeteils, liegt etwa 14 km (Luftlinie) südöstlich von Heidelberg. Der Ort befindet sich im nördlichen Kraichgau an der Grenze zum Kleinen Odenwald, zu dem Mönchzell früher gezählt wurde. Das Dorf besitzt eine für das Kraichgauer Hügelland typische Nestlage und liegt am Lauf der Lobbach auf einer Höhe von 150 bis 267 Meter (Reichelsberg). Die in Haag entspringende Lobbach wurde früher von der Quelle bis nach Mönchzell Mannbach genannt, von Mönchzell ab bis zur Elsenz dann Lobenbach oder Maienbach. Zunächst entwickelte sich die Siedlung an der Einmündung des Brunnenbächleins quer zu dem nach Südwesten gerichteten Lobbachtal, ehe sie sich dann ab dem 18. Jh. längs der Lobbach Richtung Lobenfeld und Meckesheim ausdehnte.
Die Gemarkung von Mönchzell (bis 1973) hatte eine Größe von 462,08 Hektar. 32,8 Prozent der Gemarkungsfläche bestehen aus Mischwald (151,56 ha). 1837 betrug die Waldfläche 321 Morgen (115,56 ha).
Das Lokalklima im windgeschützten Mönchzeller Kessel ist – dem Kraichgau entsprechend – mild. Für das Frühjahr ist die farbenprächtige Obstbaumblüte auf den Hügeln um den Ort charakteristisch. Die Sommer können heiß und trocken aber von heftigen Gewittern beeinträchtigt sein. Im Winter liegt kaum Schnee.
Die Mönchzeller Gemarkung wurde 1960 bis 1962 nach den damaligen Vorstellungen umfassend flurbereinigt. Das vielfältige Kleinparzellengefüge wurde aufgehoben, was zur Hochwassergefährdung und mehreren Überschwemmungen der Ortschaft führte. Der Hochwassergefahr versucht man mit zwei Regenrückhaltebecken – Katzengraben und Oberbrühl (früher altes Stauwehr für den Mühlenkanal) – zu begegnen.
Die im Schwinden begriffene Landwirtschaft profitiert von dem fruchtbaren Kraichgauer Lößboden. Mönchzell ist mit seiner schützenswerten Flora und Fauna (besonders im Mühlwald) Teil des Naturparks Neckartal-Odenwald.
Die Anfänge der Besiedlung reichen in die römische Zeit zurück, wie der Ausgrabungsfund eines römischen Gutshofes (villa rustica) in den Heuäckern belegt.
In Mönchzell wurde neben einem römischen Stein mit der Bezeichnung Vicus Nediensis auch das Oberteil eines quadratischen Viergöttersteins aus Buntsandstein gefunden. Er war in der als Schafstall genutzten oberen Scheune im Gutshof („Schloss“) eingemauert und wurde von dem Heidelberger Heimatgeschichtler Karl Christ und seinem Bruder entdeckt. Der untere Teil des römischen Steins fehlt. Die ursprünglich gut gearbeiteten von oben bis zur Brustmitte erhaltenen Götterfiguren zeigen
Der nur mit den oberen 40 cm erhaltene, ursprünglich quadratische Stein hat eine Breite von 52 cm. Er dürfte Teil einer Jupitergigantensäule der Mönchzeller villa rustica gewesen sein. Er wurde 1888 durch Vermittlung des damaligen Gutsverwalters Edinger in Spechbach vom Mannheimer Altertumsverein erworben.
1337 wurde Mönchzell erstmals urkundlich als „Wyelercellen“ im Lorscher Codex erwähnt, und zwar in einer das benachbarte Kloster Lobenfeld betreffenden Urkunde, in der „Merkel der Schultheiß von Wyelercellen“ und „Heinrich genannt Brinnemann“ als Mönchzeller Zeugen erwähnt werden.[2]
Die Gleichsetzung Mönchzells mit dem bereits 771 im Lorscher Codex erwähnten „Waldolfeshusen“, die Johann Goswin Widder 1788 in seiner „Beschreibung der Kurpfalz“ vornahm, ist umstritten.[3] Waldolfeshusen soll auf der Gemarkung von Gaiberg gelegen haben.
