US-amerikanische Forschungseinrichtung Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Bell Laboratories (auch Bell Labs, früher Bell Telephone Laboratories, kurz BTL) sind die ehemalige Forschungsabteilung der Telefongesellschaft AT&T, in der im Laufe des 20. Jahrhunderts zahlreiche wichtige Durchbrüche in der Telekommunikationstechnik, Mathematik, Physik, Materialforschung und Informatik erzielt wurden. Für an den Bell-Laboratories durchgeführte Forschung wurden zehn Nobelpreise und mehrere Turing-Awards verliehen.[1]
Heute sind die Bell Laboratories Teil der Forschungs- und Entwicklungsabteilung von Nokia. Der Hauptsitz der Bell Labs ist in Murray Hill, New Jersey, in den Vereinigten Staaten. Nokia betreibt mehrere Bell Labs Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen weltweit, darunter die Bell Labs Stuttgart und München.[2]
Die Bell Labs sind organisatorisch in drei Unternehmensbereiche eingeteilt: Forschung, Systemtechnik und Entwicklung.
In der Entwicklung, dem größten Unternehmensbereich, wurde die Hard- und Software entwickelt, mit der das Telekommunikationsnetz des Bell-Systems aufgebaut wurde.
Die Bell Telephone Laboratories Inc. gehen zurück auf die im Jahr 1877 von Gardiner Greene Hubbard, Alexander Graham Bell, Thomas Sanders und Thomas Watson gegründete Bell Telephone Company.[3] Im Jahr 1925 wurden sie durch Walter Gifford (später Präsident von AT&T) als separate Einheit für die Forschungs- und Entwicklungsarbeit von Western Electric neu formiert. Erster Präsident wurde Frank B. Jewett. Anteilseigner waren zu gleichen Teilen Western Electric und AT&T. Die Hauptaufgabe bestand im Entwickeln von Vermittlungsstellen für Western Electric, die an Firmen verkauft wurden, die das Bell Telephone System einsetzten.[4]
Später wurden auch militärische Projekte, wie zum Beispiel der Bau der Rakete Nike, unterstützt.
1996 gliederte AT&T die Bell Labs, zusammen mit dem größten Teil der Geräteherstellung, in das neue Unternehmen Lucent Technologies aus. AT&T behielt eine kleinere Anzahl Forscher, aus denen die AT&T Laboratories gebildet wurden.
Mit der Übernahme von Alcatel-Lucent durch Nokia im Jahr 2016 kamen auch die Bell-Labs zu Nokia.[5]
ab 1936 arbeitete Hendrik Wade Bode (Bode-Diagramm) bei den Bell Labs. Im April 1945 veröffentlichte er das Buch "Network Analysis and Feedback Amplifier Design".
1940 führte George Stibitz den von ihm bei den Bell Labs entwickelten Complex Number Calculator, eine elektrische Relais-basierte Rechenmaschine für komplexe Zahlen ferngesteuert über eine Telefonleitung von einer Tagung der American Mathematical Society vor.
1943 bis 1945 folgten weitere Relais-Rechner für die Flak-Zielführung und ballistische Berechnungen.
Claude Shannon, Mathematiker an den Bell Labs, veröffentlichte 1948 Die mathematische Theorie der Kommunikation im Bell System Technical Journal, wobei er sich auf frühere Erkenntnisse von Harry Nyquist und Ralph Hartley auf dem Gebiet der Informationstheorie stützte.
Daryl Chapin, Calvin Souther Fuller und Gerald Pearson entwickelten 1953 und produzierten an den Bell Labs die ersten technisch interessanten Silizium-Solarzellen mit über 4% Wirkungsgrad (eine hatte sogar 6% Wirkungsgrad). Sie bauten dabei auf vielen neuen Entwicklungen der vergangenen Jahre auf.
1957 entwickelte Max Mathews die erste Version seines MUSIC-N-Programms zur Komposition von Computermusik.
1969 entwickelten Willard Boyle und George E. Smith den CCD-Sensor, der heute vor allem in Digitalkameras Verwendung findet. Sie erhielten dafür 2009 ebenfalls den Nobelpreis in Physik.
Ab Ende der 1960er waren die Bell Labs der Ursprung des Unix-Betriebssystems und der Programmiersprache C, entwickelt von Dennis Ritchie und Ken Thompson in den frühen 1970ern, sowie dessen objektorientierter Erweiterung C++ von Bjarne Stroustrup in den 1980ern. Auch die statistische Programmiersprache S hat ihren Ursprung an den Bell Labs.
Jon Gertner:The Idea Factory: Bell Labs and the Great Age of American Innovation. Penguin Books, New York 2012, ISBN 978-1-59420-328-2.