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Hochwasserereignisse in Würzburg Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Hochwasser in Würzburg treten beinahe jährlich auf. Der Main kann dabei nach langanhaltenden Niederschlägen oder nach der Schneeschmelze hohe Wasserstände erreichen. Bei einem Jahrhundert-Hochwasser reicht der Main in Würzburg bis an das Rathaus und überflutet eine Altstadtfläche von etwa 25 Hektar; das Wasser kann sogar fast bis zum Dom hinaufgelangen. Die Stadtverwaltung hat 1971 mit der Errichtung eines Hochwasserschutzes, bemessen für ein 100-jährliches Hochwasser, begonnen. 2007 (oder früher) wurde die Fertigstellung für 2009 prognostiziert.
Der Main lässt sich ab Mündung der Regnitz in mehrere Abschnitte unterteilen, in denen die Hochwasser etwa gleichbleibende Abflüsse haben. Der erste Abschnitt endet bei der Einmündung der Fränkischen Saale in Gemünden am Main. Der zweite erstreckt sich von der Fränkischen Saale bis zur Taubermündung, der dritte von der Tauber- bis zur Kinzigmündung, der vierte von der Kinzig- bis zur Niddamündung und der letzte von dort bis zur Mündung des Mains in den Rhein in Mainz. Würzburg liegt im ersten Abschnitt, wo auf einer Fließstrecke von beinahe 200 Kilometern keine größeren Nebenflüsse gegeben sind.
Die Hochwasser in Würzburg werden überwiegend durch die Abflüsse des Mains oberhalb der Regnitzmündung und der Regnitz geprägt. Eine nach dem Zusammenfluss aufgebaute Hochwasserwelle erreicht etwa 36 Stunden später Würzburg. Diese Hochwasserwelle kann durch Zwischengebietseinflüsse verändert werden. Pegelstände über 7 Meter werden als Hochwasser wahrgenommen.[2]
Der Main kann dem sogenannten pluvio-nivalen Abflussregime zugerechnet werden. Dieses ist typisch für Mittelgebirgsregionen. Der Main ist geprägt durch ein sommerliches Minimum und zwei winterliche Maxima. Das erste Wintermaximum wird durch Niederschläge am Winteranfang im November/Dezember hervorgerufen. Zu diesem Hochwassertyp zählen die Ereignisse von 1882.
In den Mittelgebirgen werden dann im Hochwinter die Niederschläge in Form von Schnee gebunden. In der frühjährlichen Tauperiode im Februar/März fließt dieser gebundene Schnee ab. Durch das Zusammentreffen mit Frühlingsniederschlägen kann dieses zweite Maximum besonders stark ausfallen, wie 1784 und 1845. Verstärkend kommt dann noch hinzu, dass der Untergrund entweder gefroren oder wassergesättigt und somit nicht aufnahmefähig ist.
Infolge von vermehrten Warmlufteinbrüchen im Winter, die die Schneedecke schon im Hochwinter abschmelzen lassen, bildet sich dann oft nur ein einziges, dafür aber ein breites Abflussmaximum. Die Wasserstände können sich durch den sogenannten Eisstand in wenigen Tagen beträchtlich erhöhen, ohne dass in diesem Zeitraum Niederschlag gefallen ist. Diese Hochwasser werden überwiegend durch Westwetterlagen, die häufigste Großwetterlage Deutschlands, verursacht. Ausführlichere Informationen über die Eisverhältnisse des Mains in Würzburg siehe Pegel Würzburg.
Seltener treten extreme Hochwasser, wie 1342, im Sommer auf. Diese Hochwasser werden nach tagelangem Regen auf bereits gesättigten Böden ausgelöst.
Anhand der Aufzeichnungen von Historikern aus früheren Jahrhunderten, die den Hochwasserablauf, die Eisverhältnisse und die verursachten Schäden schildern, und der an Gebäuden am Main angebrachten Hochwassermarkierungen konnten einige der höchsten Wasserstände der letzten etwa 700 Jahre rekonstruiert werden. Besonders hervorzuheben sind die 1958 publizierten Ausarbeitungen von Franz Seberich (1886–1964[3]) und die von Heinz Schiller aus dem Jahr 1989, die anhand der überlieferten Wasserstände die Hochwasser der letzten 700 Jahre ermittelt haben.
Für die Hochwasserereignisse in Würzburg gibt auch das unter Denkmalschutz stehende Maintor in Eibelstadt, das etwa zehn Kilometer oberhalb von Würzburg liegt, einen guten Anhaltspunkt. An diesem Tor sind, über die Jahrhunderte verteilt bis zurück in das Jahr 1546, 27 historische Hochwasserstände eingemeißelt.[4]
In Würzburg befinden sich Hochwassermarkierungen bis zum 17. Jahrhundert zurück, so an der Innenseite des aus dem Jahr 1584 stammenden, auch Schwanentor genannten[6] Spiegeltores und am Portal zum Roten Bau des Rathauses. An der heute abgebrochenen Bäckerei Götz in der Karmelitenstraße befanden sich ebenfalls Markierungen. Durch diese Markierungen, die allerdings nicht immer absolut genau sind, lassen sich die einzelnen Wasserstände errechnen. Verschiedene Umstände, wie Stauung, Strömung und Wellenschlag beeinflussten die Messungen. Für das gleiche Hochwasser können demnach unterschiedliche Werte vorliegen.
Von großer Bedeutung sind die Markierungen am Portal des Rathauses aus den Jahren 1682, 1784 und 1845. An gleicher Stelle wurde 2004 vom Umweltamt der Wasserstand von 1342, der durch die Quellenlage recht genau zu ermitteln war, ergänzt. Der Hochwasserstand von 1845 ist durch die Pegelmessung bekannt, so dass die Wasserstände der anderen Hochwasser berechnet werden konnten.
Der 1769 in Schlüsselfeld geborene[7] Würzburger Carl Gottfried Scharold, Churfürstlicher Pfalzgraf, berichtete 1805 in der Würzburger Stadtchronik über mehrere Hochwasser der letzten 400 Jahre, namentlich die Ereignisse von 1306, 1342, 1442, 1451, 1546, 1633 und 1682.
Des Weiteren gab er mehrere Hochwasser aus dem 18. Jahrhundert an, die alle über dem Pflaster des Bronnbacher Hofes gemessen worden waren. Anhand des bekannten Wasserstandes von 1784 konnten die anderen Höchststände ermittelt werden. So liegen Angaben für die Hochwasser von 1682, 1740, 1744, 1764, 1782, 1784 und 1805 vor.
Der Würzburger Magister Lorenz Fries berichtete in einer um 1546 erschienen Würzburger Chronik über mehrere Hochwasser in Würzburg.
