Reichsabtei Echternach
Kloster in Luxemburg Aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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Die Reichsabtei Echternach (lat. Abbatia Epternacensis) war ein Benediktinerkloster namens St. Peter und Paul (zuvor Kollegiatstift) und reichsunmittelbares Territorium im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation in der luxemburgischen Stadt Echternach. Neben großen Teilen der Konventsgebäude ist von dem Kloster die rekonstruierte Basilika St. Willibrord erhalten. Das Territorium der ehemaligen Reichsabtei Echternach liegt heute zum größten Teil in Deutschland, zu kleineren Teilen in Luxemburg und den Niederlanden[1]. Die Basilika St. Willibrord und große Teile der Konventsgebäude liegen in Echternach. Als Freie Reichsabtei war es reichsunmittelbar, besaß ein reichsunmittelbares Territorium und erkannte immer nur drei Herren an, nämlich Gott, Papst und den römisch-deutschen Kaiser.
Territorium im Heiligen Römischen Reich | |
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Reichsabtei Echternach | |
Wappen | |
Karte | |
Die Abtei Echternach im Süden (rot unterstrichen), Karte 1. Hälfte 18. Jahrhundert | |
Herrscher/ Regierung | Fürstabt |
Heutige Region/en | LU-EC, DE-RP |
Reichstag | Reichsfürstenrat: 1 Kuriatsstimme auf der Rhein. Prälatenbank |
Reichsmatrikel | 1521: 2 Reiter, 18 Fußsoldaten, 100 Gulden; 18. Jh.: „im Stifft Trier ist angelegt mit 96 fl. [Gulden] zum Cammergericht 24 fl. wird aber von Burgund sine onere extrahirt“ |
Reichskreis | niederrheinisch-westfälisch |
Kreistag | Mitglied; Kreismatrikel (1532): 4 zu Ross, 36 zu Fuss |
Hauptstädte/ Residenzen | Echternach |
Konfession/ Religionen | römisch-katholisch |
Aufgegangen in | 1795: Frankreich 1815: Niederlande und Preußen |
Das Wappen der Reichsabtei Echternach zeigt wie fast alle reichsunmittelbaren Territorien im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation den Reichsadler des Heiligen Römischen Reichs Deutscher Nation.
Gegründet wurde das Kloster vom Wandermönch und Heiligen Willibrord im 7. Jahrhundert auf geschenktem Grund der Irmina von Oeren. Als Irmina von Oeren Ende des 7. Jahrhunderts Willibrord umfangreiche Güter und die eine Hälfte von Echternach mit Kirche für das Kloster übertrug, war es bereits vorhanden. Sie bezeichnete ihre Stiftung denn auch als Neugründung. Ein paar Tage später übertrug Pippin II. Willibrord die andere Hälfte von Echternach, die er von seinen Vorfahren geerbt hatte. Als Patrone erscheinen die Dreifaltigkeit, Maria und Peter und Paul. 785 bestätigte Karl der Große, der selbst das Kloster ein Jahr lang leitete, Echternach die von seinem Bruder Karlmann I. (771) gemachte Schenkung an der Lieser und im Bidgau. (Goldenes Buch der Abtei Echternach, heute in der Forschungsbibliothek Gotha, Signatur „Memb. I 71“). Es war wohl das erste iro-angelsächsische Kloster auf dem europäischen Festland. Die ersten Werke des Skriptoriums, wie etwa das „Willibrordus Evangeliar“ sind reich geschmückt nach der irischen Art der keltischen Kirche, in deren Tradition das Kloster Echternach stand. Im Jahre 751 wurde Echternach königliche Abtei der Karolinger. Während des Sachsenaufstandes von 782 verweilte der Bischof von Bremen, Willehad, zwei Jahre lang im Kloster.
