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Die Rheinlande sind die historischen „Siedlungsgebiete der Franken beiderseits des Rheins“ (Duden Universalwörterbuch, S. 1311). Dieser Wörterbucheintrag ist die Quintessenz der verschiedensten Auslegungen des Begriffs seit seiner Entstehung im 19. Jahrhundert.
Grundsätzlich handelt es sich um kein Synonym für das Rheinland, obwohl der Begrifff zunächst in gehobener literarischer Sprachvariante so klingen mag und auch häufig auf dieses Kernland reduziert verwendet wird. Jedoch ist das Rheinland nach herrschender Auffassung von Historikern ein Territorialbegriff, der auf die preußische Rheinprovinz bezogen ist, die zwischen 1822 und 1945 Gebiete beiderseits des Rheins zwischen Kleve und Bingen umfasste. Rheinlande hingegen ist ein alternativ dazu in preußischer Zeit geprägter siedlungs- und kulturhistorischer Begriff, der, politisch motiviert, auf einen viel älteren Zeitraum zurück greifen muss, um die Zusammenhörigkeit der Rheinregionen auf der Grundlage einer „Gefühlsgemeinschaft“ zu konstruieren.
Denn nach dem Untergang des Karolingerreiches waren die fränkischen Siedlungsgebiete im Bereich des Rheins in die drei Erzbistümer Köln, Trier und Mainz, zahlreiche weitere Bistümer, Fürstentümer und Grafschaften territorial so stark zersplittert, dass über Jahrhunderte hinweg von einer historisch gewachsenen Einheit aller dieser Länder am Rhein nicht die Rede sein konnte. Die Zusammenlegung von seit dem Mittelalter bestehenden Einzelterritorien 1822 in einer Rheinprovinz gestaltete sich deshalb zunächst als ein artifizieller Schritt. Erst im Laufe des darauffolgenden Jahrhunderts bis zur Weimarer Republik werden die Rheinlande als Kulturraum mit gemeinsamen Wurzeln, motiviert durch die Abgrenzungsbestrebungen gegen Frankreich, das den Rhein als "natürliche Ostgrenze" für sich beanspruchte, einerseits und gegen Preußen andererseits, aus verschiedenen Perspektiven durch Literaten, Philosophen und Historiker entdeckt und geschaffen. Je nach politischer Lage wird im Kaiserreich sowie in der Weimarer Republik der Begriff mal weiter und mal enger ausgelegt. Dabei verwischen sich häufig Mythen und Fakten, so dass noch heute das Rheinische als kulturelle Identität nur sehr schwer zu fassen und abzugrenzen ist.