Asterix bei den Schweizern
Asterix-Album Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Asterix bei den Schweizern (französischer Originaltitel Astérix chez les Helvètes) ist der 16. Band der Comic-Reihe Asterix. Er wurde von René Goscinny geschrieben und von Albert Uderzo gezeichnet und erschien zuerst 1970 in der französischen Zeitschrift Pilote (Ausgabe 557–578). In Deutschland erschien der Band erst 1973. Es ist der Nachfolgeband von Streit um Asterix und der Vorgängerband des Comics Die Trabantenstadt.
Die Geschichte führt Asterix und Obelix auf der Suche nach einem Edelweiss in die römische Provinz Helvetien. Sie persifliert auf humorvolle Weise einige Schweizer Besonderheiten (Bankgeheimnis, Käsefondue, Neutralität, Nummernkonten, Rotes Kreuz, Sauberkeit, Tourismus, Uhren). Dem gegenübergestellt wird die römische Dekadenz in Gestalt von ausschweifenden Orgien.
Grund der Suche nach dem Edelweiss ist die Vergiftung des Quästors Claudius Incorruptus durch den Statthalter Agrippus Virus in Condate, der verhindern will, dass jener seine betrügerischen Abrechnungen kontrolliert. Da Claudius Incorruptus wenig Vertrauen in die Ärzteschaft der Garnison von Condate hat, lässt er den Druiden Miraculix aus dem nahen, ihm durch Caesars epileptische Anfälle bekannten gallischen Dorf kommen, der die Vergiftung feststellt. Weil diese nur mittels eines seiner Zaubertränke geheilt werden kann, für den er das Edelweiss braucht, schickt er Asterix und Obelix in die Schweiz und nimmt den Quästor als „Geisel“, um zu verhindern, dass dieser einem erneuten Giftanschlag zum Opfer fällt. Er droht zum Schein mit dessen Hinrichtung, falls Asterix und Obelix nicht zurückkommen sollten.
Um die erfolgreiche Suche zu verhindern, bittet Agrippus Virus seinen Freund Feistus Raclettus, den Statthalter von Genava, um Hilfe. Dadurch gestaltet sich die Suche schwierig, und Asterix und Obelix müssen nicht nur mit den Schweizer Eigenarten zurechtkommen, sondern sich auch der römischen Legion erwehren. Dennoch kommt es zum Happy End und mit Claudius Incorruptus nimmt erstmals ein Römer am traditionellen Abschlussbankett des gallischen Dorfes teil, während Agrippus Virus und Feistus Raclettus ihre nächste Orgie im Zirkus in Rom „feiern“.
Der Comic spielt beim keltischen Volk der Helvetier, die für die heutigen Schweizer stehen, was sich an bekannten Bräuchen wie etwa dem Blasen des Alphorns zeigt.
Ein Running gag ist die Nichtbenutzung der Brücke über den See – es wird immer wieder betont, dass diese inzwischen wieder aufgebaut ist. Der historische Caesar liess, wie er in De bello Gallico berichtet, tatsächlich die Brücke bei Genava abreissen, um den Rückzug der Helvetier zu verhindern.
Die Helvetier besiedelten im 1. Jahrhundert v. Chr. die heutige Schweiz. Später wanderten germanische Stämme (Die Alemannen im Nordosten und die Burgunden im Westen) in die Schweiz ein, wodurch die keltisch-romanische Kultur – vor allem in der heutigen Deutschschweiz – weitestgehend verdrängt wurde.
Jedoch legen die Schweizer noch heute grossen Wert auf die helvetische Abstammung: Mit Confoederatio Helvetica, wie die Schweiz seit 1848 offiziell heisst, wurde auf das antike Volk der Helvetier zurückgegriffen. Zuvor hatte es bereits die von Napoleon geschaffene Helvetische Republik gegeben.
Die Käsefondue-Orgie in Genava ist ein lustiger Anachronismus. Zwar wusste man zu Cäsars Zeiten bereits, wie man Käse herstellt, doch Fondue als solches wurde zum ersten Mal 1699 nach Christus in einem Züricher Manuskript erwähnt und das älteste vollständige Rezept stammt von 1885.