Von 847 bis 973 leiteten Laienäbte, Angehörige der Häuser Lothringen und Luxemburg, die Kommunität, die wohl stiftisch verfasst war. Mit Abt Ravanger aus der Abtei Sankt Maximin in Trier wurde 973 auf Veranlassung Ottos I. die Benediktinerregel eingeführt. Die Verbundenheit von Echternach und St. Maximin blieb bis ins 17. Jahrhundert erhalten. Sie drückte sich sowohl im Reliquienbestand, dem Skriptorium, Architektur als auch in Gebetsverbrüderungen aus. Nachdem 1016 die Abteikirche abgebrannt war, wurde am 19. Oktober 1031 durch den Trierer Erzbischof Poppo die neue Abteikirche geweiht. Sie war eine romanische Basilika, deren Maße etwa denen der heutigen Kirche entsprachen.
Wilhelm, der 21. Bischof von Utrecht, verlieh Abt Reginbert von Echternach in einer Urkunde vom 28. Dezember 1063 das Verfügungsrecht über die Hälfte der Einnahmen etlicher Kirchen in Holland, unter anderem die von Leimuiden sowie den benachbarten Siedlungen Woubrugge und Rijnsaterwoude. Im 11. Jahrhundert entstanden im Echternacher Skriptorium der Codex aureus Epternacensis, der Codex Aureus Escorialensis oder der Speyerer Evangeliar. Der gelehrte Abt Thiofried (1083–1110) von Echternach war Autor mehrerer quellenbasierter Heiligenviten und eines Werkes über das Wesen von Reliquien. Nachdem 1016 die Abteikirche abgebrannt war, wurde am 19. Oktober 1031 durch den Trierer Erzbischof Poppo die neue Abteikirche geweiht. Die Gebeine Willibrords wurden in den Hochaltar gebracht, womit seine Verehrung vor Ort erstmals bezeugt ist. Der Willibrordkult erlebte Ende des 13. Jhs. einen ersten Höhepunkt. Im Jahr 1148 bestätigte Papst Eugen III. dem Abt von Echternach den Besitz von Louvivelt mitsamt Kirche und allem Zubehör. Diese Bestätigung wurde 1161 vom Papst Viktor IV. erneuert. 1171–1210 wurde Echternach in Personalunion von Äbten von St. Matthias geleitet, die dem Erzbischof Arnold nahestanden. Der Trierer Erzbischof suchte in dieser Zeit das Kloster seinem Stift zu inkorporieren. Die Abtei reagierte mit der von Theoderich verfassten Abteigeschichte (Liber aureus) und einer Denkschrift und wehrte sich erfolgreich. Seit 1299 waren die Äbte auch Stadtherren von Echternach.
Durch Abt Burchard Boswin von Neuerburg (1490–1506) wurde die Maximiner/Siegburger Reform eingeführt. Seit 1562 finden sich keine Adligen mehr als Äbte. Abt Antonius Hovaeus (1562–1568)[2] Haecmundanus verfasste mehrere gelehrte Werke[3] und Abt Johannes Bertels eine Geschichte Luxemburgs. Obwohl die reichen Besitzungen in Friesland, dem Missionsgebiet Willibrords, durch die Einführung der Reformation in den nördlichen Niederlanden verlorengingen, war die Abtei im 17. Jahrhundert noch am mehr als 125 Orten begütert. Bis ins 18. Jahrhundert erhielt sie reiche Schenkungen allerdings nicht mehr von karolingischen Ausmaßen. Abt Matthias Hartz (1718–1728) begann mit dem Bau der noch vorhandenen Abteigebäude. Offenbar wegen des Willibrodkultes und ihrer Selbstständigkeit erlebte das Kloster keinen Verfall wie etwa die Abtei Prüm. Der letzte Abt Emmanuel Limpach von Echternach starb am 6. September 1793. Es kam zu keiner neuen Abtwahl. General Colaud zog am 13. August 1794 mit den französischen Revolutionstruppen in Echternach ein. Die letzten Mönche des Klosters waren zuvor geflohen. Die Abtei wurde geplündert und Willibrords Grab wurde geschändet. Kloster und Klosterkirche wurden 1797 versteigert. Jean-Henri Dondelinger, der sie schließlich erwarb, richtete in den Gebäuden die Faïencerie Dondelinger ein.