Der Ort soll laut der amtlichen Kreisbeschreibung im 9. Jahrhundert als kirchliche Ausbausiedlung entstanden sein. Nach dem Wormser Synodale von 1496 war die alte Mönchzeller Peterskirche, deren Patronat die Mönch von Rosenberg innehatten, Sendfiliale von Meckesheim, was für einen Ausbau von Meckesheim her sprechen könnte. Der Zehnte in der ganzen Gemarkung gehörte zum Patronatsrecht.
Am ehemaligen Mönchzeller Weiher, im heutigen Hofgut Fellmann („Schloss“) zwischen dem Weihergarten und der Friedhofstraße gelegen, liegt die Keimzelle Mönchzells. Dort dürfte, wie bei anderen Zellorten auch, die kirchliche Zelle eines Einsiedlers existiert haben, worauf auch Mauerreste, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch vorhanden waren (siehe Ortschronik Pfarrer Nieder 1900), hindeuten. Es wird sich um eine mönchische Klause oder Eremitage gehandelt haben.[4] Es wird sogar erwähnt, dass sie von einem Mönchskloster stammen sollen.[5] Hierfür spricht, dass in der Heidelberger Variante des aus dem 13. Jh. stammenden Rosengartenliedes (Handschrift C), der aus dem Raum Heidelberg stammende Autor den Helden Ilsan dem Kloster „Münchgenzelle“ zurechnet. In die gleiche Richtung deutet die Untersuchung Freiherr von Biedenfelds über die Klöster der Bursfelder Kongregation aus dem Jahre 1838, in dem Mönchzell als ein solches Kloster aufgelistet wird. Alte Erzählungen von einem geheimen unterirdischen Gang zwischen einem Mönchzeller Mönchs- und dem Lobenfelder Nonnenkloster dürften in den Bereich der Sagen gehören.
Mönchzell war alter Besitz der Grafen von Lauffen-Dilsberg und in das staufische Reichsland um Wimpfen einbezogen.
Mönchzell ist ein Ortsteil der Gemeinde Meckesheim im Rhein-Neckar-Kreis (Baden-Württemberg). Die Ortsherrschaft und Lehenshoheit über Mönchzell ging im 12. Jahrhundert an die Grafen von Katzenelnbogen über. Adelheid von Lauffen heiratete nämlich Graf Heinrich II. von Katzenelnbogen, dem sie ihren Erbschaftsanteil zubrachte, zu dem Mönchzell und weitere Kraichgauorte, gehörten.[6] So wurde Mönchzell katzenelnbogisches Lehen. Die Katzenelnbogen übten über Mönchzell die Lehenshoheit bis 1479 aus, dem Jahr, in dem das Geschlecht ausstarb. Nachfolger als Lehnsherren wurden 1482 die Landgrafen von Hessen.
Von der Lehenshoheit ist die Zenthoheit mit der Zentgerichtsbarkeit über Schwerststraftaten zu unterscheiden. Nach dem Ende der Staufer ging die Zenthoheit über die Meckesheimer Zent, zu der Mönchzell gehörte, auf die Herren von Weinsberg und 1330 an die Kurpfalz über. Die Ortsgerichtsbarkeit wurde als Niedergerichtsbarkeit von den Mönchzeller Ortsherren am Ortsgericht ausgeübt.
Als Lehensleute der Grafen von Katzenelnbogen sind ab 1354 die „München von Rosenberg“ oder Mönch von Rosenberg als Mönchzeller Ortsherren nachweisbar, nämlich:[7]
Die Bezeichnung „Münchzell“ (vorherrschend bis ins 19. Jahrhundert) oder „Mönchzell“ findet sich erst ab 1354 und stammt von der damaligen Ortsherrschaft, den Herren Mönch von Rosenberg, ab. Bis dahin hieß Mönchzell Wyelercellen oder einfach nur kurz „Zell“. Der neue Ortsnamen Mönchzell erleichterte auch die Unterscheidung zum angrenzenden Langenzell. Die Mönch von Rosenberg waren ein niederadeliges Geschlecht, das sich durch Lehens- und Dienstmannverhältnisse allmählich empor gearbeitet hat. Sie führten in ihrem Wappen einen barköpfigen Mönch mit ausgebreiteten Armen, der in der einen Hand drei Rosen, in der anderen einen Vogel hält. Sie sind seit dem 13. Jahrhundert auf der Burg Rosenberg bei Osterburken belegt. Sie waren Burgmänner der Dynasten von Rosenberg.
