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Menschen, die einzeln oder in Gruppen ihre bisherigen Wohnorte verlassen, um sich an anderen Orten dauerhaft oder zumindest für längere Zeit niederzulassen, werden als Migranten bezeichnet. Pendler, Touristen und andere Kurzzeitaufenthalte fallen nicht unter die Definition von Migration, saisonale Arbeitsmigration wird manchmal mit einbezogen.
Überschreiten Menschen im Zuge ihrer Migration Ländergrenzen, werden sie aus der Perspektive des Landes, das sie betreten, Einwanderer oder Immigranten (von lat.: migrare, wandern) genannt. (Aus der Perspektive des Landes, das sie verlassen, heißen sie Auswanderer oder Emigranten.) Die Soziologie bezeichnet Immigration in der Regel als Zuwanderung (sowie Emigration entsprechend Abwanderung).
Nach einem Bericht aus dem Jahr 2006[1] vom Generalsekretariat der Vereinten Nationen (UNO) über die weltweite Immigration und Entwicklung gibt es weltweit etwa 200 Millionen Einwanderer. Die UNO definiert einen internationalen Migranten als eine Person, die ihren Ort des gewöhnlichen Aufenthalts – verstanden als jener Ort, wo er oder sie die tägliche bzw. wöchentliche Ruhe- und Freizeit verbringt – verlässt und sich in einem anderen Ort in einem anderen Staat niederlässt, so dass dieser der neue Ort des gewöhnlichen Aufenthalts wird.
Nach dieser UNO-Definition ist der Prozentsatz der Immigranten bei ausgewählten Staaten (Stand 2010) der Folgende[2]:
Land | % der Einwanderer (2010) |
Am meisten vertretenes Herkunftsland |
Deutschland | 13 % | Türkei |
Eine große Einwanderungswelle in die Bundesrepublik Deutschland setzte in den 1950er und 1960er-Jahren ein, als im Zuge einer sehr günstigen wirtschaftlichen Entwicklung Hunderttausende von Arbeitern vor allem aus den südlichen Ländern Europas (Italien, Spanien, Griechenland, Jugoslawien, Türkei) als Gastarbeiter beschäftigt wurden (siehe hierzu auch „Entwicklung in der Bundesrepublik Deutschland“). 1973 wurde ein Anwerbestopp verhängt, die wichtigste Möglichkeit der Einwanderung war nun die Familienzusammenführung. Die nächsten Jahre waren geprägt von Bemühungen der Bundesregierungen von Helmut Schmidt und Helmut Kohl um Begrenzung der Zuwanderung oder Rückführung von ehemaligen Gastarbeitern in ihre Herkunftsländer, die aber nicht erfolgreich waren.
In den 1980er Jahren wurde die Debatte um Einwanderung vor allem durch teilweise sehr emotionale Auseinandersetzungen um das Asylrecht geprägt. Dessen aus historischen Gründen sehr großzügige Auslegung ermöglichte nicht nur politisch Verfolgten (etwa den vietnamesischen boat people, die heute oft als Beispiel für gelungene Integration von Zuwanderern gesehen werden), sondern auch „Wirtschaftsflüchtlingen“ die Einwanderung in die Bundesrepublik Deutschland, die ansonsten stark erschwert worden war. Zunehmende Fremdenfeindlichkeit, eine emotionalisierte Asyldebatte und eine Serie rassistischer Anschläge Anfang der 1990er Jahre führten 1992 schließlich zum so genannten Asylkompromiss, einer deutlichen Verschärfung des Asylrechts. Zu Beginn der 1990er Jahre kamen auch in größerer Zahl Einwanderer aus Osteuropa und der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland: Einerseits Spätaussiedler, also Menschen „deutscher Volkszugehörigkeit“ oder deutscher Herkunft wie etwa die Russlanddeutschen, andererseits etwa 220.000 Kontingentflüchtlinge „jüdischer Nationalität“, die die seit der Zeit des Nationalsozialismus verwaisten jüdischen Gemeinden wiederbelebten und heute einen großen Teil der Juden in Deutschland ausmachen.