Datum | Wert am Pegel | Wiederkehrzeit | |
---|---|---|---|
in cm | in m³/s | ||
1306 | – | – | – |
21. Juli 1342 | 1000 | 3350 | >1000-jährlich |
1413 | – | – | – |
21. Juli 1442 | 900 | 2500 | 300- bis 500-jährlich |
12. März 1445 | – | – | – |
24. Februar 1451 | 840 | 2200 | 100- bis 200-jährlich |
12. Juni 1481 | – | – | – |
17. Januar 1497 | – | – | – |
1523 | – | – | – |
24. Januar 1546 | 860 | 2300 | 200-jährlich |
14. Mai 1551 | – | – | – |
16. Mai 1573 | 760 | 1650 | 20- bis 50-jährlich |
März 1595 | 840 | 2200 | 100- bis 200-jährlich |
1618 | – | – | – |
25. Januar 1633 | 790 | 1900 | 50- bis 100-jährlich |
27. Januar 1682 | 863 | 2250 | 100- bis 200-jährlich |
17. Februar 1709 | 644 | 1400 | 20-jährlich |
21. Dezember 1740 | 683 | 1250 | 10- bis 20-jährlich |
5. März 1744 | 720 | 1400 | 20-jährlich |
1. Januar 1764 | 805 | 1750 | 50- bis 100-jährlich |
26. Januar 1781 | 673 | 1150 | 10-jährlich |
29. Februar 1784 | 928 | 2600 | 300- bis 500-jährlich |
21. Januar 1820 | 720 | 1350 | 10- bis 20-jährlich |
1827 | 650 | 1150 | 10- bis 20-jährlich |
4. Januar 1830 | 675 | 1200 | 10- bis 20-jährlich |
6. März 1831 | 705 | 1295 | 10- bis 20-jährlich |
1834 | 635 | 1050 | 5- bis 10-jährlich |
1839 | 675 | 1200 | 10- bis 20-jährlich |
20. Januar 1841 | 709 | 1318 | 10–20-jährlich |
28. Februar 1844 | 652 | 1100 | 5- bis 10-jährlich |
30. März 1845 | 834 | 2170 | 100- bis 200-jährlich |
2. Juni 1845 | 686 | 1200 | 10- bis 20-jährlich |
10. Februar 1848 | 688 | 1220 | 10- bis 20-jährlich |
5. Februar 1850 | 710 | 1320 | 10- bis 20-jährlich |
2. Februar 1862 | 732 | 1454 | 20- bis 50-jährlich |
19. Februar 1876 | 750 | 1580 | 20- bis 50-jährlich |
4. Januar 1880 | 652 | 1100 | 5- bis 10-jährlich |
17. Dezember 1880 | 638 | 1040 | 5- bis 10-jährlich |
9. März 1881 | 631 | 1020 | 5- bis 10-jährlich |
28. November 1882 | 728 | 1460 | 20- bis 50-jährlich |
29. Dezember 1882 | 749 | 1670 | 20- bis 50-jährlich |
7. Februar 1909 | 760 | 1800 | 50- bis 100-jährlich |
16. Januar 1920 | 721 | 1540 | 20- bis 50-jährlich |
22. März 1942 | 640 | 1050 | 5- bis 10-jährlich |
31. Dezember 1947 | 702 | 1540 | 20- bis 50-jährlich |
25. Februar 1970 | 669 | 1390 | 10- bis 20-jährlich |
7. Januar 1982 | 637 | 1230 | 10- bis 20-jährlich |
29. März 1988 | 640 | 1235 | 10- bis 20-jährlich |
29. Januar 1995 | 615 | 1250 | 10- bis 20-jährlich |
6. Januar 2003 | 648 | 1350 | 10- bis 20-jährlich |
17. Januar 2011 | 642 | 1368 | 10- bis 20-jährlich |
Die Abflussverhältnisse und die daraus resultierenden Wasserstände änderten sich im Laufe der Zeit. Durch den Eingriff des Menschen veränderte sich das Bettvolumen (Breite und Tiefe) des Mains. Durch den stetigen Ausbau des Mains erhöht sich der Abfluss bei gleichem Wasserstand. Bei gleichem Hochwasserscheitel wie in früheren Jahren kann heute mehr Wasser abfließen. Um die Hochwasser besser miteinander vergleichen zu können, wird deshalb heute neben der Höhe des Wasserstandes auch die Menge des abfließenden Wassers gemessen.
Das Hochwasser vom 21. August 1820 erreichte bei einem Abfluss von 1350 m³/s einen Wasserstand am Pegel von 720 Zentimetern. Etwa 180 Jahre später und nach vielen baulichen Änderungen im und am Fluss, erreichte das Hochwasser vom 6. Januar 2003 bei gleichem Abfluss von 1350 m³/s einen Pegelstand von 648 Zentimetern. Das Hochwasser vom 17. Januar 2011 erreichte bei einem etwas höheren Abfluss von 1368 m³/s einen Pegelstand von 642 Zentimetern. Dementsprechend hat die Anzahl der hohen Wasserstände abgenommen.
Bedingt durch die baulichen Änderungen im Würzburger Bereich, basieren die historischen Jährlichkeitsangaben nur auf dem Abfluss, da die damaligen Wasserstände deutlich höher waren als heute und so zu verfälschten Jährlichkeiten führen würden. Alle Angaben ab 1823 stammen vom Pegel Würzburg; davor resultieren sie aus Hochwassermarkierungen und historischen Berichten.
Ausführliche Angaben über die Änderungen der Abflussverhältnisse und die Jährlichkeiten siehe Pegel Würzburg.
Als hundertjährliche Abflussereignisse werden Abflussmengen von 2000 m³/s und mehr charakterisiert. Das geschah in den Jahren 1342, 1442, 1451, 1546, 1595, 1682, 1784 und 1845. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und im 20. Jahrhundert lagen die Abflussmengen unter 2000 m³/s.[11]
Von diesem Hochwasser gibt es keine Berichte über die Höhe des Wasserstandes, es muss aber eine große Höhe erreicht haben. Aus einem Ablassgesuch von 1322 geht hervor, dass die Alte Mainbrücke bei diesem Hochwasser schweren Schaden genommen hat. Die Reparaturen der Brücke zogen sich über einen längeren Zeitraum hin und waren bis zum Hochwasser 1342 noch nicht beendet.[15]
Einen Bericht über das Hochwasser gibt Scharold:[16]
„Im Jahre 1306 wuchs der Main so plötzlich an, daß die an seinen Ufern gelegenen Städte und Dörfer sowohl an ihren Gebäuden als an ihren Früchten und Vieh ungeheuern Schaden erlitten, und viele Menschen daher ihr Leben verloren.“
Das Hochwasser von 1342 ist das herausragende Hochwasserereignis in Mitteleuropa. Es wird beinahe in jeder Abhandlung über Hochwasser ausführlich beschrieben. Dieses Ereignis hinterließ an allen mitteleuropäischen Flussgebieten große Schadensbilder. Auf vielen agrarisch genutzten Flächen und im Wald wurden bis zu 14 Meter tiefe Schluchten[17] in die Landschaft gerissen und Erosionsrinnen geschaffen, die auch heute noch teilweise landschaftsbestimmend sind. In bodenkundlichen und morphologischen Arbeiten wurde dies erkannt. Die Zerstörung der gesamten Ernten verursachte anschließend eine Hungersnot.[17]
Dieses Hochwasser, auch Magdalenenhochwasser genannt, da es am St.-Magdalenentag auftrat, war in Würzburg und am Main das bisher größte. Die Hochwasserwelle traf am frühen Vormittag des 21. Juli 1342 in Würzburg ein.[18] Statistisch ist dieses Hochwasser nicht mehr erfassbar; es wird so eingestuft, dass es seltener als ein 1000-jährliches Hochwasser eintritt.
In den Quellen wird von hohem Schaden und mehreren hundert Toten im Einzugsbereich des Rheins berichtet. In Würzburg zerstörte das Hochwasser die Alte Mainbrücke und viele Häuser.
Das Hochwasser von 1342 ist noch unzureichend erforscht. Topographische Veränderungen an Flüssen, die bisher auf weit zurückliegende geologische Zeiten datiert wurden, werden jetzt vermehrt diesem Hochwasser zugeschrieben.
Es handelte sich um ein Sommerhochwasser. Die meisten großen Hochwasser am Main liegen jedoch in der besonders gefährdeten Zeit vom 1. November bis 30. April. Dieses Hochwasser wurde durch eine sogenannte Vb-Wetterlage, ähnlich wie beim Oderhochwasser 1997, verursacht. Dabei wird ein Bodentief mit Wasser aufgeladen, das sich über dem warmen Mittelmeer im Golf von Genua und über der Adria befindet. Es umgeht die Alpen im Osten, um so nach Norden zu gelangen, ohne sich in den Alpen abzuregnen und führt zu extremen Niederschlägen, die teilweise mehrere Tage anhalten.
Nach einem schneereichen kalten Winter hatte die Schneeschmelze im Februar bereits ein erstes, eher unbedeutendes Hochwasser ausgelöst. Ein feuchter Frühsommer sorgte für einen langanhaltenden hohen Wasserstand am Main. Der Sommer selbst war auch ungewöhnlich nass. Der Boden war noch vom feuchten Frühjahr gesättigt. Im Sommer fiel innerhalb von nur zwei Tagen in weiten Gebieten ungefähr die Hälfte der üblichen Niederschläge eines Jahres, die eine Überschwemmungskatastrophe in Mitteleuropa auslöste, wie sie sich in Höhe und Ausmaß der Schäden später nicht mehr ereignete.