Das Dorf war zwischenunterschiedlichen Herrschaftslinien meist hälftig geteilt und wurde auch verschiedentlich verpfändet, so dass als Herren u. a. auch die Landgrafen von Hausen, Albrecht von Venningen und Franz von Sickingen auftreten.
Innerhalb des ältesten Teils von Mönchzell (Hofgut) lag im Spätmittelalter ein Burgstadel, der 1565 von Georg von Zandt zur adeligen Wohnstätte ausgebaut wurde („Schlosshof“). Georg von Zandt gelang es auch, das bisherige Mannlehen in ein Erblehen umzuwandeln, so dass der Ort bis zum Tod von Felizitas Engelhard geb. von Zandt 1669 im Besitz der Familie von Zandt blieb. Die Herren von Zandt, denen auch Epfenbach gehörte, bildeten folgende Ortsherrschaften:[4]
Im Jahr 1870 soll im Schlosshof im Bereich des ehemaligen Weihers ein Grabstein eines der Herren von Zandt und seiner Frau gefunden und nach München verbracht worden sein.[9]
Nachdem Felicitas von Zandt kinderlos verstorben war, zog Ludwig VI., Landgraf von Hessen-Darmstadt, Mönchzell ein und belehnte damit 1669 Andreas Hartmann von Festenburg als Sohn- und Tochterlehen, der dafür eigenen Besitz in Kürnbach an Hessen abtrat. Das Wappen der Festenburger zeigt einen waagrechten weißen Balken auf einem grünen Schild (heutige Ortsfarben). Seine verschuldeten Nachkommen mussten das „Rittergut Mönchzell“ rund hundert Jahre später an Friedrich Johann Emich von Uexküll-Gyllenband, einem weitläufigen Verwandten, abtreten. Die von Festenburg stellten folgende Ortsherren:[4]
Im 18. Jahrhundert kam es zwischen der Kurpfalz und den Ortsherren ständig zu Streitereien über die Steuerhoheit und die Polizeiaufsicht. Während die Ortsherrschaft beim Lehnsherrn Hessen-Darmstadt Unterstützung suchte, rief die Gemeinde nach dem Beistand der Kurpfalz. Die Beschwerden gingen bis vor den Immerwährenden Reichstag zu Regensburg.
Unter den Freiherren Uexküll wuchs die Bevölkerung aufgrund der revolutionären Agrarreformen des Amtsmanns Johann Ludwig Spring rasch an. Mönchzell gedieh unter Spring vom ärmsten Dorf der Region zum landwirtschaftlichen Musterort. Spätestens unter den Uexkülls war Mönchzell jetzt ohne Einschränkung kurpfälzisch. Dieses Adelsgeschlecht besaß auch die Ortsherrschaft über Altwiesloch, Baiertal und stellte folgende Ortsherren:[4]
Das Stammwappen der Uexküll zeigt in Gold einen gekrönten leopardierten roten Löwen. Hiervon abgeleitet ist der Schild der freiherrlichen Linie in Baden, zu denen die Mönchzeller Uexkülls gehören. Hier ist der Schild gevierteilt: Feld 1 und 4 in Gold ein rechtsgekehrter, gekrönter roter Löwe, welcher mit den Vorderpranken eine zum Löwen hin gebogene Hellebarde mit rotem Stiel hält, auf die der Löse mit seinen Hinterpranken tritt; Feld 2 und 3 in Schwarz zwei eiserne Bergwerkshammer an braunen Stielen, die durch eine golde Krone kreuzweise gesteckt sind.
