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Das Produktionsaufgebot war
Das Neue Ökonomische System der Planung und Leitung der Volkswirtschaft (NÖS oder NÖSPL) war ein ab 1964 in der DDR geltendes verändertes Konzept der Planung und Leitung der DDR-Wirtschaft. Mit diesen Wirtschaftsreformen wurde die dem Modell der UdSSR nachgebildete Planwirtschaft der DDR ergänzt mit Elementen wie beispielsweise Leistungsboni für Arbeiter und einer stärkeren Eigenständigkeit von Betrieben und den VVBs. Das Konzept wurde mehrmals verändert sowie 1967 in Ökonomisches System des Sozialismus (ÖSS) umbenannt.[1] Als Erich Honecker 1971 der erste Mann im Staate wurde, schlug er einen neuen wirtschaftspolitischen Kurs ein und machte das unter seinem Vorgänger Walter Ulbricht eingeführte NÖSPL/ÖSS rückgängig.
Das NÖS wurde ab 1963 maßgeblich von Erich Apel, Günter Mittag, Wolfgang Berger, Helmut Koziolek und Herbert Wolf entwickelt. Es wurde durch die Beschlüsse des VI. Parteitags der SED unter Walter Ulbricht im Januar 1963 gebilligt, obwohl es innerhalb der SED umstritten war. Seine Richtlinien wurden auf einer Wirtschaftskonferenz des ZK der SED am 24. und 25. Juni 1963 beschlossen und vom Staatsrat der DDR am 15. Juli genehmigt.[2]
1964 stieg die Arbeitsproduktivität um sieben Prozent.
Sowohl das NÖSPL als auch das ÖSS waren zwar in wirtschaftlicher Hinsicht erfolgreich, führten aber auch zu einer Aufwertung dezentraler Einheiten, etwa der Betriebsleitungen, zulasten der Zentralverwaltung sowie von Ökonomen zulasten der Politfunktionäre. Dies führte zu zunehmender Kritik innerhalb der SED, da der absolute Machtanspruch der Partei gefährdet war. Insbesondere aber wurden die Reformen von der Sowjetunion unter Leonid Iljitsch Breschnew kritisch betrachtet, obwohl das neue System an die Ideen Lenins zur Neuen Ökonomischen Politik (NÖP) angelehnt war.
Die Wirtschaftspolitik war ein maßgeblicher Grund dafür, dass Erich Honecker mit der Unterstützung durch die Sowjetunion 1971 Ulbricht als ersten Mann im Staat ablösen konnte. Mit dem VIII. Parteitag der SED wurde dann ein neuer wirtschaftspolitischer Kurs eingeschlagen, der die Reformen rückgängig machte. Neue Leitlinie war nun die von Honecker ausgerufene Einheit von Wirtschafts- und Sozialpolitik.
1961
1962
1963
Analog zum sowjetischen Vorgehen, brach auch die DDR ihren Fünfjahresplan vorzeitig ab und ging zum Siebenjahresplan 1959-1965 über. Der Plan gab einen ambitionierten Ausbau im Bereich der Basis- und Schwerindustrie (Eisen, Stahl, Kohle und Chemie) vor. Die ostdeutsche Wirtschaft sollte unter anderem zum Hauptlieferanten von Kunststoffprodukten sowohl für die Sowjetunion als auch für China werden.[5] Der Grundstein für das Erdölverarbeitungswerk Schwedt wurde am 11. November 1960 gelegt. Mit dem Rohstoff Erdöl wurde das Werk aus der UdSSR per Erdölleitung Freundschaft versorgt. In Leuna wurde eine zweite Chemiefabrik gebaut und das erste Atomkraftwerk in der DDR ging 1962 in Betrieb. In Sankt Egidien sollte ein großes Nickelwerk gebaut werden, doch stellte sich heraus, dass nur wenige lokale Lagerstätten zum Abbau geeignet waren.
Die wichtigen Akteure bei der Planung und Leitung der DDR-Wirtschaft waren der SED-Parteiapparat und die Staatliche Plankommision (SPK). Die operative Leitung und die Vorbereitung und Umsetzung der Jahrespläne unterstand seit 1961 der Volkswirtschaftsrat (VWR), dem nur die Industrie unterstand. Zuvor war die SPK dafür mitverantwortlich gewesen, doch jetzt bestand ihre Aufgabe nur noch in der Perspektivplanung (mehrjährige Pläne) und der Koordinierung der jährlichen Volkswirtschaftspläne (Jahrespläne). Eine Ebene darunter wurde der als wesentlich betrachtete Teil der Industrie „zentralgeleitete Industrie“ direkt von Oben betreut, während die restliche Industrie „Bezirks- und kreisgeleitete Industrie“ (hauptsächlich Mittel- und Kleinindustrie), z.B. die Konsumgüterindustrie, den Bezirksplankommissionen, Bezirkswirtschaftsräten und Kreisplankommissionen unterstanden. Den Industrieabteilungen des VWR waren die Vereinigung Volkseigener Betriebe unterstellt, die je eine Branche zusammenfassten.