Über dieses Ereignis existiert keine Markierung in oder bei Würzburg. In den historischen Aufzeichnungen wird berichtet, dass das Wasser bis an die erste steinerne Säule an den Domgreden reichte. Anhand dieser Angabe lag der Grenzwert des Wasserstandes bei vorsichtig abgeschätzten 950 bis 1030 Zentimetern.[18] Dies entspricht einem Abfluss von 3050 bis 3600 m³/s.[18] Die Domgreden waren ein hallenartiger Vorbau des Doms zur Domstraße hin, der aus einer mit drei Rundbogen abgeschlossenen Halle und einem Obergeschoss bestand. Der Domwächter nutzte das Obergeschoss als Wohnung, die Halle diente als Markt. Dieser Vorbau war um 1200 errichtet worden und wurde 1644 abgebrochen.[18]
An der Wand des Vorbaues befand sich nachstehende Inschrift über das Ereignis von 1342:
Dieser lateinische Vers gibt den Praxedistag, Sonntag den 21. Juli, den heutigen St.-Magdalenentag, als Tag des Hochwassers an. Des Weiteren geht aus dem Vers hervor, dass das Wasser bis nahe an den Fuß der jetzigen Domtreppe reichte.[19]
Der Fuß der heutigen Domtreppe liegt auf 175,3 Meter über Normalnull. Wie groß die Halle selbst war, ist nicht bekannt. Die Greden werden bei drei Rundbogenstellungen kaum länger als 25 Meter gewesen sein. Im Bereich der damaligen ersten Säule liegt die heutige Straßenoberfläche bei etwa 174,8 Meter über Normalnull. Vermutlich lag das Gelände in diesem Bereich damals einen halben Meter niedriger, wobei man zu einem Wasserstand von 174,3 Metern über Normalnull kommt, was dem heutigen Pegel von 1000 Zentimetern entspricht. Zu einem weiteren, durch die zerstörte Brücke bedingten Aufstau dürfte es nicht gekommen sein, da sich der Dom in der verlängerten Brückenachse befindet.[18]
Am Hof zum Großen Löwen in der Dominikanergasse war eine Gedenktafel zum Hochwasser angebracht. Diese Tafel befindet sich inzwischen im Mainfränkischen Museum – die Übersetzung des Textes lautet:[20]
„Im Jahre des Herrn 1342, am zwölften Tag vor den Kalenden des August, das war am Sonntag vor Jacobi, schwoll der Main so stark an wie nie zuvor, daß er oberhalb der Stufen des Würzburger Doms und darüber hinaus die ersten steinernen Statuen umspülte. Die Brücke mit ihren Türmen, die Mauern und viele steinerne Häuser in Würzburg stürzten zusammen. In diesem Jahr gab es eine ähnliche Überschwemmung in ganz Deutschland und anderen Gebieten. Und dieses Haus wurde durch Meister Michael von Würzburg erbaut.“
In den gesammelten Texten von Weikinn findet sich eine Beschreibung des Hochwassers:[21]
„Am Maria Magdalenena- und folgenden Tag (21./22. Juli) fiel ein außerordentlicher Wolkenbruch, welcher den Mainstrom so sehr anschwellte, daß derselbe allenthalben weit aus seinem Bett trat, Äcker und Weingärten zerstörte und viele Häuser samt ihren Bewohnern fortriß. Auch die Brücke in Würzburg sowie Brücken anderer Mainstädte wurden durch die Wuth der Gewässer zertrümmert. In der Stadt Würzburg trat der Strom bis an die erste Steinerne Säule an den Domgreden.“
Zu diesem Hochwasser gibt es in Würzburg in der Chronica de episcopus Maguntinus einen Bericht:[22]
„(Im Juni/Juli) und mehrere Wochen lang darauf ereignete sich eine große Überschwemmung, nicht nur infolge der außergewöhnlich starken Regengüsse, sondern (das Wasser) brach aus verborgenen Orten in den Bergen, Tälern und dem ganzen Lande in Strömen hervor, breitete sich übermäßig stark aus, so dass in verschiedenen Provinzen, und besonders in den Rhein- und Maingegenden und anderwärts es alles an Feld- und Baumfrüchten, Heu, Gebäuden, Vieh und leider zahlreichen Menschen vielfältig und elendiglich vernichtete.“
Ein ausführlicher Bericht stammt von dem Würzburger Michael de Leone, der Augenzeuge des Ereignisses war:[23]
„Im Jahr 1342 […] stieg zu Würzburg der Main-Fluss so sehr über seine Ufer, dass die steinerne und prächtige Brücke zu Würzburg mit den Türmen und ihren Mauern sowie den Stadtmauern und auch viele steinerne Häuser dort und ringsherum plötzlich einstürzten. Die Überschwemmung des Mains war derartig, dass das Wasser über die Stufen des Säulenganges der Kirche zu Würzburg in die Nähe der steinernen Statuen ganz ungewöhnlich stark floss. Auch die hölzernen und steinernen Brücken oberhalb und unterhalb des Mains stürzten zusammen. Auch traten ungeheure Schäden an den Stadt- und Bauerngütern am Main überall beklagenswerterweise ein. Tatsächlich waren auch in anderen Teilen der Welt unerhörte Überschwemmungen der Gewässer. Auch wurden alle unterirdischen Wasserquellen gewissermaßen zerbrochen und die Schleusen des Himmels waren offen. Es fiel Regen auf die Erde wie im 600. Jahr von Noahs Leben, wie man über die Sintflut im 7. Kapitel der Genesis in der Mitte lesen kann.“
Ein Bericht über das Hochwasser und die Zerstörung der Alten Mainbrücke findet sich bei Fries:[19]
„Wie der Main groß worden und ausgelaufen ist und an der Brüken schaden gethon hat:
Im Jare des Heren 1342 hat es an Sant Laurentzen Tag und Abend ser und lang geregnet, und ist der Main am anderen Tag dornach vom Morgen frue an bis uf Mittag gewachsen und so gros worden, das die Brucken zu Wirtzburg und anderen Orten gar zerrissen, auch vil Heusere nider geworfen hat.“
Scharold schildert das Ereignis folgendermaßen:[16]
„Im Jahre 1342 den 22. July an MagdalenenTag früh ist der Mainfluß so hoch angeschwollen, daß die hiesige steinerne Brücke mit ihren Thürmen, und viele daran stossende steinerne Häuser in die Wasserfluth ringsum zusammen stürzten, sofort der Austritt des Wassers sich bis an den Schwibbogen des jetzigen HofgerichtsGebäudes (an die Gräden) erstreckte. Nicht minder sollen damals alles steinerne und hölzerne Mainbrücken ober- und unterhalb Würzburgs gleiches Schicksal mit der diesigen erlitten haben.“
Auf den Tag genau 100 Jahre nach dem zerstörerischen Jahrtausendhochwasser kam es in Würzburg am 21. Juli 1442 zu einem erneuten starken Hochwasser. Bei diesem Hochwasser wurde die Alte Mainbrücke stark beschädigt. Wegen fehlender Informationen, wie weit das Wasser in die Stadt eingedrungen ist, gibt es zu diesem Hochwasser keine Höhenangaben. Anhand der überlieferten Schäden ist ein Abfluss von etwa 2500 m³/s anzunehmen, was einem Wasserstand von etwa neun Metern entspricht. An der Alten Mainbrücke, die als steinerne Brücke 1342 zerstört worden war, wurden später fast alle Brückenjoche aus Holz errichtet, die bei Hochwasser leichter weggespült werden konnten.
Die Existenz dieses Hochwassers wird teilweise angezweifelt, da es um das gleiche Datum wie das 1342er-Hochwasser auftrat. In der Geschichte der Alten Mainbrücke ist allerdings eine teilweise Zerstörung aus dem Jahre 1442 überliefert. Es dauerte nach dem Hochwasser bis 1474, bis die Alte Mainbrücke wiederhergestellt wurde.
Fries schildert zu diesem Ereignis:[24]
„Wie der Main groß worden und Schaden thun hat.