Das Mönchzeller Hofgut kam 1867 durch Verkauf anlässlich der Uexküllschen Erbteilung an die Pfälzer Katholische Kirchenschaffnei, die heute noch die größte Grundeigentümerin Mönchzells ist und als Erbverpächter auftritt. Das Hofgut Mönchzell wurde 1982 von der damaligen Pächterfamilie von der Kirchenschaffnei käuflich erworben.
Die alte Hauptausdehnung des Ortes verlief quer zur Talrichtung, also vom „Schlosshof“ (heutiges Hofgut Fellmann) zur Lobbach hin. Die heutige Mühlstraße bildete die alte „Hauptstraße“. Erst im 18. Jahrhundert entwickelte sich die heutige Hauptstraße in Talrichtung.
1803 gelangte das bis dahin kurpfälzische Mönchzell zu Baden. Als zur Meckesheimer Zent gehöriger Ort hatte Mönchzell bis dahin dem kurpfälzischen Unteramt Dilsberg unterstanden. Dessen Nachfolger wurde das badische Bezirksamt Neckargemünd. Mönchzell gehörte zum badischen Unterrheinkreis. Im Zuge der Weiterentwicklung der grundherrlichen Rechtsverhältnisse in badischer Zeit richtete 1809 der württembergische Staatsminister Karl Heinrich Emich von Uexküll ein grundherrliches Amt Mönchzell für Justizsachen ein, das direkt dem Oberamt Heidelberg unterstellt war. Nächsthöhere Gerichtsinstanz war das Hofgericht Mannheim als Appellationsgericht im Unterrheinkreis (Region Neckar, Odenwald, Tauber). Nach Aufhebung der grundherrlichen Verfassung 1813 wurde das Mönchzeller Justizamt in das Bezirksamt Neckargemünd eingegliedert, so dass Mönchzell wieder in allen Angelegenheiten dem Amt Neckargemünd unterstand. 1865 wurde das heute denkmalgeschützte Rathaus auf den Fundamenten eines ehemaligen Hirtenhauses erbaut. Nach der Auflösung des Amtes Neckargemünd war von 1857 bis 1863 das Bezirksamt Eberbach für Mönchzell zuständig. Wegen des Widerstands aus der Bevölkerung im Neckargemünder Umland gegen die Auflösung des Amtes Neckargemünd und der Zuteilung nach Eberbach wurde Mönchzell 1863 mit anderen Ortschaften dem Oberamt Heidelberg zugeteilt, aus dem 1938 der Landkreis Heidelberg hervorging.
Die Mönchzeller Bevölkerung wird zu Beginn des 20. Jahrhunderts vom Oberamt Heidelberg als „ausgesprochen konservativ“ charakterisiert. Um 1900 war im Mönchzeller Steinbruch ein kleines Kalkwerk mit 27 Arbeitern in Betrieb, das im Ersten Weltkrieg geschlossen wurde. Zeugnis hierfür ist heute noch der Kalksteinbruch an der Kreisstraße Richtung Meckesheim. 1910 wurde das zum herrschaftlichen Hof gehörende „Rentamt“ abgebrochen und durch eine Feldscheuer ersetzt. Zum Hofgut gehörte bis 1910 auch die Ziegelhütte mit der Zieglerwohnung (Ziegelgasse). Eine 1883 errichtete Gravitationswasserleitung versorgte im Ort fünf Laufbrunnen, einen Hydranten und „verschiedene“ Häuser mit Wasser[10]. 1927/28 wurde zur Versorgung aller Häuser ein Hochbehälter (Neckargemünder Weg) gebaut, der von der Pumpstation Brunnenbächle mit Wasser versorgt wurde. Die Ortskanalisation wurde 1960 komplett erneuert. Die Elektrizität hielt in Mönchzell 1920 Einzug. Eine Filiale der Zigarrenfabrik Neuhaus wurde 1923 stillgelegt. Ab 1900 begannen die Mönchzeller Arbeitnehmer zu pendeln. In den dreißiger Jahren zählte man bereits 40 bis 50 Pendler. Ein Verpackungsbetrieb für Zigarren war von 1931 bis 1958 in Mönchzell aktiv. Als letzter Industriebetrieb des Orts wurde die 1948 von einem Heimatvertriebenen gegründete Bleckfabrik Lares im Jahr 2015 geschlossen. Mönchzell ist seitdem reiner Wohn- und Schlafort.