Die Reform des Staatsangehörigkeitsrechts der rot-grünen Bundesregierung Gerhard Schröders aus dem Jahr 2000 kann als Zeichen dafür gelten, dass sich Deutschland als Einwanderungsland und als multikulturelle Gesellschaft zu verstehen begann. Im Gegensatz zur alten Version des Gesetzes aus dem Jahr 1913, das gemäß dem Ius sanguinis die deutsche Staatsangehörigkeit über die ethnische Herkunft bestimmte, nähert sich das neue Gesetz dem Normalfall westeuropäischer Einwanderungsgesellschaften, dem Ius soli und gibt in Deutschland geborenen Einwanderern der zweiten Generation die Möglichkeit der Einbürgerung (so genanntes „Optionsmodell“). Jedoch setzte, ähnlich wie in anderen westeuropäischen Staaten, in diesen Jahren auch eine Debatte um Integration und Integrationsdefizite vor allem muslimischer Einwanderer ein.
Ende 2011 lebten nach Angaben des Statistischen Bundesamtes in Deutschland 6,93 Millionen[3] Ausländer, d. h. Menschen ohne deutschen Pass. Etwa jeder fünfte der 6,93 Millionen Nicht-Deutschen ist in der Bundesrepublik geboren. Die Zuwanderer leben im Durchschnitt seit fast 19 Jahren in Deutschland.[4] Insgesamt hatten 2009 etwa 15,7 Millionen Menschen in Deutschland einen Migrationshintergrund, d.h. sie sie sind nach 1950 in die Bundesrepublik eingewandert oder stammen ganz oder teilweise von diesen Einwanderern ab.[5][6] Im Jahr 2006 lebten etwa 15,1 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland.
2009 wanderten 606.000 Menschen mit ausländischem Pass nach Deutschland ein und 579.000 ohne deutsche Staatsangehörigkeit aus. Das entspricht einem Überhang von etwa 27.000 Zuwanderungen.[7] In den letzten Jahren ist die Einwanderung in Deutschland zurückgegangen.[8] 2011 sind 958.000 Menschen nach Deutschland zugezogen. Das entspricht laut statistischem Bundesamt einem Anstieg von 20 Prozent gegenüber 2010. Demgegenüber stehen 679.000 Personen, die aus Deutschland fortzogen.[9]
2012 leben 10,7 Millionen Menschen aus 194 Ländern in Deutschland, die Mehrheit (7,4 Millionen) davon kommt aus Europa.[10]
Wichtigstes Herkunftsland ist nach wie vor die Türkei, gefolgt von Italien und Polen. Fast jeder vierte Ausländer in Deutschland stammt aus der Türkei. Zugleich sinkt die Zahl der Türken in Deutschland seit dem Höchststand vor zwölf Jahren ständig – von damals 2,1 Millionen auf inzwischen 1,6 Millionen. Als Gründe nennen die Statistiker neben Einbürgerungen und Sterbefällen auch Rückkehrer.
Mehr als jeder dritte (36 Prozent) Ausländer in Deutschland stammt aus einem der 27 EU-Mitgliedsstaaten. Die Zahl der Europäer nahm mit 75.400 (plus 3,2 Prozent) innerhalb eines Jahres auch besonders stark zu. Als Hauptursache nennen die Statistiker Zuwanderung. Den größten Zuwachs gab es mit 21.600 Menschen bei Rumänen, gefolgt von Polen und Bulgaren. 2012 kamen rund 71.000 Bulgaren und Rumänen nach Deutschland.[11] Prozentual gesehen war der Anstieg aus Lettland, Bulgarien und Rumänien am höchsten. Griechenland ist der einzige EU-Mitgliedsstaat, aus dem nennenswert weniger Menschen in Deutschland lebten als im Vorjahr (minus 1400).
Siehe auch: Türken in Deutschland, Italiener in Deutschland, Kroaten in Deutschland, Polen in Deutschland, Araber in Deutschland, Albaner in Deutschland, Iraker in Deutschland, Iraner in Deutschland.