In diesem 1442. Jare finge der Main frue uf Sant Marie Magdalenen Abend an zu wachsen und ward umb Mittag gros, das er die steinin Brucken zu Wirtzburg uber den Main, auch etliche Thuren an der Stadtmauren und ain mercklich Stucke an der Mauren, der gleichen etliche Heuser einrisse und umbwarfe und sunst allenthalben im Velde grossen Schaden thete.“
Eine ähnliche Schilderung des Ereignisses gibt Scharold:[16]
„Gerade ein Jahrhundert später, nemlich im Jahre 1442 fieng auf St. Maria MagdalenenAbend der Main zu wachsen an, und ward bis um Mitternacht so groß, daß er die steinerne Mainbrücke, auch einige Thürme an den Stadtmauern, und ein ziemlich großes Stück von diesen selbst, desgleichen einige Häuser einriß, und sonst allenthalben im Felde großen Schaden that.“
Ein großes Hochwasser ereignete sich am 24. Januar 1546. In Berichten wird geschildert, dass das Wasser bis zum Schoderhaus auf dem Marktplatz reichte, was einer Höhe von etwa 860 Zentimetern entspricht.[25] Das deutet auf einen Abfluss von etwa 2200 bis 2300 m³/s hin und würde eine Jährlichkeit von etwa 200 entsprechen. Seberich gibt dieses Hochwasser nur mit einer Höhe von 690 Zentimetern bei einem Abfluss von etwa 1200 m³/s an.[26] Eine vorhandene Hochwassermarke am Maintor in Eibelstadt, die zwischen den Markierungen von 1909 und 1948 liegt, deutet einen Wasserstand von etwa 700 bis 750 Zentimetern in Würzburg an.[27]
Scharold schildert über dieses Hochwasser:[28]
„Im Jahre 1546 den 24. Januar nachmittags breitete sich der Main so hoch aus, daß er am folgenden Tag früh bis an das Rathaus reichte, und viel Schaden verursachte.“
1573 scheint es zwei Hochwasser gegeben zu haben. Über diese Hochwasser gibt es nur wenige Berichte. Seberich gibt, nur mit Jahresangabe, eine Wasserhöhe von 760 Zentimetern, bei einem Abfluss von etwa 1650 m³/s an.[26] Dies entspricht etwa einem 50-jährlichen Hochwasser. Bei einem Hochwasser Anfang 1573 hat die Alte Mainbrücke starke Schäden davongetragen.
Über dieses Hochwasser gibt es einen Bericht von Bürgermeister Heinrich Wilhelm vom 15. Januar 1573, der dieses Ereignis schilderte:[29]
„Demnach die Brucken dis 1573. Jars durch das Eis und gewesser Schaden genohmen und die Notturft erfordern woile, weil ohne Gefahr man nit darüber reiten oder fahren könne, dieselbe widerumb zu bauen, bei der Weidschaft gelassen werden, wie sie itzund gewesen, oder aber daß man sie so weith bauen wolle wie die steinen Bogen.“
In Eibelstadt am Maintor existiert eine Marke vom 16. Mai 1573. Dies bedeutet für Würzburg einen Wasserstand von etwa 750 Zentimetern und könnte sich auf das von Seberich genannte Ereignis beziehen.
In den ersten drei Monaten des Jahres 1595 ereigneten sich mehrere Hochwasser am Main. Ihnen voraus ging ein sehr kalter und harter Winter. Anfangs herrschte eine trockene, strenge Kälte, die den ganzen Main zufrieren ließ, so dass auch die Mühlen stillstanden. Danach fiel sehr viel Schnee. Durch einen plötzlichen Warmlufteinbruch kam es im Januar zu einem Eisaufbruch, der sich im Februar und März zu großen Hochwassern entwickelte. Für Würzburg sind keine genauen Daten der einzelnen Hochwasserwellen bekannt. Im März erreichte das Wasser einen Höchststand von 840 Zentimetern bei einem Abfluss von 2000 bis 2200 m³/s.[30] Dies entspricht einem 100- bis 200-jährlichen Hochwasser.
Ausführliche Informationen über dieses Ereignis liegen aus Nürnberg vor, das von der Pegnitz, einem Nebenfluss des Mains durchflossen wird. Am 24. Januar 1595 traf in Nürnberg die Warmluft ein und zwei Tage später schwoll die Pegnitz zum ersten Mal an. Durch den Eisabgang und den Eisstau kam es zu erheblichen Schäden. Am 5., 8. und 10. März ereigneten sich drei Hochwasser. Diese hatten, obwohl zeitlich eng beieinander liegend, unterschiedliche Auslöser. Das erste wurde durch die Schneeschmelze im Flachland und einen erneuten Eisgang ausgelöst. Der einsetzende Dauerregen führte zur Schneeschmelze in den Bergen und zu den Hochwassern am 8. und 10. März. Die Hochwasserwellen vereinigten sich in Bamberg mit den Wellen vom Obermain.[31]
Das Hochwasser am 25. Januar 1633 reichte laut den Berichten bis zur Schustergasse hoch, die 172,5 m über Normalnull liegt, was einen Pegelstand von 800 Zentimetern und einem Abfluss von etwa 1900 m³/s entspricht.[32] Dies entspricht einem 50- bis 100-jährlichen Hochwasser.
Scharold schildert über dieses Hochwasser:[28]
„Im Jahre 1633 ist der Main so hoch und so schnell angewachsen, daß er bis oben an die Schustergasse gegangen.“
Das Hochwasser wurde durch intensive Niederschläge innerhalb von zwei Wochen im Januar ausgelöst und verursachte einen Eisabgang am Main. Das Hochwasser begann in Würzburg am 25. Januar in der Nacht zu steigen und erreichte am 27. Januar den Höchststand. Es war nach 1784 das zweithöchste durch Markierungen überlieferte Hochwasser in Würzburg. Am Main führte es zu den höchsten Markierungen überhaupt und wird nur von dem Hochwasser von 1784 übertroffen. Unterhalb von Wertheim, wo die Tauber in den Main mündet und der Untermain beginnt, liegen die Markierungen noch teilweise über denen von 1784.
Die Hochwassermarke am Rathausportal zeigt eine Höhe von 173,18 Metern über Normalnull und damit 29 Zentimeter mehr als 1845 an. Im Vergleich zu dem per Pegel registrierten Hochwasser von 1845 hatte das Hochwasser einen Pegelstand von 863 Zentimetern, bei einem Abfluss von 2250 m³/s.[32] Es handelte sich um ein 100- bis 200-jährliches Hochwasser.
Eine Schilderung des Hochwassers gibt Scharold:[28]
„Im Jahre 1682 den 25. Januar ist ein so großes und reißendes Wasser gewesen, daß viele Dörfer und Flecken überschwemmt, und viel Menschen und Vieh ertränkt wurden; wobey der Main der Brücke gleich gestanden, und über den Brunnen des Fischmarktes gegangen ist.“
Ende September ereignete sich ein Hochwasser zu einer sehr ungewöhnlichen Jahreszeit. Laut den Berichten gab es sehr starke Niederschläge am 29. und 30. September 1732. Diese verursachten ein sehr schnell steigendes Hochwasser. Über dieses Hochwasser gibt es für Würzburg keine Angaben über den Wasserstand, auch nicht in der näheren Umgebung. Im flussabwärts gelegenen Wertheim zählt dieses Ereignis zu einem der schlimmsten Hochwasser in der Geschichte der Stadt. Die Hochwassermarkierungen liegen dort weit über denen von 1845 und nur knapp unterhalb der von 1784 und 1682.[33]
In den gesammelten Texten von Weikinn findet sich eine Schilderung über das Hochwasser:[34]
„Außerordentliche Wasserfluthen, als Folgen eines stark anhaltenden Regens, haben die in der Mitte liegenden Provinzen Deutschlands betroffen, […] haubtsächlich im Fränkischen Kreise, in dessen Theile gegen Morgen in der Oberpfalz so wol, als noch mehr gegen Abend im Würzburgischen und Wertheimischen, unaussprechlichen Schaden gethan. Auch die Stadt Nürnberg litte sehr, doch nicht so viel als die Stadt Schwabach.“
Ende Februar 1784 ereignete sich am Main, wie auch an vielen anderen Flüssen in Mitteleuropa, ein extremes Hochwasser. Dieses nach 1342 zweithöchste Hochwasser wird im mittleren Maingebiet als 300- bis 500-jährliches Ereignis eingestuft. Die Hochwassermarke am Rathausportal zeigt eine Höhe von 173,83 Metern über Normalnull und damit 94 Zentimeter mehr als 1845 an. Im Vergleich zu dem am Pegel registrierten Hochwasser von 1845 hatte das Hochwasser von 1784 einen Pegelstand von 928 Zentimetern, bei einem Abfluss von 2600 m³/s.[35]
Ein Warmlufteinbruch nach langer Frostperiode verursachte durch Regen, Schneeschmelze und Eisbruch im gesamten mitteleuropäischen Raum Hochwasser. An allen größeren Haupt- und Nebenflüssen erfolgte der Eisgang zeitgleich. Erschwerend kam hinzu, dass sich durch zeitweise herrschende Tauphasen mehrere Eisdecken übereinander geschoben hatten, die dann wieder festgefroren waren. Dieses Hochwasserereignis wird als eine der größten Umweltkatastrophen der frühen Neuzeit in Mitteleuropa angesehen. Das Hochwasser verwüstete ganze Talzüge, unzählige Brücken wurden zerstört.