Das Dorf war bis in die 1950er Jahre landwirtschaftlich geprägt. Mönchzell hat sich nach dem Zweiten Weltkrieg, der mit rund 200 Heimatvertriebene einen großen Bevölkerungszuwachs bescherte, zu einer reinen Arbeiterwohn- und Pendlergemeinde entwickelt. Der aus Mönchzell stammende katholische Brühler Jugendpfarrer Dietrich baute 1963/1964 in Eigenregie für die Brühler Pfarrgemeinde in seinem Geburtsort Mönchzell das „Jugendheim Berthildis“, das heute eine Begegnungsstätte für Kinder, Jugendliche und Erwachsene ist. Der Name „Berthildis“ stammt von einer Frau, die im 17. Jahrhundert der Kirche viele ihrer Ländereien vermacht hatte, auch das Grundstück auf dem das Jugendheim steht. Nach dem Tod Dietrichs ging das Haus an die Kirchengemeinde Brühl, unter der Bedingung, dass es von der Brühler Jugend genutzt werde. Die große Mühle im Ort, die als Mahlmühle schon 1786 erwähnt ist, stellte 1973 ihren Betrieb ein. Im Zuge der Gebietsreform wurde die bis dahin selbstständige Gemeinde Mönchzell am 31. Dezember 1973 nach Meckesheim eingemeindet,[11] obwohl sich die Bevölkerung bei einer Abstimmung mehrheitlich gegen die „Eingemeindung“ ausgesprochen hatte. 1972 waren ein Fußballhartplatz, eine Friedhofskapelle und die Lobbachhalle als „Brautgeschenke“ für die Eingemeindung gebaut worden. 1987 feierte Mönchzell mit einem „Jahrhundertumzug“ vor über 4000 Zuschauern die 650 Jahre zurückliegende, gesicherte urkundliche Erwähnung. 2016 wurde Mönchzell in das Landessanierungsprogramm (LSP) aufgenommen. Der Städtebau-Dienstleister STEG plant aktuell die Sanierungsmaßnahme „Ortsmitte Mönchzell“.
2017 stehen für Mönchzell die Sanierung des Ortskerns im Rahmen des baden-württembergischen Förderungsprogramms und die Neuanlage des Festplatzes vor der Lobbachhalle an.
Jahr | 1577 | 1777 | 1785 | 1804 | 1808 | 1818 | 1836 | 1845 | 1855 | 1857 | 1865 | 1871 | 1880 | 1890 | 1900 | 1910 | 1925 | 1939 | 1950 | 1961 | 1970 | 2004 | 2006 | 2012 | 2013 | 2014 | 2015 |
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Einwohner | 80 | 221/240 | 300 | 366 | 416 | 448 | 423 | 511 | 487 | 482 | 504 | 522 | 470 | 468 | 494 | 479 | 548 | 581 | 789 | 814 | 922 | 1196 | 1181 | 1177 | 1119 | 1127 | 1091 |
Bemerkenswert ist die Verdoppelung der Bevölkerung in nur vier Jahrzehnten von 221 Einwohnern auf 448 Einwohner zwischen 1777 und 1818. Dieser Bevölkerungssprung resultiert aus den Agrarreformen, die der württembergische Pfarrerssohn Johann Ludwig Spring als Uexküllscher Amtmann in „Münchszell“ durchführte. Unter Spring entwickelte sich Mönchzell vom armen „Lumpennest“ (Volksmund: „Münchszell isch ä Lumbenescht, Eschelbrunn desgleiche, Zuzehause newedro, mir Meckser sen die Reische“) zum „Mustergut Mönchzell“ mit enormen Ertragssteigerungen. Die vorbildlichen und fortschrittlichen Mönchzeller Wirtschaftsmethoden führten dazu, dass die Universität Heidelberg mit Professor Jung-Stilling auf Mönchzell aufmerksam wurde und 1785 eine Exkursion