Einige Migrationsexperten sind der Meinung, dass die momentane Einwanderungspolitik mit den anderen Staaten nicht konkurrenzfähig sei, so dass in der Tendenz überwiegend Geringqualifizierte nach Deutschland einwanderten. Es fehle ein selektives Modell, wie das in Kanada, den USA und dem Vereinigten Königreich üblichen Punktesystem, das zur verstärkten Einwanderung von Fachkräften führt. Laut der wirtschaftsliberal orientierten Stiftung Marktwirtschaft würden Ausländer – über den gesamten Lebenszeitraum berechnet – in Deutschland aufgrund ihres schlechteren Qualifikations- und Lohnniveaus weniger Steuern und Abgaben zahlen als sie an Leistungen erhalten. Der überwiegende Anteil der Einwanderung nach Deutschland nach 1973 (dem Jahr des Anwerbestopps von Gastarbeitern), die sich vor allem über die Familienzusammenführung vollzog, erfolgte in das deutsche Sozialsystem: obgleich die Zahl der Ausländer bis zum Jahr 2000 auf 7,5 Millionen Menschen stieg, stagnierte der Anteil der Erwerbstätigen unter den Ausländern bei rund 2 Millionen.[12][13][12] Um zu erreichen, dass Zuwanderer der zweiten Generation das durchschnittliche Qualifikationsniveau der deutschen Bevölkerung erreichen, seien intensivere staatliche Anstrengungen nötig. Zudem würde die gezieltere Steuerung der Zuwanderung „Deutschlands demografische Probleme deutlich entschärfen“.[14]
Das deutsche Einwanderungsrecht unterliegt gewissen Bindungen durch die Vorschriften der Europäischen Union über den Freien Personenverkehr.
In Deutschland lassen sich Einwanderer in folgende Gruppen unterteilen:
Die Einwanderung von Menschen nach Deutschland, und auch die transnationale Migration, betrifft nicht nur Einzelpersonen, sondern auch Familien: im Zuwanderungsgesetz ist z. B. das Nachzugsalter von Familienangehörigen von Zuwanderern geregelt.
Deshalb wird Immigration im 9. Familienbericht der Bundesregierung „Familien ausländischer Herkunft – Leistungen – Belastungen – Herausforderungen“, 2000, als Familienprojekt bezeichnet, das generationsübergreifend stattfindet und nicht in einer Generation abgeschlossen ist. U. a. durch diesen Bericht des Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) aus dem Jahr 2000 ist klargestellt, dass die Bundesrepublik Deutschland ein Einwanderungsland ist und dass die Integration der Immigranten durch den zeitlich nahen Nachzug der Familienmitglieder gefördert und stabilisiert wird.
Immigranten haben die unterschiedlichsten Migrations- oder Fluchtgründe, und unterscheiden sich etwa in der Absicht, kurz oder länger in Deutschland zu bleiben oder nur durchzuwandern.
Seit 1996 gibt es eine Statistik zum Familiennachzug. Diese weist eine Größenordnung von 55.000 bis 63.000 Familienangehörige im Jahr aus. Zwei Drittel des Familiennachzugs sind Ehepartner und etwa ein Drittel sind Kinder (20.000). Verglichen mit der Zahl der primären Immigranten von 649.249 Personen addiert sich die Anzahl eines Zehntels dieser Anzahl durch Familiennachwanderung.
„Integrationspolitik muss verstärkt die ‚ganze Familie‛ in den Blick nehmen und diese Perspektive zumindest ergänzend und verstärkend neben die ‚Familienmitglieder-Zielgruppenorientierung‘ setzen, die heute vor allem in der Form von Kinder-, Jugend- und Mädchenprojekten umgesetzt wird,“ heißt es im von Wolfgang Erler und Monika Jaeckel erstellten Zwischenbericht zum dji-Projekt („Der soziale Nahraum in seiner Integrationsfunktion für Familien ausländischer Herkunft“), weil die Familien von Immigranten auch einen Lebensraum darstellen, der einer Integration entgegenwirken kann, da sich der Spracherwerb und die Überwindung der kulturellen Fremdheit verzögern können.
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