Das Wasser stieg in Würzburg so hoch, dass die neue Kaserne geräumt werden musste. Die Soldaten wurden gegen den Willen der Stadt Würzburg in bürgerliche Häuser einquartiert. Die Schäden am Eigentum der Menschen waren beträchtlich. Die Regierung erließ eine Weisung an alle am Main liegenden Ämter und Klöster, dass alle Funde von Mobilien und Gerätschaften, die nicht der Obrigkeit gemeldet wurden, als Diebstahl eingestuft werden sollten.
Das Wasser bereitete besondere Probleme in Kirchen und Klöstern. Die Kirche Sankt Burkhard auf der linken Mainseite wurde stark beschädigt. Alle Grabplatten wurden aufgerissen, die Kirchenstühle ineinander verschoben und es wurde viel Unrat in die Kirche geschwemmt. Nach dem Hochwasser ließ die geistliche Regierung des Hochstifts alle Kirchen, in die Wasser eingedrungen war, schließen. Darunter fielen die Burkharder Kirche, die Kirche der Karmeliter (Reuerkirche), die Pleicher Kirche und das Barbarakloster. Der Gottesdienst der Burkharder Kirche wurde bis zum 16. Mai 1784 in der Kirche des Deutschen Ordens (heute Deutschordenkirche) ausgerichtet. Über die Karmelitenkirche wurde berichtet, dass das Wasser die Leichname aus den Gräbern gespült hatte. Die weltliche Regierung sah darin eine Gefahr für die Gesundheit der Bevölkerung. Professoren der medizinischen Fakultät der Universität Würzburg untersuchten nach dem Ablaufen des Wassers die betroffenen Kirchen und rieten allen Einwohnern, an ungefährlichen Plätzen behutsam Tannenholzfeuer anzulegen und die Häuser mit Wacholdersträuchern auszuräuchern. Daraufhin empfahl die Regierung das Feuer nur in gewöhnlichen Herdstellen anzulegen und riet von der Verwendung von Schießpulver ab. Anfang April wurden die Pleicher Kirche und die Karmelitenkirche wieder geöffnet. Aber auch danach bereitete die Feuchtigkeit in den Kirchen Probleme, weshalb angeblich auch Gottesdienstbesucher ohnmächtig wurden.
Zu Schäden kam es auch im Keller des Sankt Burkardischen Rückermainamtes, das mit Wasser vollgelaufen war. Im Keller wurden Kelter umgestürzt, zwei Fuder Wein in einem Fass gingen zugrunde. Vier Fässer mussten mit Eisen gebunden werden, weil durch das lang anhaltende Wasser die hölzernen Reifen abgesprungen waren.
Beschädigt wurden in Würzburg auch die Brückenbögen und Brückenpfeiler der Alten Mainbrücke, die untere Mainmühle, das Wehr und die Kranenkaimauer. Für diese Schäden forderte die Hofkammer als Abschlag 5000 Gulden von den Holzhändlern. Diese seien dafür verantwortlich gewesen, weil die sogenannten Holländerstämme unkontrolliert auf dem Main geschwommen seien und dadurch viel Schaden angerichtet hätten.
In der Stadt wurden verschiedene Gebäude, das Pflaster und Straßen und Wege durch das Wasser ruiniert und unbrauchbar. Die Augustinerschanz wurde ebenfalls zerstört. Die Versorgung der Bevölkerung mit Brot bereitete zeitweise Probleme, da in der Stadt viele Backöfen unter Wasser standen und die Main- und die Kanalmühle schwere Schäden aufwiesen. Die Behebung der Schäden kostete der Stadt viel Geld und zog sich zum Teil über Jahre hin. Selbst im Jahr 1788 weigerte sich die Stadt noch, durch das Wasser angehäufte Steine unter dem Wehr auf ihre Kosten zu beseitigen.
Das Hochwasser verursachte am Main auch eine geomorphodynamische Wirkung. Es kam in einzelnen Regionen, wie bei Gambach, zu Erosion und Hangabrutschungen durch Unterspülung. Vergleichbare Beschreibungen sind auch aus dem Rhein-, Mosel-, Saar-, Weser- und Odergebiet überliefert.
Letztendlich kam die Stadt noch glimpflich davon; es liegen keine Berichte über Todesopfer vor, die Sachschäden beliefen sich allerdings auf mehrere Tausend Gulden. Unter der Teilnahme des Bischofs wurde am 18. März 1784 in der Marienkapelle ein Dankfest abgehalten. In anderen Regionen, wie in Bamberg, kamen beim Einsturz einer Brücke 36 Menschen zu Tode. In Köln am Rhein starben über 1000 Menschen, 600 Schiffe und hunderte Häuser wurden zerstört.
Im gesamten europäischen Raum war der Winter 1783/84 äußerst schneereich und sehr kalt. Die Frostperiode hielt im Würzburger Raum insgesamt 13 Wochen an. Die Kälte begann im Dezember 1783 und es froren daraufhin fast alle Gewässer in Mitteleuropa zu. Der Große Belt war schon so stark zugefroren, dass man mit Schlitten und Wagen von Dänemark nach Schweden fahren konnte. Um den 26./27. Dezember trat bei den Temperaturen eine kurze Besserung ein, sie fielen jedoch bis zum Jahresende erneut stark. Diese extreme Kälte hielt bis Mitte Januar 1784 an. Von Mitte Januar bis zum 21./22. Februar wurde diese Kaltphase immer wieder von kurzen Phasen mit etwas milderen Temperaturen unterbrochen. In diesem Zeitraum fiel auch häufig Schnee.
Der Winter war von Dezember bis Februar sehr schneereich. Vom 24. Dezember 1783 bis zum 21. Februar beobachtete man beispielsweise in Mannheim 29 Schneefallereignisse, die teilweise tagelang anhielten. Der Schnee wuchs in manchen Regionen auf mehr als 1,5 Meter Höhe an, wobei am 27. und 28. Dezember 1783 im Rhein-Neckar-Raum etwa 45 Zentimeter Schnee fielen.
Der Februar brachte viel Schnee und Eis. In Würzburg türmte sich der Schnee so hoch, dass der Bischof Franz Ludwig von Erthal 100 Dukaten aus seinem Eigentum gab, um das Eis und den Schnee aus der Stadt schaffen zu lassen. Der Bischof beauftragte auch die Hofkammer, die Hofpferde zum Wegschaffen bereitzustellen. Dem vorausgegangen war eine Ermahnung der Regierung an die Bevölkerung, keinen Unrat aus den Häusern in den Schnee zu schütten, da der Müll mit Schnee und Eis eine gefährliche Mischung bildete.
Um den 23. Februar brachte ein plötzlicher Warmlufteinbruch die enormen Schneemassen, die sich im Winter angesammelt hatten, zum Schmelzen. Diese Warmluft wurde durch ein blockierendes Hoch über Osteuropa, das in Mitteleuropa eine meridional orientierte Zirkulation zur Folge hatte, ausgelöst. Die Veränderung der Großwetterlage führte in Mainfranken wie auch in weiten Teilen Europas warme Luftmassen aus westlichen und südlichen Richtungen heran. Der Winter war vorher überdurchschnittlich lange vom Großwettertyp Hoch Mitteleuropa und Ost geprägt, wobei sehr kalte Luftmassen aus nördlichen und östlichen Richtungen herangeführt worden waren. Der Warmlufteinbruch wurde infolge großräumiger Aufgleitbewegungen von hohen Niederschlägen geprägt.
Bedingt durch die rasche und starke Erwärmung, die von heftigen Regenfällen begleitet war, kam es am 27. und 28. Februar 1784 zum Bruch und Aufstau des Eises am Main in Würzburg. Verursacht durch die enormen Schmelzwassermassen, den Eisstau und die starken Niederschläge begann nun der Main sehr schnell zu steigen. Der höchste Wasserstand wurde am 29. Februar erreicht. Die Hochwasserwelle hielt bis zum 1. März 1784 an. In Würzburg wurden während des Hochwassers die gefährdetsten Plätze beleuchtet und Viertelmeister, und Bürgerschaft hielten am Wasser nächtliche Wache. Der Bischof begutachtete persönlich die Brücke. Das Eis begann am 27. Februar gegen zwölf Uhr zu brechen und staute sich oberhalb der Alten Mainbrücke auf. Die Eisschollen, Holländerbäume und das Gehölz richteten erhebliche Schäden an der Brücke an. Das Wasser stieg am 29. Februar bis vier Uhr an und erreichte den Kürschnerhofbogen beim Regierungsgebäude.