nach Mönchzell durchführte. Springs in Mönchzell praktizierte Methoden wurden zum Gegenstand der Jung-Stillingschen Vorlesung „Landwirtschaftliche Geschichte des freiherrlichen Uxküllschen Guts zu Mönchzell“,[12] „weil sie jeder Bauer nachmachen, in aller Welt befolgen und sich dadurch glücklich machen kann“. Das Bürgerrecht besaß früher nur ein Teile der Bevölkerung, z. B. waren von den 487 Einwohnern im Jahr 1855 nur 83 Ortsbürger und 16 Bürgerwitwen, der Rest setzte sich aus Familienangehörigen und 47 Dienstboten zusammen. Im 19. Jahrhundert wurden jährlich im Schnitt fünf bis zehn Kinder geboren. Der Ort war bis nach dem Zweiten Weltkrieg überwiegend evangelisch. Zum Beispiel machten die Evangelischen im Jahr 56 Prozent der Bevölkerung, die Katholischen 42 Prozent und die Mennoniten 2 Prozent der Einwohnerschaft aus. Den Höchststand an Einwohnern erreichte Mönchzell im Jahre 2004 mit 1196 Einwohnern. Seither ist die Bevölkerungszahl wieder rückläufig.
Mönchzell war seit den 1530er Jahren lutherisch und blieb dies gegen alle Einsprüche der Kurpfalz. Nur 1631 setzte der bayerische Amtmann auf dem Dilsberg zeitweilig einen katholischen Geistlichen ein. Die Kirche lag ursprünglich noch im „Schlosshof“ oberhalb des Gutsgebäudes und wurde 1789 abgebrochen. Das Lagerbuch von 1564 beschreibt den Schlosshof genau: Die alte Kirche stand am oberen Tor am Aufstieg zum Kirchenberg Richtung Neckargemünder Weg. Dort befand sich auch der Totenacker. Neben der alten Kirche war ein Fischweiher angelegt, damit man sich mit Fastenspeise versorgen konnte (heutiger Weihergarten). 1786 wird von Widder erwähnt, dass die lutherische Kirche als Filialkirche von Epfenbach aus betreut wurde. 1789/90 wurde ein Kirchenneubau, die heutige evangelische Kirche, auf dem Pfarrgarten errichtet. Nachdem die lutherische Pfarrei vom späten 18. Jahrhundert an mit denen anderer Orte verbunden war (seit 1836 wurde sie von Eschelbronn aus betreut), wurde sie 1851 durch einen Vertrag zwischen dem Patronatsherrn und der evangelischen Landeskirche mit Meckesheim vereinigt. Seitdem ist Mönchzell evangelische Filialkirchengemeinde von Meckesheim.
Die Katholiken, die seit Ende des 17. Jahrhunderts zuwanderten, wurden von Spechbach, vorübergehend von 1705 bis 1735 auch von Zuzenhauses aus pastoriert. Sie versuchten um die Mitte des 18. Jahrhunderts erfolglos den Nachweis zu führen, dass die Kirche noch 100 Jahre früher katholisch gewesen sei, und dadurch zu einer Simultannutzung der lutherischen Kirche zu kommen. So mussten sie bis 1904 die Kirche in Spechbach besuchen, ehe es 1904 zum Bau der neugotischen Filialkirche zu Ehren der Unbefleckten Empfängnis Marias kam. 1905 wurden die Mönchzeller Katholiken der neu errichteten Kuratie Lobenfeld zugeteilt. Die neugotische Kirche wurde 1977 abgerissen und durch ein modernes Kirchengebäude ersetzt, in dem von der alten Kirche lediglich noch einige Fenster, der Schnitzaltar und die Orgel Verwendung fanden.
