Der Bremssattel (seltener: Bremszange) ist der Teil einer Scheibenbremse, welcher die Bremsbeläge über der Bremsscheibe zuspannt. Bei hydraulischer Betätigung werden die Beläge durch einen oder mehrere bewegliche Kolben, bei mechanischer Betätigung durch entsprechende Hebel auf die Bremsscheibe gedrückt.
Grundlagen
Bremssättel werden meistens in Gussausführung hergestellt. Grundsätzlich unterscheidet man zwischen
- Festsattel
- Schwimmsattel
- Pendelsattel (auch: Kippsattel).
Festsattel
Der Festsattel trägt mindestens zwei gegenüberliegende Bremskolben, welche die Beläge auf die Scheibe pressen. Ferner ist es möglich, auf der Innen- und Außenseite mehrere Kolben nebeneinander anzuordnen, was die Druckverteilung auf der Kontaktfläche von Belag und Scheibe verbessert. Dieses optimiert neben der Bremsleistung vor allem den Bremskomfort.
Eine Sonderform des Festsattels ist die Ein-Kolben-Festsattelbremse, wie sie manchmal bei modernen Fahrradscheibenbremsen verwendet wird. Hierbei wird die Scheibe durch den Kolben und den linken Bremsbelag mechanisch verformt und gegen den feststehenden rechten Belag gedrückt. So wurde eine vergleichsweise einfache und leichte Bremse mit guten Bremseigenschaften möglich. Die Verformung der Scheibe ist minimal (< 1 mm) und nicht bleibend.
Schwimmsattel
Beim Schwimmsattel oder auch Faustsattel ist der Kolben hinter nur einem der beiden Reibbeläge angeordnet, während der vom Kolben entfernte Bremsbelag fest am Schwimmsattel befestigt ist. Bei Radbremsen befindet sich der Kolben wegen des geringen zur Verfügung stehenden Bauraums meist innen, auf der von der Radscheibe abgewandten Seite. Der Schwimmsattel ist in axialer Richtung der Bremsscheibe verschiebbar (schwimmend) gelagert. Wird der Kolben mit Druck beaufschlagt, richtet sich der Schwimmsattel dank seiner Linearführung so aus, dass beide Bremsbeläge mit der gleichen Kraft auf die Bremsscheibe gepresst werden. Im Laufe des Verschleißes der Reibbeläge verschiebt sich der Bremssattel um den Betrag der Abnutzung des vom Kolben entfernteren Reibbelags in Richtung des Kolbens, während der Kolben um den Betrag der Abnutzungen beider Reibbeläge in die entgegengesetzte Richtung wandert.
Pendelsattel
Der Pendelsattel (Kippsattel) weist in der Regel nur einen Kolben auf. Der Bremssattel ist um eine Achse, die senkrecht auf der Drehachse der Bremsscheibe steht, drehbar gelagert. Im Laufe der Abnutzung führt der Bremssattel eine Dreh- oder Kippbewegung aus. Neue Bremsbeläge weisen einen keilförmigen Querschnitt auf, der sich während der Abnutzung einem rechteckigen Querschnitt annähert. Diese Bauart hat sich wegen der ungleichmäßigen Belagsabnutzung und der damit verbundenen ungleichmäßigen Bremswirkung über die Verschleißdauer hinweg nicht durchgesetzt.
Wirkungsweise
Bei jeder hydraulischen Betätigung von Bremsen kann durch das Anordnen mehrerer hydraulischer Kolben nebeneinander die Druckverteilung auf der Kontaktfläche von Belag und Scheibe verbessert werden.
Die Seite des Bremsbelags, an der die sich drehende Bremsscheibe zuerst in Kontakt mit dem Bremsbelag kommt, wird auflaufende Seite genannt, die andere Seite die ablaufende Seite. Die Bremswirkung an der auflaufenden Seite ist prinzipiell stärker, da der Bremsbelag durch die Scheibendrehung eine Neigung zum Verkeilen zeigt. Wird ein Bremsbelag mit mehreren hydraulischen Kolben beaufschlagt, so kann, um einen gleichmäßigen Verschleiß zu gewährleisten, auf der auflaufenden Seite ein kleinerer Kolben vorgesehen werden, der eine geringere Kraft ausübt.
Der Bremssattel ist grundsätzlich mit einer gegenüber dem Rad feststehenden Drehmomentstütze verbunden.
Bei einigen Fahrzeugmodellen von Rolls-Royce waren zwei Bremssättel an einer Bremsscheibe angeordnet.
Literatur
- Hans-Hermann Braess, Ulrich Seiffert: Vieweg Handbuch Kraftfahrzeugtechnik. 2. Auflage, Friedrich Vieweg & Sohn Verlagsgesellschaft mbH, Braunschweig/Wiesbaden 2001, ISBN 3-528-13114-4.
- Peter Gerigk, Detlev Bruhn, Dietmar Danner: Kraftfahrzeugtechnik. 3. Auflage, Westermann Schulbuchverlag GmbH, Braunschweig 2000, ISBN 3-14-221500-X.
- Max Bohner, Richard Fischer, Rolf Gscheidle: Fachkunde Kraftfahrzeugtechnik. 27. Auflage, Verlag Europa-Lehrmittel, Haan-Gruiten 2001, ISBN 3-8085-2067-1.
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