Nach diesem Warmlufteinbruch trat kurze Zeit, bedingt durch die erneute Änderung der Großwetterlage, erneut Kälte ein, die Niederschläge ließen nach, und der Mainpegel sank wieder rasch ab. Das blockierende Hoch hatte sich aufgelöst, und die vorherigen Wetterlagen konnten sich wieder etablieren. Es strömte wieder Kaltluft aus nördlichen und östlichen Richtungen nach Mitteleuropa.
Der Bischof rief nach der Flut zu Spenden auf. Aus christlichen Motiven bat er die Bevölkerung um Hilfe, wobei er sich auch selbst beteiligen wollte, er könnte aber nicht alles alleine finanzieren. Er ließ der Stadt 400 Exemplare seines Aufrufs zur Verteilung geben, mit dem Titel:[36]
„An das Würzburger-Hochstifts-Publikum: Bedrangte Einwohner der Residenzstadt und des Fürstl. Hochstifts Würzburg die am 27ten und 28ten Hornung 1784 durch die Wasserfluthen in Unglück gerathen.“
Die Pfarrer wurden aufgefordert, Spenden zu sammeln und ein Verzeichnis aller Spender zu erstellen. An diese wurde ein nummerierter Schein ausgegeben, auf dem die Höhe der Spende sowie der Name des Spenders vermerkt waren. Zum Schluss der Spendenaktion sollten die Spenden im Wochenblatt veröffentlicht werden. Die Stadt Würzburg trug 400 Gulden bei, wobei jeweils 100 Gulden vom Wasserzollamt, von der Getreidestiftung, vom Bürgerspital und von der Brücknerschen Stiftung kamen. Mehr konnte die Stadt nach eigenen Aussagen nicht aufbringen. 200 Gulden spendete ein Teil des Personals der Hofkammer, 100 Gulden kamen vom Ritterstift Sankt Burkhard.
Dieses Hochwasser wird aus hydrographischer Sicht am Main dem Normaltyp zugeordnet, da es zu diesem regelmäßig, vor allem im Winter infolge lang anhaltender Niederschläge, verbunden mit der Schneeschmelze, kommt. Die Jährlichkeit wird für Würzburg mit 412 Jahren angegeben.[30] Im mittleren Maintal, von der Regnitz-Einmündung bei Bamberg bis zur Einmündung der Fränkischen Saale bei Gemünden wird eine Wiederkehrzeit von etwa 400 Jahren geschätzt. In diesem Bereich sind die Hochwassermarkierungen von 1784 die höchsten. Im Bereich zwischen der Fränkischen Saale und der Tauber wird bereits eine Wiederkehrzeit von 250 Jahren angegeben. Für den Unterlauf von der Taubereinmündung bis zur Mündung in den Rhein liegt die Jährlichkeit bei 150 Jahren. In diesem Bereich liegen die Markierungen des Hochwassers von 1682 noch über denen des Jahres 1784. Für das gesamte Maingebiet, von der Regnitzmündung bis zur Mündung in den Rhein, wird ein durchschnittlicher Wert von 200 Jahren, nach denen sich eine vergleichbare Flutwelle einstellen kann, angegeben.[37]
Im Würzburger Ratsprotokoll ist das Ereignis wie folgt geschildert:[38]
„Den 27ten Februarii 1784 finge das diesjährige Eis an zu brechen und sich ohngeachtet der vielen getroffenen Vorkehr und Aufeisen in Etwas ober der brucken zu stemmen bis gegen 12 Uhr zu welcher Zeit des Tages darauff Se. Hochfürstl. Höchstselbst auf die bruck sich gnädigst verfügt und so eben ginge das Eis forth, hierauf liefe das Wasser an und wurde mit den grosen Eisschollen mit vielen holländer baumen und anderes gehöltz vermischet, welches dann schon vielen schaden angerichtet, bis Sonntag den 28ten der Mayn immer mehr angeschwollen, so daß zusehends in der grösten Geschwindigkeit das Wasser zum thor hereingedrungen und die Menschen, die an der brucken, von Zeit einer halben stund nicht mehr mit freyen fus unterhalb des 4 Röhren bronnens ab kommen könnten, dies Wachsthum hielt an bis den 29 frühe um 4 Uhr, da stund der Main grad an den Kierschners Hofbogen bey der Hochfürstl. Regierung, und verwüstete nicht zwar sowohl der Mayn als die unzählige Holländer baumen und ungeheüre Eisschollen die neue Caßerne, sogenannte Augustiner schantz, Herrschaftliche Mühlen und mehrere Privat gebäue von grund aus: weßwegen dann auch die Inwohnere besonders der Büttners- Kärner- Augustiner- und Karmeliter-gassen nebst gantzer Pleichacher und Sander Viertel in die äusserste Lebensgefahr durch beförchtende Umstürze ihrer Häuser gesetzt worden, und da diese schreckbare Noth und Gefahr so lange andauerte, so wurden sie letztlich auch, weilen man mit gröster Noth ihnen mit lebens Mittlen nicht zu Hülf eilen konte, in die Nahrungs Noth versetzet.“
Eine sehr ausführliche Beschreibung findet sich in der Chronik des mainaufwärts gelegenen Kitzingen:[39]
„Der Winter stellte sich frühzeitig ein, und die Kälte trat bis zum 1ten Januar 1784 im höchsten Grade, desgleichen in dem halben Februar, wie noch nicht gewesen ist von 14ten bis zum 22ten Januar schneite es unaufhöhrlich fort, an manchen Orten lag der Schnee 6 Schuhe tief (mehr als 1,5 m), der Mayn konnte alenthalben mit geladenen Wagen überfahren werden. Die mit dem Monat Februar eingestellte gelinde Witterung war nicht im Stande allen harte Schnee und Eis womit das ganze land überzogen war, zu schmelzen: Erst gegen den 27ten des Monats als das Wasser allenthalben sich durch geschmolzenen Schnee vermehrt hatte fing dies Eiß in Mengen sich zu heben an. Man hatte sich allenthalben auf einen gefährlichen Eisbruch gefaßt gemacht und auf ein außerordentlich hohes Wasser im Mayngrunde sich vorgesehen, allein die den am 29ten Februar as einem Schaltjahr übertraf alle Erwartung.“
Im benachbarten Wiesenbronn wird in der Chronik der Familie Hüßner ebenfalls über dieses Hochwasser berichtet:[40]
„Anno 1784: In dießen Jahr haben wier gar einen graußamen und kalden Winder gehabt daß mann gemeint eß müßt alles erfrieren, daß sich der allerErste Mann nicht gedenken hat könen da eß den an den Neüen Jahr angefangen mit großer und grimicher Kelde und mit vielen heüffigen Schnee aufeinander geworfen bieß an den 20. February, da ist so schnell gangen mit den großen und heüffigen Schnee mit vielen heüffigen regen und Wind da eß dan unvermuth Ein so erschröckliches und erbärmliches gewäßer abtgeben in den meingrund und in denen andern großen flüßen daß man eß mit wemuth und mit hertzen Trauerigkeit hören hat müßen, mit waß vor entsetzlichen Schaden eß gethan hat, viele gute Christen Reich und Armen in den grösten Verlust sind gesetzt worden ferner daß nach dießen angezeigten gewäßern ist wieder kalt worden wieder Schnee aufeinander geworfen, ist also kald geblieben bieß Zuausgang des Merzen […]“
Das Hochwasser vom März 1845 ist das höchste der letzten 200 Jahre und seit Beginn der Pegelmessungen am Main. Verursacht wurde es wiederum durch Eisabgang. Der Winter war sehr streng und dauerte vom Dezember 1844 bis Ende März 1845. Der Main war auf ganzer Länge zugefroren, und selbst am Rhein konnten Fuhrwerke den Fluss überqueren. Das Hochwasser wurde durch einen Wetterumschwung, der mildere Luft herbeiführte und das Eis der Flüsse in Bewegung setzte, ausgelöst. Dieser Prozess begann am Rhein bereits Ende Februar und Anfang März. Das Eis setzte sich dort langsam in Bewegung und bildete an engen Flussstellen Eisbarrieren.
Der Main war am 23. März, einem Sonntag, noch so fest zugefroren, dass in Aschaffenburg eine Kegelbahn und Fischbäckereien auf dem Eis eingerichtet werden konnten. Das Tauwetter begann dann am 27. März mit starken Regenfällen. Dabei brach das Eis auf, und der Main trat schnell über das Ufer. In Würzburg wurde der höchste Wasserstand am 30. März erreicht. Dieser betrug am Pegel 834 Zentimeter bei einem Abfluss von 2170 m³/s.[30] Das 100- bis 200jährliche Hochwasser hielt bis Anfang April an, bis das Eis abgeschmolzen war und sich die Lage wieder normalisierte. Sehr ähnlich lief ein zeitgleiches Elbhochwasser ab.