Daneben lebten 1836 in Mönchzell 10 Mennoniten. Mönchzell war bis ins 20. Jahrhundert hinein von schweren konfessionellen Parteiungen zerrissen. Eine um 1900 einsetzende Befriedung schrieb das Oberamt Heidelberg der mennonitischen Gutspächterfamilie zu.
Für 1701 ist eine lutherische Schule belegt, zu der 1740 eine katholische Schule hinzukam. Vorher waren die katholischen Kinder in Lobenfeld unterrichtet worden. Im Jahre 1802 besaß noch keine der beiden Konfessionsschulen ein Schulhaus in Mönchzell. Der Unterricht fand in wechselnden Mietgebäuden statt. 1822 kauften dann die Katholiken ein halbes Haus für die katholische Schule und erwarben 1847 das gegenüberliegende Försterhaus (Hauptstraße 54). Die evangelische Schule befand sich damals im Haus Hauptstraße 71. Das jetzige Schulhaus wurde 1904 von der Gemeinde Mönchzell errichtet.
Der Mönchzeller Gemeinderat setzte sich bis 1933 aus der örtlichen Bauernpartei und der in der Minderheit befindlichen Arbeiterpartei zusammen. Entsprechend den konfessionellen Verhältnissen lagen bei den Reichstagswahlen vor 1914 das Zentrum und die in verschiedenen Gruppen aufgespaltenen Liberalen in scharfem Wettbewerb. Das Zentrum war in der Weimarer Zeit zunächst stärkste Partei. Die Linksparteien erreichten höchstens 30 Prozent der Wählerstimmen. Von 1930 an hatten die Nationalsozialisten die größte Anhängerschaft, ohne aber über die 50 Prozent hinauszukommen. Bei allen Wahlen seit dem Zweiten Weltkrieg war die CDU immer die stärkste Kraft, regelmäßig gefolgt von der SPD.
Die Blasonierung des Wappens lautet: In Silber auf grünem Boden ein Mönch in schwarzer Kutte und Kappe, in den Händen ein aufgeschlagenes schwarzes Buch haltend, mit einer Gebetskette am Rock. Es geht zurück auf ein Siegel aus dem 19. Jahrhundert. Das Wappen wurde 1911 vom Generallandesarchiv Karlsruhe entworfen. Die Gemeinde nahm es auch an, nutzte es aber erst seit der Beschaffung eines neuen Siegelstempels im Jahr 1959.
Der Volksmund weiß scherzhaft zu berichten, dass die Erbsünde aus Mönchzell kommen soll. Die Mönchzeller Katholiken mussten nach der Reformation zum Kirchgang in das über den Reichelsberg zwei bis drei Kilometer entfernte Spechbach gehen. Eine Kirchgängerin hatte sich verspätet und traf erst ein, als der Pfarrer mitten in seiner Predigt war, die von der Erbsünde handelte. Als der Pfarrer in voller Fahrt in die Kirche rief „Und wo kommt Sie her die Erbsünde, wo kommt sie her?“ trat die Mönchzeller Kirchgängerin ein und hörte gerade noch den letzten Halbsatz „wo kommt Sie her?“. Sie fühlte sich angesprochen und antwortete ängstlich im Kurpfälzer Dialekt „Vun Minischzell, Herr Pfarrer“. Diese Geschichte verbreitete sich im gesamten Kleinen Odenwald und seitdem kommt die Erbsünde aus Mönchzell.[13]
Die Mönchzeller werden im Volksmund als „Kiwwelschisser“ bezeichnet, womit die frühere Armut im Ort Ausdruck findet. Viele Mönchzeller Häuser hatten wohl nicht einmal Toiletten, und die Bewohner verrichteten ihre Notdurft in Kübeln.
Seit Jahrhunderten wird die Kirchweih („Kerwe“) im Ort gefeiert. Die Kerwe entwickelte sich in den 1980ern zu einem mehrtägigen Volksfest.
Die Ortsfarben sind entsprechend dem Ortswappen grün, schwarz, weiß. Sie wurden z. B. vom SC Germania Mönchzell 1933 (grün-weiß) und den Musikfreunden Mönchzell (grün, schwarz, weiß) als Vereinsfarben getragen.
