Graf Öderland
Theaterstück von Max Frisch / aus Wikipedia, der freien encyclopedia
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Graf Öderland, gemäß Untertitel Eine Moritat in zwölf Bildern, ist ein Drama des Schweizer Schriftstellers Max Frisch. Angeregt durch einen Zeitungsbericht verfasste Frisch im Jahr 1946 eine erste Prosaskizze, die im Folgejahr als Teil des Tagebuchs mit Marion veröffentlicht wurde. Für das Theater bearbeitete Frisch den Stoff mehrfach. Die Uraufführung der ersten Dramenfassung fand am 10. Februar 1951 im Schauspielhaus Zürich unter der Regie von Leonard Steckel statt und war Frischs erster Misserfolg auf der Bühne. Einen stärkeren politischen Akzent setzte Frischs zweite Bearbeitung, die am 4. Februar 1956 von Fritz Kortner im Kleinen Haus der Städtischen Bühnen Frankfurt inszeniert wurde. Mit der dritten und letzten Version kehrte Frisch wieder weitgehend zur ursprünglichen Tagebuchskizze zurück. Sie wurde am 25. September 1961 im Berliner Schillertheater unter der Regie von Hans Lietzau uraufgeführt und in Frischs 1975 erschienene Werkausgabe aufgenommen. Obwohl alle drei Bühnenbearbeitungen bei Kritik und Publikum gleichermaßen ohne Erfolg blieben, blieb Graf Öderland das Drama, dem Frisch sich am meisten verbunden fühlte. Er bezeichnete es als sein liebstes und geheimnisvollstes Stück.
Ausgangspunkt der Handlung ist der scheinbar grundlose Mord eines gewissenhaften Bankangestellten, der einen Hausmeister mit der Axt erschlägt. Einzig der Staatsanwalt bringt Verständnis für die Tat auf und lässt sich von ihr zum Ausbruch aus seinem geregelten Leben inspirieren. Fortan folgt er der Legende des Grafen Öderland, zieht mit einer Axt in der Hand durch die Lande und tötet alle, die sich seinem Anspruch auf Freiheit entgegenstellen. Hinter der Leitfigur des Grafen Öderland scharen sich Anhänger, die Einzeltat des Staatsanwalts wächst sich zum allgemeinen Aufruhr aus. Die Rebellion führt am Ende zu einem politischen Umsturz, ohne dass sich die ersehnte Freiheit für den Staatsanwalt verwirklicht. Kennzeichnend für Graf Öderland ist die Vermischung von privaten und politischen Motiven, die auf zwei Hauptthemen in Frischs Werk zurückgehen: die Sehnsucht nach Ausbruch aus gesellschaftlichen Zwängen sowie eine wachsende Kritik an der bürgerlichen Ordnung.