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Die Architektur des Secessionsstils in Ungarn entwickelte am Ende des 19. Jahrhunderts eine eigene Formensprache, die sich von der Architektur des Jugendstils und der Wiener Secession unterschied. Besonders in Budapest, aber auch in den anderen Städten Ungarns entstand eine große Anzahl von Gebäuden in diesem Stil, der auch als Budapester Szecesszió bezeichnet wurde.
Es sind Bauten, die mit ihren bunten Kacheln bzw. Ziegeln auch heute noch das Budapester Stadtbild nachhaltig prägen. Die Baukeramik, oft mit floralem Dekor, wurde von der Zsolnay Porzellanmanufaktur hergestellt. Vordenker der neuen Stilrichtung war der Architekt Ödön Lechner, dessen Bauten für die Welterbeliste der UNESCO vorgeschlagen sind.
Mit dem Österreichisch-Ungarischen Ausgleich von 1867 wurde Ungarn bis 1918 zweiter Hauptbestandteil der k.u.k. Doppelmonarchie Österreich-Ungarn. Kálmán Tisza führte als Ministerpräsident (1875–1890) umfangreiche Reformen zur Modernisierung des Landes im Bereich Wirtschaft, Justiz, Sozialwesen und Politik durch und förderte daneben die Magyarisierung, einschließlich Siebenbürgens und der Slowakei.
Aus den beiden Stadthälften Buda (mit Altbuda) und Pest entstand Budapest als vereinigte Hauptstadt. Die Einwohnerzahl im gesamten Stadtgebiet versiebenfachte sich zwischen 1840 und 1900 und stieg auf rund 730.000. Zur Jahrtausendfeier der „Landnahme“ der Ungarn (dem so genannten Millennium) 1896 wurden im Zusammenhang mit der Budapester Millenniumsausstellung 1896 zahlreiche Großprojekte, etwa der Heldenplatz und die Földalatti, die erste U-Bahn auf dem europäischen Kontinent, fertiggestellt.
Gleichzeitig vollzog sich im architektonischen Bereich die Abkehr vom Historismus und die Entwicklung des ungarischen Secessionsstils. Lechner hatte 1882 für den Entwurf des Rathauses in Szeged viel Anerkennung erfahren. 1891 gewann er mit Gyula Pártos den Wettbewerb für das Ungarische Kunstgewerbemuseum. Beide entwickelten einen „ostungarischen“ Architekturstil, dessen Dekor aus glasierten Ziegeln, Baukeramik aus Pyrogranit (witterungsfestes Steinzeug) der Manufaktur Zsolnay und aus Anleihen aus der indischen, persischen, maurischen und ungarischen Volkskunst bestand.
Anmerkung: Im Zuge der Magyarisierung wurden auch die Namen der Architekten an den ungarischen Sprachgebrauch angepasst: Beispielsweise wurde aus Kosch Kós und aus Leitersdorfer Lajta.
Bauwerk | Ort Lage | Baujahr | Architekt | Art | Anmerkungen | Bild |
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Kunstgewerbemuseum Iparművészeti Múzeum | Budapest | 1893–1896 | Lechner, Pártos | Museum | zum Welterbe nominiert | |
Szent László-Kirche Szent László-templom | Budapest, X.Bezirk | 1894–1896 | Lechner | Kirche | zum Welterbe nominiert | |
Geologisches Museum Magyar Állami Földtani Intézet | Budapest | 1896–1899 | Lechner | Museum | zum Welterbe nominiert | |
Postsparkasse Postatakarékpénztár | Budapest | 1899–1902 | Lechner | Bankgebäude | zum Welterbe nominiert | |
Rathaus Városháza | Kecskemét | 1892–1894 | Lechner | Verwaltung | zum Welterbe nominiert | |
Synagoge Zsinagóga | Szeged | 1901–1903 | Baumhorn | Synagoge | viertgrößte aktive Synagoge der Welt | |
Synagoge | Subotica, Serbien | 1901–1903 | Komor, Jakab | Synagoge | Stadtbild prägend, profaniert | |
Palais Raichle | Subotica, Serbien | 1903–1904 | Raichle | Wohnhaus | Kulturdenkmal | |
Palast der Präfektur Palatul Prefecturii | Târgu Mureș, Rumänien | 1905–1907 | Komor, Jakab | Verwaltung | Stadtbild prägend | |
Palais Schwarzer Adler Palatul Vulturul Negru | Oradea, Rumänien | 1907–1908 | Komor, Jakab | Geschäftshaus | Stadtbild prägend | |
Parisiana orfeum (ehem.) Új színház | Budapest | 1908–1909 | Lajta | Theater | Frühwerk des Art déco | |
St. Elisabeth Kostol svätej Alžbety | Bratislava, Slowakei | 1909–1913 | Lechner | Kirche | Stadtbild prägend | |
Palais Lloyd Palatul Lloyd | Timișoara, Rumänien | 1910–1912 | Baumhorn | Geschäftshaus | Polytechnische Universität, Rektorat | |
Mausoleum für Sándor Schmidl | Budapest, jüd. Friedhof | 1902–1903 | Lajta | Mausoleum | Baukeramik von Zsolnay | |
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