Cannonball-Rennen
illegales Autorennen / aus Wikipedia, der freien encyclopedia
Liebe Wikiwand-AI, fassen wir uns kurz, indem wir einfach diese Schlüsselfragen beantworten:
Können Sie die wichtigsten Fakten und Statistiken dazu auflisten Cannonball Run?
Fass diesen Artikel für einen 10-Jährigen zusammen
Die Cannonball-Rennen, mit augenzwinkerndem vollem Pomp Cannonball Baker Sea-to-Shining-Sea Memorial Trophy Dash, waren in den 1970er Jahren fünf von Journalist Brock Yates initiierte vornehmlich spaßorientierte schnelle Autowettfahrten quer durch die USA, die zu mehreren meist klamaukbetonten Verfilmungen führten. Sie sollten als Akt von zivilem Ungehorsam zudem aufzeigen was mit dem Stand der Automobiltechnik und des Straßennetzes möglich ist, gerade wenn in Politik und Medien ganz andere Behauptungen und Zielsetzungen dominieren.
Ein Pionier der nordamerikanischen Transkontinentalreisen, Erwin G. Baker (1882–1960), genannt „Cannonball“ wie der Schnellzug Cannonball Express, hatte von den 1910er bis 1930er Jahren die Fahrtzeiten mit Motorrad, PKW und Klein-LKW von über einer Woche auf gut zwei Tage verringert (53 Stunden) und dabei bereits 1928 den 20th Century Limited der Eisenbahn geschlagen; moderne ÖPNV-Verbindungen mit Bus-Etappen brauchen knapp drei Tage.[1] Im Alltag der US-Langstreckenreisen dominierten lange Zeit Schnellzüge die vom Flugzeug abgelöst wurden; schon in den 1960ern wurde Küste zu Küste vornehmlich im Düsenflieger gereist, in sechs Stunden, wobei am Ziel Taxi oder Mietwagen genommen wurde.
Der von Baker erzielte Schnitt von fast 100 km/h auf staubigen Landstraßen und durch Orte war schneller als einige Beschränkungen der Höchstgeschwindigkeit auf den seit den 1950ern gebauten Interstate-Autobahnen. Die „klassische“ Straßenroute zum Pazifik orientierte sich dabei im Westen weitgehend an der Route 66 ab Oklahoma, parallel dazu wurde die I-40 gebaut. Autojournalisten hatten im Mai 1971 die Strecke New York nach Los Angeles in einem Lieferwagen zurückgelegt und dafür weniger als 41 Stunden benötigt; dies sollte als Spaßveranstaltung unter Leitung von Brock Yates vom US-Magazin Car&Driver wiederholt werden, ohne Regelwerk abgesehen von Start, Ziel und kürzest möglicher Fahrtzeit.
Am ersten „Küste-zu-glitzernder-Küste-Sprint um den Cannonball-Baker-Gedächtnispokal“ im November 1971 nahmen acht Fahrzeuge Teil, darunter zwei Lieferwagen und ein Wohnmobil. Gestartet wurde in Manhattan, kurz nach Mitternacht und einzeln, um den Berufsverkehr der Ostküste und Aufsehen möglichst zu vermeiden. Yates selber und Rennfahrer Dan Gurney, ein Sieger in Formel 1 und Le Mans, kamen bereits nach anderthalb Tagen zur Mittagszeit an der Westküste an, 35 Stunden 54 Minuten mit Schnitt 130 km/h, wobei sie in Arizona aufgrund einer Lücke in der I-40 über Bergstraßen auf die I-10 wechselten. Ausgerechnet ihr Ferrari 365 GTB/4 Daytona, ein Gran Turismo, war am unauffälligsten und sparsamsten bewegt worden und hat bei neun Tankstopps nur 50 Minuten durch Standzeit verloren. Der launige Bericht[2] wurde vorsichtshalber erst 1972 in der März-Ausgabe von „Car&Driver“ veröffentlicht. Es folgten einige weitere „offizielle“ Cannonball-Rennen, eine Ölkrise, und 1975 trat das kontrovers diskutierte landesweite Tempolimit von 88 km/h in Kraft. Bereits 1976 waren die ersten Filme mit Cannonball-Sujet in den Kinos. Nach weiterer Ölkrise, einer rückblickend als „malaise era“ bezeichneten Sinnkrise der US-Autoindustrie mit größtenteils von Abgasgiften und sehr gründlich von Leistung, Spaß und Stil gereinigten Produkten, wurde im fünften und letzten Cannonball 1979 dank inzwischen geschlossenen Autobahnlücken mit 32 Stunden 51 Minuten und einem Schnitt von 140 km/h der „ewige Rekord“ aufgestellt; mit einem Jaguar XJS war erneut ein europäischer Zwölfzylinder erfolgreich. Yates hat forthin seine Veranstaltungen auf geschlossene Rennstrecken verlegt und sich an Verfilmungen beteiligt.
Die Burt-Reynolds-Filme der frühen 1980er Jahre brachten einige Nachahmer auf den Plan, auch unverantwortliche gefährliche illegale Autorennen ähnlicher Art und auf anderen Kontinenten wurden veranstaltet. Ab 2006 wurde die Zeitenjagd wieder aufgenommen, mit modernen leistungsstarken aber sparsamen Fahrzeugen fast ausschließlich aus süddeutscher Produktion, mit Zusatztanks, Internet-Medienhype und „Videobeweis“. Von 31 Stunden und 145 km/h wurde der Rekord bis 2019 auf 27 Stunden gedrückt, wobei Standzeiten von unter 30 Minuten für Tankpausen eingelegt wurden. Auf Pandemie-bedingt leeren Straßen wurden 2020 auch Fahrten um oder unter 26 Stunden publiziert; deren Schnitte von deutlich über 170 zeigen sowohl Leistungsfähigkeit der Verbrennungsmotoren als auch Risikobereitschaft der Besatzungen.
Moderne Routenplaner geben für die Strecke New York über Oklahoma bis Los Angeles ca. 2800 Meilen (4500 km) und mit Verbrenner-PKW 42 Stunden Fahrzeit ohne Pausen an, Schnitt 110 km/h.[3] Durch die Entwicklung der Elektromobilität wurde die Langstreckenfahrt, für die Studenten-Vehikel von Caltech und MIT 1968 noch fast neun Tage benötigten, eine erneute Herausforderung für Fahrzeug, Ladeinfrastruktur und Fahrtplanung, insbesondere die Wahl der optimalen Geschwindigkeit. Tesla selber hat bereits 2014 zur Demonstration von Tesla Model S und dem noch jungen Tesla Supercharger Netz eine deutlich längere Fahrtstrecke absolviert, 3427 Meilen (5515 km) von Los Angeles nach New York City; dabei wurden 60 Stunden gefahren und 16 Stunden geladen. Dies wurde seither um über 30 Stunden verbessert; im Jahr 2021 wurden Zeiten unter 43 Stunden erzielt, Schnitt ca. 105 km/h.