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Der Codex Sinaiticus (von Rahlfs bezeichnet als S, von Gregory-Aland bezeichnet als א oder 01) ist eine fragmentarisch erhaltene koine-griechische Vollbibel (ein Pandekt) aus dem 4. Jahrhundert. Er ist benannt nach dem Berg Sinai (Dschabal Musa) in Ägypten. Das Katharinenkloster in Nachbarschaft des Berges besaß den Codex etwa vom 7. Jahrhundert bis 1869. Heute ist der Codex Sinaiticus auf vier Institutionen aufgeteilt: Der Großteil befindet sich in der British Library (Additional Manuscript 43725), ein kleinerer Teil in der Universitätsbibliothek Leipzig (Codices graeci I ); das Katharinenkloster und die Russische Nationalbibliothek in Sankt Petersburg besitzen einzelne Blätter und Fragmente.
Unzial 01 | |
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Matthäusevangelium (Mt 8,28-9,23) | |
Name | Sinaiticus |
Zeichen | א |
Text | Altes Testament, Neues Testament, Barnabasbrief, Hirte des Hermas |
Sprache | Griechisch |
Datum | 4. Jahrhundert |
Gefunden | Sinai 1844 |
Lagerort | British Library, Universitätsbibliothek Leipzig, Katharinenkloster, Russische Nationalbibliothek |
Quelle | Scot McKendrick u. a. (Hrsg.): Codex Sinaiticus – New Perspectives on the Ancient Biblical Manuscript, London/Peabody 2015 |
Größe | 38 × 34,5 cm |
Typ | alexandrinischer Texttyp |
Kategorie | I |
Der Codex Sinaiticus enthielt alle heiligen Schriften der Christen. Am Ende finden sich außerdem der Barnabasbrief und der Hirte des Hermas. Erhalten blieben etwa die Hälfte des Alten Testaments, das gesamte Neue Testament, der Barnabasbrief ganz und ein Drittel vom Hirten des Hermas. Da in den Codices Vaticanus und Alexandrinus Lücken bestehen, ist der Codex Sinaiticus das älteste vollständige Manuskript des Neuen Testaments. Unverwechselbar ist er durch sein großes Format mit vier Kolumnen pro Seite, durch die hohe Qualität des Beschreibmaterials Pergament und durch die zahlreichen Korrekturen, die über einen langen Zeitraum eingetragen wurden.
Konstantin von Tischendorf entdeckte 129 Blätter des Codex 1844 im Katharinenkloster. Die von ihm erzählte Fundgeschichte ist im Einzelnen nicht nachprüfbar. Demnach durfte er 43 Blätter als Geschenk nach Leipzig mitnehmen. Der Hauptteil des Codex, insgesamt 347 Blätter, wurde ihm 1859 ausgehändigt: einerseits nur leihweise, um davon eine Abschrift anzufertigen und diese zu publizieren, andererseits de facto dauerhaft im Vorgriff auf eine Schenkung des Codex durch die Sinaitische Bruderschaft an den Zaren Alexander II. Nachdem diese Schenkung 1869 erfolgt war, blieb der Hauptteil des Codex in Sankt Petersburg. Die Sowjetregierung verkaufte ihn 1933 für 100.000 £ nach Großbritannien. Seitdem befindet sich dieser Teil des Codex in der British Library. Im Jahr 1975 kamen Neufunde im Katharinenkloster hinzu.
Das internationale Codex Sinaiticus Project erarbeitete seit 2006 eine umfassende kodikologische und paläographische Beschreibung sowie Transkription. Seit 2009 sind alle bekannten Teile des Codex im Internet wiedervereinigt und digitalisiert in hoher Qualität zusammen mit diesen Informationen vollständig einsehbar.