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Adelsgeschlecht Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Bellême (Belesme) war eine Adelsfamilie, die vom 10. bis zum Ende des 11. Jahrhunderts in der Normandie und in Maine existierte. Rechnet man die Nachkommen in weiblicher Linie dazu, die den Namen Bellême führten, aber zum Haus Montgommery gehörten, erreichte die Familie den Höhepunkt ihrer Macht sogar erst im 12. Jahrhundert.
Wie beim Haus Tosny, so vermutet der Historiker Lucien Musset auch beim Haus Bellême und Herkunft aus dem französischen Kernland und nicht aus dem normannischen Adel. Ahnherr war Yves de Creil, der im 10. Jahrhundert an der Oise begütert war. Gérard Louise hat aufgrund einer Vermutung J. Boussards nachgewiesen, dass ihre Heimat die Grafschaft Maine und hier das Saosnois war.[1]
Ab dem Jahrtausendwechsel gelang es der Familie, einige Angehörige als Bischof von Le Mans (Sigefroi I. de Bellême, Avesgaud de Bellême) bzw. Bischof von Sées (Sigefroi II. de Bellême, Yves de Bellême) zu etablieren, von denen einige ihr Bistum beraubten, um ihre Verwandten zu versorgen. Im 11. Jahrhundert besaßen die Herren von Bellême dadurch ein umfangreiches Gebiet entlang der Grenzen der Normandie und Maines. Sie schufen ein quasi unabhängiges Fürstentum, indem sie ein Schaukelpolitik zwischen ihren mächtigeren Nachbarn (Normandie, Maine, aber auch Blois und Anjou) vollzogen. Zu Beginn des 11. Jahrhunderts kämpfte Guillaume I. de Bellême gegen Graf Herbert I. von Maine, und 1027 revoltierte er gegen den normannischen Herzog Robert I.
Ab 1050 folgte aufgrund der Heirat zwischen der Erbin Mabile de Bellême und einem Vertrauten des Herzogs Wilhelm II., Roger II. de Montgommery, eine Zeit des Friedens mit der Normandie, die aber keine Zusammenstöße mit benachbarten Herren, wie der Familie Giroie und den Grafen von Mortagne ausschloss. Den Höhepunkt ihrer Macht erreichten die Herren von Bellême unter Robert de Bellême, Mabiles Sohn, der auch als Robert de Montgommery bezeichnet wird.
Die normannischen Geschichtsschreiber Wilhelm von Jumièges und Ordericus Vitalis beschreiben mehrere Familienmitglieder als grausam und hinterhältig, was der Familie insgesamt einen negativen Ruf eingebracht hat. Die bekannteste Episode ist die Verstümmelung von Guillaume Giroie durch Guillaume II. Talvas de Bellême. Guillaume Giroie, ein Vasall Bellêmes, war zur zweiten Hochzeit seines Lehnsherrn eingeladen; nach seiner Ankunft in Alençon wurde er festgesetzt und verstümmelt: ihm wurden die Augen ausgestochen, Nase und Ohren abgeschnitten, er wurde entmannt. Guillaume Talvas war zwar bei dieser Aktion nicht dabei (er befand sich auf der Jagd), war aber der Auftraggeber dieser Handlung.
Ordericus Vitalis erinnert darüber hinaus an den gewaltsamen Tod vieler Familienmitglieder, wie um zu beweisen, dass schlechte Christen immer bestraft werden: Robert I. wurde erschlagen, sein Bruder Arnoul erdrosselt (nachdem er ein Schwein gestohlen hatte), Mabile de Bellême wurde enthauptet, Robert II. verbrachte die letzten mindestens 15 Jahre seines Lebens im Gefängnis[2].
In späterer Zeit verdunkelten die Historiker das Bild der Familie noch dadurch, dass sie den Angehörigen vielsagende Beinamen gaben: Guillaume II. Talvas wurde „der Grausame“ (le Cruel) genannt, Mabile de Bellême „die Giftmischerin“ (l’Empoisonneuse), Robert II. „der Teufel“ (le Diable). Selbst der Beiname „Talvas“, der von mehreren Familienmitgliedern getragen wurde, kann abwertend verstanden werden: Gérard Louise folgend stammt er von talevassier, worunter eine Raubritter zu verstehen sein soll[3]. Lediglich Yves de Bellême, der Bischof von Sées, scheint in den Augen der Nachwelt Gnade gefunden zu haben.
Dennoch schreibt Lucien Musset: „Es wäre ungerecht, die Familie lediglich aufgrund der sehr parteiischen Äußerungen Ordericus Vitalis’ zu beurteilen, und ihr Angehörigen nur als Kriegsherren, Burgenbauer und grausame Menschen zu sehen“; an anderer Stelle weist Musset auf ihre wirksamen Maßnahmen bezüglich der Verwaltung und der Rechtsprechung hin.[4]
Der Beginn der Stammliste besteht aus drei Fragmenten, wobei es aufgrund der überlieferten verwandtschaftlichen Beziehungen der Bischöfe von Le Mans untereinander denkbar ist, dass es sich bei Sigefridus, Fulcuich und Yves de Creil um drei Brüder handelt.
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