Mönchzell verfügte über ein reges Vereinsleben und galt in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in der Region als ausgesprochen „festfreudiges Dorf“. Nahezu jedes Wochenende führte einer der Vereine eine Festveranstaltung durch. Heute leiden auch die Mönchzeller Vereine unter der allgemeinen Tendenz sich nicht mehr ehrenamtlich zu engagieren. Hervorzuheben ist der 1933 gegründete SC Germania Mönchzell, der in den 70er Jahren der Stolz des Tausendseelendorfs war, als er in der damaligen 3. Liga (1. Amateurliga Nordbaden) spielte und ins Finale um den Badischen Vereinspokal einzog. Es wurden Zuschauerzahlen von 2000 Besuchern erreicht. Der SCM fusionierte 2009 mit der Fußballabteilung des TSV Meckesheim und nennt sich heute FC Germania Meckesheim Mönchzell. Der Spielbetrieb findet auf dem Mönchzeller Sportplatzgelände statt, dass vom Mäzen der TSG 1899 Hoffenheim, Dietmar Hopp, mit einem Kunstrasen bedacht wurde. Der Erfolg in den 70ern war vor allem den drei fußballerisch herausragenden Vettermann-Brüdern geschuldet, von denen Gerhard Vettermann und Volker Vettermann Angebote von Bundesligavereinen, in den Profibereich zu wechseln, ablehnten und ihrem Heimatverein die Treue hielten. Seit 1974 führt der Fußballverein jährliche Prunksitzungen durch, die ob ihrer beachtlichen Qualität immer ausverkauft sind.
Der 1956 gegründete Kleintierzuchtverein Mönchzell stellte mehrere Europa- und Deutsche Meister. Herausragender Züchter war Rudi Schneider.
Die Freiwillige Feuerwehr Mönchzell, die heute eine Abteilungswehr von Meckesheim ist, wurde offiziell 1938 gegründet, wobei eine Mönchzeller Wach- und Rettungsmannschaft schon 1881 bestand. Die Mönchzeller Wehr nahm in den 70er und 80er Jahren durch vorbildliche Jugendarbeit einen enormen Aufschwung und darf sich zu den am besten ausgebildeten Wehren des Rhein-Neckar-Kreises zählen.
Der 1920 gegründete Männergesangsverein und die 1954 gegründeten Musikfreunde Mönchzell erlebten gegen Ende des 20. Jahrhunderts ebenfalls eine Blüte, kämpfen heute aber um den Fortbestand. Der Gesangsverein unterhält seit Jahrzehnten eine erfolgreiche Theatergruppe. Die Musikfreunde veranstalteten in den 80er und 90er Jahren mit dem „Mönchzeller Feuerreiter“ und der „Walpurgisnacht“ (1992) spektakuläre Feste, die Tausende von Gästen in das Lobbachtal lockten. Sie begründeten in der Region erstmals wieder die Tradition des Maibaumstellens. Als Jugendclubs gründeten sich im letzten Jahrhundert der Bo-Bi-Du-Freizeitclub, der sich zum Brauchtumsverein entwickelt hat, der Club 84 und der Motorradclub Lobbachtal.
Daneben gibt es die 1958 gegründete katholische Frauengemeinschaft, die Jagdhornbläsergruppe und den FC-Bayern-Fanclub, dessen Vereinsfeste überregional Beachtung finden. Die Mönchzeller Ortsvereine der SPD und der CDU sind in den Meckesheimer Ortsvereinen aufgegangen. Ein Jugendtreff war von 1982 bis 1990 als Jugendzentrum auf der Empore der Lobbachhalle beheimatet. Die Jugendlichen veranstalteten damals zahlreiche Rock- und Folkkonzerte, z. B. mit Schwoißfuaß, Bernies Autobahn Band, Zeitenwende und anderen Gruppen in der Lobbachhalle und hatten verschiedene Arbeitsgemeinschaften, z. B. für Gitarre und Kinoaufführungen.
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