Das Hochwasser von 1882 zeichnete sich mehr durch seine extreme zeitliche Länge als auch durch seine Höhe aus. Es erreichte Ende November und Ende Dezember zwei Höchststände. 1882 war ein besonders nasses Jahr. Von Oktober bis Dezember fiel fast doppelt so viel Niederschlag wie in anderen Jahren. Ende November schmolz bei starken Regenfällen eine vorhandene Schneedecke weg und verursachte ein Hochwasser, das in Würzburg am 28. November einen ersten Höhepunkt erreichte. Erneute starke Niederschläge verursachten zum Ende des Jahres eine neue Hochwasserwelle, die in Würzburg ihren Höhepunkt am 29. Dezember erreichte. Das Hochwasser dauerte bis zum Anfang des Jahres 1883 an.
Der Pegelstand betrug am 28. November 728 Zentimeter bei einem Abfluss von 1460 m³/s.[30] Das zweite Hochwasser war am 29. Dezember mit einem Pegelstand von 749 Zentimetern und einem Abfluss von 1670 m³/s noch etwas höher.[30] Die Jährlichkeit beider Hochwasser wird mit 20 bis 50 Jahren angegeben.
Im Februar 1909 ereignete sich das größte Hochwasser seit 1845. In Würzburg dauerte es vom 6. bis zum 8. Februar und stand die Domstraße hinauf bis oberhalb des Vierröhrenbrunnens. In den letzten Tagen im Januar gingen starke Schneefälle voraus. Anfang Februar ging der Schneefall in Regen und ein fünf Tage anhaltendes Tauwetter über. Durch das Schmelzwasser trat der Main über die Ufer. Der höchste Wasserstand wurde mit einem Pegelstand von 760 Zentimetern am 7. Februar 1909 erreicht, bei einem Abfluss von 1800 m³/s.[30] Dies entspricht einem 50- bis 100-jährlichen Hochwasser.
Der Winter 1919/1920 brachte seit Oktober und November starke Schneefälle in den Mittelgebirgsregionen. Tauwetter ließ Ende Dezember 1919 den Main das erste Mal über die Ufer treten. Nach dem Jahreswechsel fiel der Pegel wieder recht schnell, bedingt durch eine Hochdrucklage mit trockener Kälte. Einsetzendes Tauwetter im Januar 1920, das mit starkem Regen und Sturm kam, ließen den Main erneut sehr schnell steigen. Am 16. Januar 1920 wurde in Würzburg der höchste Wasserstand erreicht. Dieser betrug am Pegel 721 Zentimeter bei einem Abfluss von 1540 m³/s.[30] Dies entspricht einem 20- bis 50-jährlichen Hochwasser.
1970 ereignete sich das letzte größere Hochwasser in Würzburg, das Teile der Altstadt überflutete. Das Hochwasser wurde durch Tauwetter in den Mittelgebirgen ab dem 20. Februar und starke Niederschläge ausgelöst. In Süddeutschland fielen vom 21. bis zum 23. Februar bis zu 70 Liter pro Quadratmeter auf den noch gefrorenen Boden. In den Mittelgebirgsregionen lagen verbreitet mehr als 50 Zentimeter Schnee, die bei dem Tauwetter wegschmolzen. Dies verursachte eine Hochwasserwelle, die Würzburg am 25. Februar 1970 erreichte. Der Wasserstand hatte eine maximale Höhe von 669 Zentimetern, bei einem Abfluss von 1390 m³/s.[30] Dies entspricht einem 10- bis 20-jährlichen Hochwasser. Starker Frost, der am 25. Februar einsetzte, ließ die Wasserstände wieder rasch zurückgehen.
Im Januar 2003 ereignete sich in Würzburg das höchste Hochwasser seit 1970, das allerdings, bedingt durch den seit Mitte der 1980er-Jahre fertiggestellten provisorischen Hochwasserschutz, nur wenige Schäden anrichtete. Das Hochwasser, das durch starke Niederschläge auf gesättigten Böden ausgelöst wurde, erreichte am 6. Januar 2003 Würzburg und hatte einen Wasserstand von 648 Zentimeter, bei einem Abfluss von 1350 m³/s.[41] Es handelte sich um ein 10- bis 20-jährliches Hochwasser.
Der Dezember 2002 war in Nordbayern, bedingt durch eine ausgeprägte Luftmassentrennung, durch viele Regentage geprägt. In Nordbayern blieben viele Wetterstationen an nur vier Tagen niederschlagsfrei. Die Böden waren dadurch bereits wassergesättigt, und der Main führte mit seinen Nebenflüssen bereits stark erhöhte Wasserstände. Vom 20. bis 24. Dezember und vom 26. Dezember bis zum 4. Januar 2003 gab es ergiebige Dauerregenphasen. Dabei fielen in den meisten Regionen Nordbayerns mehr als 100 Liter pro Quadratmeter. Die stärksten Niederschläge fielen dabei im Einzugsgebiet der flussabwärts in den Main mündenden Fränkischen Saale, die dabei ein starkes Hochwasser mit einer Jährlichkeit von 100 bis 200 verursachte. Die Nebenflüsse des Mains begannen ab dem 2. Januar zu steigen. Am 4. Januar traf die Hochwasserwelle des Obermains bei Bamberg auf die Scheitelwelle der dort mündenden Regnitz. Die Scheitelwelle, die bis Schweinfurt zunächst eine Jährlichkeit von 20 bis 50 aufwies, erreichte dann am 6. Januar 2003 Würzburg.[41]
Im Januar 2011 ereignete sich in Würzburg mit einem Pegelstand von 6,42 Metern das zweithöchste Hochwasser seit 1970. Vom Abfluss her war es sogar das stärkste seit 1970. Dank dem im Jahr 2008 fertiggestellten Hochwasserschutz gab es nur wenige Schäden im Stadtgebiet. Das Hochwasser wurde durch starke Niederschläge und die dadurch bedingte Schneeschmelze ausgelöst. Im Einzugsgebiet des Mains war es der kälteste Dezember seit 1969 und einer der schneereichsten Wintermonate seit etwa 100 Jahren. Die Schneedecke, die in den Niederungen flächendeckend eine Höhe von 30 bis 50 Zentimeter hatte, schmolz bei einem Wärmeeinbruch und zeitweise starken Niederschlägen innerhalb von wenigen Tagen bis auf Reste weg.
Die Stadt Würzburg wurde in den letzten Jahrhunderten des Öfteren von verheerenden Hochwassern heimgesucht. Diese reichten mehrmals bis zum Rathaus, aber auch vereinzelt bis zum Dom hinauf. Bei einem Hochwasser der Jährlichkeit 100 werden im rechtsmainischen Altstadtbereich zwischen der Friedensbrücke und der Ludwigsbrücke, einem städtebaulich und denkmalpflegerisch sehr sensiblen Bereich, eine Fläche von etwa 25 Hektar überflutet.[42] In diesem Bereich leben rund 3000 Menschen.[42] Die linksmainischen und die Gebiete auf der rechten Mainseite liegen größtenteils höher und sind deswegen nicht besonders hochwassergefährdet.
Es ist nicht möglich, Hochwasser oberhalb von Würzburg durch Speicherbecken zurückzuhalten oder abzuflachen. Dies ist bedingt durch die Größe des Einzugsgebietes und die damit verbundenen großen Abflüsse im Falle eines Hochwassers. Aufgrund der vorhandenen Bebauung des Uferbereiches und der vielfältigen Nutzung des Mains ist eine Vergrößerung des Abflussprofils, die einen Einfluss auf den Wasserstand hätte, nicht möglich. Als einzige realisierbare Möglichkeit, den rechtsmainischen Altstadtbereich vor Hochwassern zu schützen, verbleibt nur die Abschottung durch einen funktionsfähigen Hochwasserschutz.
Der erste provisorische Hochwasserschutz stammt aus dem Jahre 1983 und war bis zu einem Pegel von etwa 650 bis 670 Zentimetern ausgelegt. Bis zum Jahre 2008 wurde ein Schutz der Altstadt vor einem 100-jährlichen Hochwasser, das einem Pegelstand von 835 entspricht, errichtet.[43] Ein solches ist zuletzt 1845 aufgetreten.