In der einleitenden Sequenz werden Asterix und Obelix von Majestix zu Chefträgern ernannt, was auf Grund ihrer unterschiedlichen Grösse zu komischen Situationen und einer vorübergehenden Verbrüderung von Automatix und Verleihnix führt. Ihr Posten wird später von Automatix und Methusalix übernommen.
Die Orgie beim Statthalter von Condate zitiert eine Szene aus dem Spielfilm Satyricon des italienischen Regisseurs Federico Fellini. Im Vordergrund rechts ist der Schauspieler Martin Potter in der Rolle des Encolpius zu erkennen.
Bei der in Geneva stattfindenden Orgie verliert Gaius Infarctus dreimal sein Brotstück in dem Käsefondue und wird zuletzt zur Strafe mit einem Gewicht an den Füssen im Genfersee versenkt (aus dem er jedoch von Asterix und Obelix gerettet wird), eine Anspielung auf die bei Käsefondue üblichen „Verliererbräuche“.
Der Name „Vreneli“ des Bankiers, bei dem Asterix und Obelix im Tresor versteckt werden, ist eine Anspielung auf das Goldvreneli, die bekannteste Goldmünze der Schweiz. Im französischen Original heisst der Bankier Zurix, eine Anspielung auf Zürich, eine Stadt, die für ihre Banken bekannt ist. In einem Tresorfach sind die Totenmaske Tutanchamuns und weitere Gegenstände aus seinem Grab zu sehen. Auch das Bekenntnis der Schweizer zur Neutralität findet in dieser Szene Erwähnung.
Die „Internationale Konferenz der Stammeshäuptlinge“ bezieht sich auf die Vereinten Nationen, das Treffen der Barden auf der anderen Seite des Sees auf das Montreux Jazz Festival.
In einer weiteren Szene wird der Apfelschuss aus Friedrich Schillers Wilhelm Tell ins Komische gezogen. Bei der späteren Keilerei wendet ein Schweizer Erste Hilfe an und beruft sich dabei indirekt auf Henri Dunant, den Begründer des Roten Kreuzes.
In Anspielung auf die Schweizer Pünktlichkeit und auch auf die Uhrenindustrie sind überall Sanduhren verteilt, die jeweils bei einem gerufenen „Kuckuck“ gedreht werden müssen – sehr zum Ärger der meisten Gäste auch nachts. Die berühmten Kuckucksuhren sind allerdings wahrscheinlich keine Schweizer Erfindung, sondern stammen aus dem Schwarzwald.
Auf Seite 21 und 22 ist neben dem Schild GALLIEN RÖMISCHES REICH – HELVETIEN AUCH RÖMISCHES REICH ein Fass zu sehen. (Dieses ist im Bild auf Seite 23 nicht zu sehen.) Auf diesem Fass ist im Bild auf Seite 21 der Schriftzug Detritus (Abfall) erkennbar – eine Anspielung auf die stereotypische Sauberkeit der Schweizer – während im Bild auf Seite 22 dort Antiquitäten steht. Im französischen Original ist dieser Fehler nicht enthalten; hier steht auf beiden Bildern „Detritus“.
Der Gebäudekomplex Palais des Nations wurde hier als „Palast der Stämme“ verewigt.
In Frankreich erschien die Geschichte erstmals 1970 als Serie in der französischen Zeitschrift Pilote in den Ausgaben 557–578 und wurde 1970 als Album im Verlag Dargaud veröffentlicht. In der deutschen Übersetzung wurde die Geschichte vom Ehapa-Verlag 1971 im Magazin MV-Comix (Hefte 7–17) erstmals abgedruckt und 1973 als 16. Band der Asterix-Reihe herausgebracht. 2002 wurde dieser Band neu aufgelegt und erhielt ein neues Titelbild.
Der Band erschien unter anderem auch auf Englisch, Spanisch und Türkisch.
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