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Ethnie ehemaliger afrikanischer Sklaven in Amerika Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Als Maroons (Singular: Maroon, französisch und niederländisch: Marron, von spanisch cimarrón) werden seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts Bevölkerungsgruppen überwiegend afrikanischer Herkunft bezeichnet, die sich der Sklaverei in den britischen, französischen und niederländischen Kolonien Amerikas durch Flucht oder auch aktiven Widerstand entziehen konnten. In den spanischen Kolonien wurde die Bezeichnung Cimarrón verwendet.
Maroon und Marron sind korrumpierte Formen des spanischen Adjektivs cimarrón ‚verwildert, wild, nicht domestiziert‘. Auch wenn die Etymologie von cimarrón nicht eindeutig geklärt ist, wird die Ableitung von cima ‚Berggipfel‘ weitgehend akzeptiert.[2]
Im hispanoamerikanischen Sprachraum bezieht sich cimarrón meist auf verwilderte Kulturpflanzen und entlaufene, wild lebende Haustiere oder deren ursprüngliche Wildformen.[3] Somit charakterisiert der Begriff in seiner Grundbedeutung pflanzliche und tierische Ressourcen, deren unmittelbare Verwertbarkeit für den Menschen durch ihren schwer zugänglichen Lebensraum oder die Wehrhaftigkeit einer Spezies eingeschränkt wird. So wird z. B. das Wildschwein in Spanien als jabalí[4] bezeichnet, in Lateinamerika jedoch als cerdo cimarrón, was darauf verweist, dass es sich hierbei um Tiere handelt, die vom verwilderten, im 16. Jahrhundert aus Europa in die Neue Welt eingeführten Hausschwein (spanisch cerdo) abstammen.
Die ursprüngliche Bedeutung von cimarrón wurde von den spanischen Eroberern zu Beginn des 16. Jahrhunderts auch auf die „menschlichen Ressourcen“ der Neuen Welt übertragen, zunächst auf die indigenen Ureinwohner, die den Spaniern nicht nur als „ungezähmte Wilde“ erschienen, sondern sich deren Herrschaftsansprüchen auch durch Rückzug in schwer zugängliche Regionen oder unter Anwendung von Waffengewalt widersetzten.
Mit den indios cimarrones erfuhr die Bezeichnung durch die Anwendung auf Vertreter der menschlichen Spezies eine Bedeutungserweiterung, die einerseits den Aspekt der Flucht aus einem Herrschaftsverhältnis beinhaltete, andererseits aber auch die Bereitschaft eines Geflohenen, die bestehenden Herrschaftsverhältnisse durch Schaffung eigener Siedlungen, durch Koalitionen mit anderen marginalisierten Bevölkerungsgruppen und notfalls auch durch gewaltsamen Widerstand zu verändern. Dieser Sinngehalt wurde im weiteren Verlauf der amerikanischen Kolonisation auch auf flüchtige afrikanische Sklaven (negros cimarrones) übertragen und fand in der substantivierten Wortform cimarrón, m. (Plural: cimarrones) unter Wegfall der ersten Silbe als maroon oder marron Eingang in die Sprachen anderer europäischer Kolonialmächte. Bei den Fluchtvorgängen (auch: cimarronaje) wurde zwischen petit marronage (Einzelausbrüche) und grand marronage (Gruppenausbrüche und bandenmäßiges Auftreten) unterschieden.[5]
Auf Jamaika vermischten sich die Maroons mit den indigenen Völkern der Arawaks und der Miskitos. Die von den Sklavenhändlern für die Zuckerrohr-Plantagen verschleppten Afrikaner kamen vor allem aus dem heutigen Ghana und der Elfenbeinküste. Diese Sklaven sprachen überwiegend Akan, wie die Fante und Aschanti. Durch ihre gemeinsame Sprache konnten sie Kommunikationslinien zur Vorbereitung der Flucht von den Plantagen unterhalten und Allianzen bilden.
Bis zum heutigen Tag sind die Maroons auf Jamaika autonom und haben ihre ursprüngliche Kultur bewahrt. Der Ort Accompong in den Bergen von Saint Elizabeth, im Südwesten der Insel, kennt noch eine lebendige Gemeinschaft von ungefähr 600 Personen. Jedes Jahr, am 6. Januar, wird hier ein großes Festival zum Gedenken an den Tag der Unterzeichnung des Friedensvertrages mit den Briten organisiert. Außerdem werden für Touristen Führungen durch den Ort angeboten. Insgesamt existieren noch etwa 7.000 Maroons in Jamaika. Sie leben hauptsächlich im Cockpit Country, einer schwer zugänglichen Karstlandschaft im Landesinneren.[9]
Die lebendige Maroon-Kultur in Moore Town wurde 2008 durch die Aufnahme in die UNESCO-Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit gewürdigt.[10]
Die Maroons von Suriname (Schreibweise in der ehemaligen niederländischen Kolonie: Marrons) sind Nachkommen von geflohenen Sklaven. Sie stammen ursprünglich überwiegend aus den heutigen Ländern Ghana, Benin, Togo und Angola.
Sie lebten und leben nach wie vor Seite an Seite mit den indigenen Einwohnern des Landes. Im Landesinneren bilden sie verschiedene Gemeinschaften und sind stammesmäßig organisiert. Die beiden größten Gruppen sind die Ndyuka (auch: Aukaner) und die Saramaccaner (auch: Saamaka). Die anderen vier Gruppen sind die Aluku (auch: Boni), die Kwinti, die Matawai und die Paramaccaner.[11]
Bei der letzten Volkszählung im Jahre 2012 gaben 117.567 Personen (21,7 % der Bevölkerung) an, zu einer dieser Gruppen zu gehören.[12]
Im kolumbianischen Dorf Palenque de San Basilio bei Cartagena leben noch heute Maroons mit einer bantu-spanischen Kreolsprache, dem Palenquero.[13]
In Brasilien leben Maroons noch heute in den Siedlungen Quilombos und Palmares.
Im Marschland Great Dismal Swamp von Virginia und North Carolina siedelten die Great Dismal Swamp Maroons unter schwierigen Verhältnissen.
Gracia Real de Santa Teresa de Mose (Fort Mose), nördlich von St. Augustine, Florida, wurde 1738 von entflohenen Sklaven aus Carolina in damals spanischem Gebiet gegründet. Es wurde Teil der spanischen Befestigungsanlagen in Florida. Die Kultur der Bewohner war eine Mischung aus spanischen und afrikanischen Elementen.[14]
Die Schwarzen Seminolen waren ein Stamm, der aus entkommenen Sklaven und Angehörigen der lokalen indianischen Bevölkerung bestand, die als Seminolen bezeichnet wurden.[15]
Die ersten 538 Maroons siedelten vom jamaikanischen Trelawny[16] im Jahr 1800 als befreite Sklaven an die Küste von Sierra Leone über. Dort lebten bereits 1200[16] schwarze Loyalisten, die 1792 ins Land gekommen waren. Sie fanden ein Zuhause vor allem in der Maroon Town, einem heutigen Stadtteil der Hauptstadt Freetown. Besonders bekannt ist die St. John’s Maroon, eine nach ihnen benannte Kirche.
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