Abschnitt zwischen Trigisamo und Vindobona in der Tabula Peutingeriana
Das mittelalterliche Tränktor/Wassertor an der Donaulände, links der Zeugturm (heute Römer- oder Salzturm), Aquarell aus dem 19. Jahrhundert
Tafel mit Abbildung der Porta principalis sinistra
Rest der südlichen Lagermauer
Stempel auf Tullner Dachziegel – CO PE SAG = Cohors Prima Elia Sagittariorum einer im Kastell Klosterneuburg stationierten Kohorte
Phase 1 – Holz-Erde-Kastell: Das Holz-Erde-Kastell war mit einem Graben befestigt. Dieser älteste Graben war in den Aulehmboden eingetieft. Das dabei entfernte Aushubmaterial wurde wahrscheinlich zum Bau einer Lehmziegelmauer verwendet. Die spätere Verfüllung des Grabens mit Lehmziegelbruch und zum Teil rechteckigen Lehmbrocken sind ein konkreter Hinweis darauf, dass offensichtlich die Lehmziegel für den Aufbau der Mauer später wiederum als Füllmaterial zurück in den Graben gelangten. Die im Profil erkennbare „getreppte“ Grabenwand lässt auf einen Aushub mittels Spaten schließen. Die Lehmziegelmauer selbst konnte nicht mehr nachgewiesen werden.
Phase 2 – Steinkastell mit Doppelgrabensystem: Diese Phase der Befestigung dürfte in Verbindung mit dem Steinkastell stehen, da hier Spuren eines Bauhorizontes mit Mörtelresten entdeckt wurden. Vor der aus Stein in Mörtelbindung bestehenden Lagermauer befindet sich ein Graben, der in etwa einen Neuaushub des Grabens aus Phase 1 entspricht. Ein weiterer Graben in ähnlichen Dimensionen ist nun den ersten vorgelagert.
Phase 3 – Steinkastell mit einfachem Graben: In eine spätere Bauphase wurde der äußere Graben der Phase 2 ausgebessert, der innere Graben scheint weitestgehend wieder verfüllt worden zu sein. Besonders auffällig ist ein N-S verlaufendes Fundamentgräbchen an der östlichen Kante des äußeren Grabens. Hier wird ein Holzbau bzw. Palisade vermutet. Gemeinsam mit einem weiteren, rechtwinkelig, d.h. in W-O Richtung verlaufenden Gräbchen, wobei dieses Gräbchen nun in der Füllung des inneren Grabens von Phase 2 liegt, könnte eine Wangenkonstruktion, möglicherweise in Tornähe, vermutet werden. Allerdings ist diese Interpretation von Wewerka und Hirsch nicht ganz unwidersprochen.[1]
Phase 4 – Spätantikes Kastell: In der spätesten römischen Phase wurde das Grabensystem der Phase 3 zugunsten eines in der Breite kleiner dimensionierten Spitzgrabens aufgegeben. Dieser letzte Graben war mit Steinen, Ziegelbruch und Mörtelbrocken, die vom Zusammensturz oder Abreißen der Lagermauer stammen könnten, verfüllt.
Lageskizze des Steinkastell II (3. – 5. Jahrhundert n.Chr.)
Porta principalis dextra – Rekonstruktion des Osttores im Römermuseum Tulln
Porta principalis dextra – nördlicher Turm
Porta principalis dextra – südlicher Turm
Der Römer- bzw. Salzturm in Tulln – ein fast vollständig erhaltener Hufeisenturm an der einstigen Westmauer des spätantiken Kastells
Am Salzturm eingemauerte Informationstafel
Informationstafel der Stadt Tulln am Salzturm
Grabungsbefund eines römischen Hauses des Vicus
Rekonstruktionsversuch eines römischen Hauses des Vicus
Römische Glasfunde aus Tulln
Grabbeigaben aus den Gräberfeldern
Bronzener Fingerring mit Christogramm aus einem römischen Grab, ausgegraben durch Josef Hilarius Nowalski de Lilia im Jahre 1928
Münzen aus einem Hortfund
Römische Keramikfunde aus Tulln
Mithrasrelief, gefunden in St. Andrä vor dem Hagental oder Königstetten
Die besondere strategische Bedeutung des Kastells ergibt sich aus seiner exponierten Lage. Seine Besatzung kontrollierte eine militärisch bedeutsame Furt über die Donau und überwachte das von hier aus gut überschaubare Tullnerfeld. Das Kastell wurde im späten 1.Jahrhundert, wahrscheinlich unter Domitian, als Holz-Erde-Lager errichtet und Anfang des 2.Jahrhunderts zu einem Steinkastell ausgebaut. Aus seiner Belegungszeit bis zum ausgehenden 5.Jahrhunderts sind mehrere Umbauphasen bekannt. Ab der Spätantike war Comagena auch Stützpunkt der Donauflotte und Standort einer Reitereinheit. Im Westen und Süden des Kastells wurde aufgrund von Grabungen das Vorhandensein von zumindest zwei Zivilsiedlungen (vicus) und drei Gräberfeldern festgestellt. Der Zerstörung des Kastells um 400 n.Chr. folgte noch eine zivile Besiedlungsphase bis in die ausgehende Antike, die Wiederbesiedlung setzte im späten 8.Jahrhundert ein.