Für den Altstadtbereich, der eine Uferlänge von etwa 1,5 Kilometer umfasst, wurden bereits nach dem Zweiten Weltkrieg beim Wiederaufbau der Stadt zwei Abschnitte des Hochwasserschutzes errichtet. Diese halten einem etwa 100-jährlichen Hochwasser stand. Der erste Abschnitt, Stadtbalkon genannt, eine stellenweise begehbare Stützmauer, befindet sich unweit der Ludwigsbrücke und hat eine Länge von etwa 300 Metern. Der zweite Abschnitt ist eine Häuserzeile am Unteren Mainkai. Die mainseitigen Wände der Häuserzeile wurden wasserdicht ausgeführt.
Enorme Schäden im Stadtgebiet verursachte das Hochwasser von 1970. Infolge dieses 20-jährlichen Ereignisses beantragte die Stadt Würzburg, vertreten durch das Wasserwirtschaftsamt Würzburg, beim Freistaat Bayern den Bau eines Hochwasserschutzes, um den gesamten rechtsmainischen Altstadtbereich zwischen der Friedensbrücke und der Ludwigsbrücke vor Hochwasser zu schützen.
Mit den Bauarbeiten unter der Trägerschaft des Freistaates wurde 1971 begonnen. Mit dem Bau des Kaufhauses Hertie (heute Wöhrl) wurde Ende der 1970er-Jahre eine etwa 160 Meter große Baulücke der Altstadt geschlossen. Das Kaufhaus wurde im Rahmen der erforderlichen Hochwasserschutzmaßnahmen mit Untergrundabdichtung und Schutztoren versehen.
Beim Bau des Congress-Zentrums (CCW) wurde 1986 ebenfalls ein Hochwasserschutz in das Gebäude integriert. Das Herzstück des Würzburger Hochwasserschutzes ist das 1988 fertiggestellte, aus 14 Pumpen bestehende Pumpwerk. Es befindet sich unterhalb des CCW-Parkplatzes am ehemaligen Viehhofgelände und dient bei Hochwasser als Binnenentwässerung. Es hat eine Gesamtleistung von 4000 Litern pro Sekunde und pumpt bei Hochwasser das anfallende Regenwasser aus dem Kanalnetz in den Main.
Im Bereich des Alten Kranen folgte 1990 der Hochwasserschutz. Beim heutigen Haus des Frankenweins, dem ehemaligen Zollgebäude, wurde beim Wiederaufbau 1990 des Weinkellers und der Gaststätte zum Main hin eine Dichtwand aus sich überlappenden Bohrpfählen errichtet. Mit Aluminiumdammbalken können die drei Torbögen der angrenzenden Kranengarage im Hochwasserfall verschlossen werden.
Die Lücke bei der Karmelitenstraße wurde 1993 mit einer 15 Meter langen Hochwasserschutzmauer verkürzt. Die verbliebene Straßenöffnung wird seit 1998 bei Bedarf mit drei Meter langen Stahlstützen und 2,5 Meter langen Aluminiumdammbalken verschlossen. Überlappende Bohrpfähle wurden zur Gründung und Untergrundabdichtung bis zum Fels abgeteuft.
Der Hochwasserschutzabschnitt im Bereich des Alten Kranen wurde von 1997 bis 2001 als letzter offener Abschnitt verwirklicht und am 11. Oktober 2001 eingeweiht. Dieser 200 Meter lange Hochwasserschutz am Kranenkai wurde gemeinsam mit dem Ausbau der Straßenbahnlinie 2/4 errichtet. Die Projektierung dieses Abschnittes geht auf einen städtebaulichen Ideenwettbewerb im Jahr 1984 zurück. Dieser Hochwasserschutz entstand unter Berücksichtigung der denkmalpflegerischen und städtebaulichen Sichtweise. Es ist ein zuverlässiger Schutz, gewährt eine optimierte Verkehrsführung und gestaltet den Übergangsbereich von der Stadt zum Fluss optisch ansprechend.
Die Durchfahrt bei der Kranenbastion und die Zufahrt zum Parkplatz an der Friedensbrücke können mit Dammbalken verschlossen werden. Die überwiegend brüstungshohe Hochwasserschutzmauer kann mit Dammbalken um bis zu einem Meter erhöht werden und reicht bis zum anstehenden Fels in fünf Meter Tiefe. Zum Hochwasserschutz gehört auch eine Dränage, die das ansteigende Grundwasser zu einer Pumpstation leitet, die dann das Wasser aus dem geschützten Gebiet heraus hinter dem Hochwasserschutz in den Main pumpt.
Um den angestrebten Schutz vor einem 100-jährlichen Hochwasser zu gewährleisten, musste auch die letzte, 280 Meter lange Lücke zwischen der Reibeltgasse und dem Kaufhaus Wöhrl geschlossen werden. Der Hochwasserschutzabschnitt wurde Ende 2004 begonnen und 2009 fertiggestellt. Zu den vorgesehenen Baumaßnahmen in den nächsten Jahren zählt auch die Sanierung der bestehenden Schutzmauer am Unteren Mainkai und am Stadtbalkon. Am Stadtbalkon sollen auch die vorhandenen Kellerfenster mit beweglichen Verschlüssen ausgestattet werden. Die Binnenentwässerung oberhalb der Alten Mainbrücke und in der Kärnergasse muss weiter ausgebaut werden. Dort sollen eine Dränageleitung mit den entsprechenden Pumpstationen gelegt und weitere Anpassungsmaßnahmen im Kanalnetz durchgeführt werden.
Die verbliebene Lücke im baulichen Hochwasserschutz für die Innenstadt wurde geschlossen und gleichzeitig die stadträumlichen Vorzüge der Lage am Main gestärkt. Das Konzept basiert auf einer kleinen aber bedeutsamen Verlagerung der Verkehrsführung im zentralen Bereich des einen Kilometer langen Uferabschnittes. Die daraus entstandene Platzanlage bietet nicht nur einen beeindruckenden Blick auf die Marienfeste, sondern unterstützt die stadträumlichen Verweilqualitäten mit Baumpflanzungen und gastronomischen Angeboten. Eine durchgängige Uferpromenade schließt im Norden an die historische Silberstiege der alten Mainbrücke an und führt im Süden zu den neuen Schiffsanlegern. Die Konzeption der Hochwasserschutzfunktion reagierte auf die unterschiedlichen stadträumlichen, konstruktiven und bauhistorischen Gegebenheiten. Der nördliche bauliche Hochwasserschutz verläuft linear vor der bestehenden Bebauung. Der so entstandene Zwischenbereich wurde entsprechend den Anforderungen von Anliegern und Denkmalschutz individuell gestaltet. Die südlich anschließende Platzanlage erhielt eine Kombination aus baulichem und mobilem Hochwasserschutz, dessen Elemente in die Platzgestaltung integriert wurden.[44]
Der Entwässerungsbetrieb (EBW) der Stadt, der die Anlagen der Binnenentwässerung betreut, ist für die Sicherstellung des Hochwasserschutzes und den rechtzeitigen Aufbau der mobilen Schutzvorrichtungen zuständig. Um einen reibungslosen Ablauf im Hochwasserfall zu gewährleisten, wird der Hochwasserschutz einmal jährlich übungsweise aufgebaut.[45]
Für den Aufbau der etwa 1000 Dammbalken mit einem Gesamtgewicht von 35 Tonnen und einem Gewicht von jeweils 27 Kilogramm und der 75 Stützen, 75 bis 350 Kilogramm schwer, bleiben dem EBW etwa 36 Stunden Zeit. Der Aufbau richtet sich nach dem zu erwartenden Höchststand der Hochwasserwelle.[45]
Seit Beginn der Arbeiten im Jahr 1971 wurden bis zum Jahresende 2003 etwa 7,5 Millionen Euro für den Hochwasserschutz ausgegeben. Der Freistaat Bayern trug hiervon 4,5 Millionen Euro. Die Stadt und die Stadtwerke, die nur im Bereich des Kranenkais beteiligt waren, übernahmen die verbleibenden drei Millionen Euro.[46] Für den noch ausstehenden Baubereich werden höhere Kosten als die bisher ausgegebenen 7,5 Millionen Euro angenommen. Die Kosten für den vollständigen Hochwasserschutz und die weiteren Baumaßnahmen belaufen sich auf etwa 20 Millionen Euro, wobei der Freistaat Bayern 67 Prozent übernommen hat.[47]
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