In der SED lagen die Schlüsselpositionen in Wirtschaftsfragen beim Parteichef und bei dem für Wirtschaft zuständigen Mitglied des Politbüros des ZK, der auch die wirtschaftspolitische Abteilung des ZK der SED leitete. Erich Apel übernahm 1958 die neugebildete Wirtschaftskommission beim SED-Politbüro.
Wichtigster Plan für die Industrie war der Produktionsplan, dem folgte der Investitionsplan.
Auf Basis der Planerfüllung des Vorjahres erarbeitete die SPK unter Berücksichtigung der politischen Vorgaben die Orientierungsziffern für den kommenden Plan. Nach Zustimmung durch SED-Politbüro und Regierung wurden diese Vorgaben über den VWR und die VWBs zu den Betrieben weiter gegeben. Dort erarbeitete man aufgrund dieser Vorgaben Planvorschläge, die alle nach oben zur SPK gingen, wo daraus ein zentraler Plan erarbeitet wurde. Nach dem der zentrale Plan oben ausgearbeitet und beschlossen wurde, erhielten die einzelnen Betriebe ihre nun zu produzierende Aufgaben zugewiesen. Wenn ein Betrieb Probleme mit der Erfüllung der Pläne bekam, versuchte er außerhalb der Pläne zu agieren, etwa mit Tauschgeschäften, wozu natürlich zuvor "Polster" angelegt werden mussten.
1964
1965
1966
1967
Die Industriepreisreform wurde stufenweise eingeführt. 1964 erfolgte die Preisreform in der Rohstoffindustrie, 1965 wurden die Preise für Grundstoffe der Chemie, Baumaterialien und mineralische Rohstoffe, Holz, Nichteisenmetalle, Textilrohstoffe und Halbfabrikate umgesetzt, und am 1. Januar 1967 erfolgte die dritte und letzte Stufe für Fertigwaren für die Wirtschaft. Die neuen Preise waren meist deutlich höher als zuvor, aber auch wieder vom Staat vorgegeben und unveränderlich. So wurden die Preise für die Güter der ersten Stufe um durchschnittlich 70 Prozent angehoben, in der zweiten Stufe um durchschnittlich 40 Prozent und in der dritten um durchschnittlich 4-5 Prozent.[9]
Wichtig war der Staatsführung, dass die Preise für Konsumgüter nicht geändert wurden, dass sie weiter auf dem Niveau von 1958 blieben. Anders in Ungarn als das dortige Zentralkomitee unter Führung von János Kádár im Mai 1966 den „Neuen Wirtschaftsmechanismus“ beschloss und damit auch eine umfassende Preisreform zum 1. Januar 1968 in Kraft trat, die auch für Konsumgüter galt. In Ungarn gab es eine Mischung aus Festpreisen, Höchstpreisen und „freien“ Preisen. Diese Preise wurden berechnet „aus der Summe der Stückkosten und einer für jede Absatzstufe zentral vorgegebene Gewinnspanne“[10]. In Polen führten die dortigen Kommunisten ebenfalls eine Preisreform durch, so wurden die Preise insbesondere für Konsumgüter kurz vor Weihnachten 1970 um bis zu 38 % erhöht, was den Aufstand vom Dezember 1970 und dem anschließenden Sturz des Parteichefs Władysław Gomułka zur Folge hatte.
Es wurde ein Anreizsystem für die DDR-Betriebe geschaffen, so dass diese mit wenigen Vorgaben angeleitet werden konnten. Ähnlich wie im kapitalistischen System wurden als „ökonomischer Hebel“ zur effizienten Erfüllung der staatlichen Pläne das betriebliche Eigeninteresse eingesetzt. Beispielsweise wurde nun eine Produktionsfondsabgabe von 6 Prozent auf das Anlagevermögen und das Umlaufvermögen erhoben. Da diese Abgabe für viele Unternehmen zu hoch war als das sie diese aus ihrem Gewinn hätten zahlen können, wurde ein neuer Wert von 1,4 bis 6 Prozent[11] festgelegt. Anderseits konnten Betriebe nun auch einen Gewinn erzielen und diesen teilweise eigenverantwortlich im eigenen Betrieb investieren. Vom Gewinn hingen auch die auszuzahlenden Prämien für Arbeiter und leitende Angestellten ab. In diesen Zu8sammenhang gehört auch das sogenannte LPG-Geld, welches nur innerbetrieblich verwendet werden durfte und deshalb auch nur bei wenigen LPGen bis 1971 eingesetzt wurde.[12]
1967
1968
1969
1970
1971
Der dritte Fünfjahresplan trat erst Mitte 1967 in Kraft.
Zur Berechnung der Produktionsfondsabgabe wurden, beginnend ab 1969, „fondsbezogene“ Industriepreise eingeführt, das heißt, für einzelne Warengruppen war nur ein bestimmter Anteil des Preises relevant. Dieser Anteil - maximal 18 Prozent - wurde für einen „optimalen“ Kapitaleinsatz ermittelt, so dass Betriebe, die weniger „optimal“ arbeiteten einen Anreiz erhielten, die eigene Produktionsweise zu rationalisieren.[11]
...
2013 war der 50. Jahrestages der Einführung des NÖSPL, dem auf zwei Konferenzen gedacht wurde.[13]
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