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Mitglied eines Kuratoriums Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Das Wort Kurator stammt ab vom lateinischen Wort curator („Pfleger“, „Vertreter“ oder „Vormund“) sowie von curare („Sorge tragen“, „sorgen um“). Das verwandte Wort Kuratorium (ein Kurator ist das Mitglied eines Kuratoriums) kann auch eine Aufsichtsbehörde, einen Verwaltungsrat, einen Hochschulrat oder (i. d. R.) einen Stiftungsrat bezeichnen.
Im altrömischen Recht entstand die cura (auch: curatio)[1] als Pflegegewalt über Geisteskranke (furiosi). Es handelte sich damit um Personen, die geschäfts- sowie deliktsunfähig waren. Aufgrund ihrer Handlungsunfähigkeit standen sie zur Zwölftafelzeit unter dergesetzlich angeordneten Vollgewalt eines Kurators (XII Tafeln, 5, 7a). Dieser wurde regelmäßig aus dem Kreis der nächsten Agnaten bestimmt, und soweit nicht vorhanden, aus dem Kreis der entfernteren Gentilen. Neben dem Tatbestand der Geisteskrankheit, kannte die Kodifikation auch den der Verschwendungssucht (XII Tafeln, 5, 7c). Ein Kurator wurde dem prodigus zur Seite gestellt, der ererbtes Familienvermögen verschleuderte. Allerdings war eine magistratische Entscheidung notwendig, damit der curator prodigi tätig werden konnte.[2] Das antike römische Recht unterschied zwei Fremdbestimmungsformen, denn neben der Pflegesorge (cura) gab es die echte Vormundschaft (tutela). Letztere hatte aber den Charakter einer Ausnahmeregelung, denn sie durfte nur bedarfsbezogen und grundsätzlich temporär eingesetzt werden.[3]
Historisch war der Curator rei publicae (so beispielsweise der Prokurator) im Römischen Reich ein außerordentlicher (weltlicher oder geistlicher) Amtsträger. „Massekurator“ war eine historische Bezeichnung für einen Konkursverwalter.[4] Seit dem 18. Jahrhundert wurde der Begriff des Kurators für einen Verwalter einer privaten Kunstsammlung gebraucht. Mit dem Aufkommen großer Museen wie dem Louvre kam Museumskuratoren die Aufgabe zu, die unkommentierte, ungeordnete oder rein chronologische Aufstellung oder Aufhängung der Kunstwerke zu ordnen und die Werke zu katalogisieren. Durch den Wandel des Ausstellungswesens in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden auch technische und Handelsmessen sowie Weltausstellungen immer häufiger von Generalbevollmächtigten kuratiert, die sich von den wirtschaftlichen Zwecken abkoppelten und zur Ikonisierung und „Selbsttheatralisierung“ neigten.[5]
Aktuell wird der Begriff des Kurators (und der seiner Tätigkeit, des Kuratierens) auf immer mehr Bereiche ausgedehnt. Das entspricht einer gesellschaftlichen Tendenz oder Notwendigkeit zum Vermitteln und Erklären des nicht mehr Selbstverständlichen und der Vorherrschaft des Diskursiven gegenüber der unmittelbaren ästhetischen Erfahrung.[6]
Die Rolle der Kuratoren ist in den letzten Jahrzehnten immer bedeutender geworden. Die Arrangeure von Ausstellungen beschränken sich nicht mehr auf die bloße Auswahl der Künstler und die Kombination von Kunstwerken, sondern sehen ihre Tätigkeit als ebenso kreativ an wie diejenige der von ihnen Kuratierten. Indem sie „innovative“ Ausstellungsformate schaffen, laden sie die Kunstwerke durch diese neue Form der „Rahmung“ mit zusätzlichem Kontext und mit Konzepten auf, die aus den Werken selbst nicht hervorgehen. Zu diesem äußerlichen Rahmen gehört z. B. auch die Biographie des Künstlers.[12]
Dieser Trend wird von dem kanadischen Kunstkritiker David Balzer als Curationism („Kurationismus“) kritisiert und mit dem Aufstieg der abstrakten Kunst, vor allem aber der Concept Art sowie mit dem wachsenden Einfluss der Hochfinanz auf die Kunst in Verbindung gebracht. Der Kurationismus werde begünstigt durch den Trend zu einer immer kontextärmeren Kunst, die Tom Wolfe 1975 in seinem Buch The Painted Word beschrieben hat: Zuerst verschwand der erzählende Realismus des 19. Jahrhunderts, dann verschwanden nacheinander die Aussagekraft des Bildgegenstands, die dritte Dimension des Bildes (im Abstrakten Expressionismus), der Pinselduktus, die Sichtbarkeit der Pigmente und die Vielfalt der Farben, schließlich die Komplexität des Bildaufbaus. Am Ende stand die Konzeptkunst mit ihren rein theoretischen und daher erklärungsbedürftigen Kunstwerken.[13] Erst durch das Kuratieren – das Verb To curate erscheint 2011 erstmals im Oxford English Dictionary – werden heute die Bedeutung und der (auch monetäre) Wert dieser Kunstwerke deutlich. Es handele sich um eine Form des supercharging, der „Über-Aufladung“ mit Bedeutsamkeit von außen. Der Aufstieg von Star-Kuratoren wie Hans Ulrich Obrist und das Anheuern von prominenten Gastkuratoren für Veranstaltungen zeige, wie weit sich deren Tätigkeit von der des früher eher passiven Kurators, der sammelte, ordnete und katalogisierte, entfernt hat; die heutige Tätigkeit habe eher mit Projektmanagement, Branding und den Einsatz kreativer kuratorischer Vermittlungsmethoden im medialen Wettbewerb um Aufmerksamkeit zu tun. Freiberufliche Kuratoren werden immer häufiger, was dem kreativen und einmaligen Veranstaltungscharakter der Ausstellungen Rechnung tragen soll.[14]
Auch die menschliche Alltagswelt werde immer stärker kuratiert, was durch die Übertragung der sehr speziellen Positionsbezeichnung auf das immer häufiger verwendete Verb deutlich wird. Durch das Internet könne jeder heute zum Kurator seines Blogs, seiner Playlist oder seiner Fotos werden, wobei er immer stärker dem Zwang einer perfekten Außendarstellung unterliege. So näherten sich Kunstwelten und Alltag einander an.[15]
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