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts stürzte der Chor der Basilika teilweise ein und sie drohte vollends zu verfallen. Daraufhin wurde 1862 in Echternach ein Kirchbauverein gegründet. 1868 war die Wiederherstellung der Abteikirche im Geist der Neuromanik vollendet und sie konnte neu geweiht werden. Seitdem ist sie Pfarrkirche von Echternach, seit 1939 im Rang einer päpstlichen Basilica minor.
Im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche am 26. Dezember 1944 durch deutsche Soldaten gesprengt. Granateinschläge zerstörten, was stehen geblieben war. Beim Wiederaufbau unter Leitung von Hubert Schumacher wurde eine Rückkehr zum romanischen Original angestrebt. Die Turmfassade wurde der von Paray-le-Monial nachgestaltet. Die erneute Weihe erfolgte 1953.
In Teilen der ehemaligen Klosteranlage ist heute das Lycée classique d’Echternach mit seinem angeschlossenen Internat untergebracht.
Im Mittelalter war Echternach ein Zentrum der Buchmalerei. Zu den bekanntesten Werken zählen das Goldene Evangeliar von Echternach (lat. Codex Aureus Epternacensis, 11. Jahrhundert; heute Germanisches Nationalmuseum Nürnberg) und das Goldene Evangelienbuch Heinrichs III. (lat. Codex Aureus Spirensis oder Codex Aureus Escorialiensis, Speyerer Evangeliar; heute El Escorial, Madrid).
Das Skriptorium der Benediktinerabtei ist vor allem bekannt durch die Schriften, die Mitte des 11. Jahrhunderts für den Export produziert worden sind. Ein neu herausgegebener Katalog umfasst hingegen theologische, philosophische und pädagogische Handschriften aus der Klosterbibliothek, welche nur zum Teil in Echternach selbst entstanden sind. Auf fast 800 Seiten werden 89 Handschriften, 154 Fragmente und 18 gedruckte Bücher aus dem 7. bis dem 17. Jahrhundert beschrieben. Thomas Falmagne untersucht dabei erstmals die Geschichte der Klosterbibliothek, die um das Jahr 800 eine der größten des Abendlandes gewesen zu sein scheint und irische wie südeuropäische Einflüsse zeigt. Besonders erwähnenswert sind ein Blatt von Papst Gregor I. aus dem späten 7. Jahrhundert, ein Turm der Weisheit in einer Handschrift des Staatsarchivs aus dem 15. Jahrhundert, eine Abacus-Abbildung im Einband der Riesenbibel oder die Hisperica-Famina-Fragmente aus dem 9. Jahrhundert.[16]
Am 9. Februar 2010 hat die Bibliothèque nationale de Luxembourg öffentlich einen Katalog der Handschriften vorgestellt, der im Otto Harrassowitz Verlag, Wiesbaden, in zwei Bänden herausgebracht werden soll.[17]
Die Orgel der Abteikirche wurde 1953 von der Orgelbaufirma Johannes Klais (Bonn) errichtet und 1991 vergrößert. Das Instrument hat 74 Register, Kegelladen, auf vier Manualen und Pedal. Die Trakturen sind elektropneumatisch. Die Trompeteria ist an alle Manuale und das Pedal einzeln ankoppelbar.[18]
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In den Türmen der Basilika hängen an Holzjochen neun Glocken von zwei Gießern. Es stellt das tontiefste Geläut Luxemburgs dar. Die beiden größten Glocken läuten im Nordturm, die übrigen im Südturm, in dem sich auch ein Carillon befindet[19]
Glocke | Name | Schlagton (16tel) |
Gewicht | Durchmesser | Gussjahr | Gießer |
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1 | Willibrord | f0 +8 | 6985 kg | 2215 mm | 2000 | Eifeler Glockengießerei |
2 | Benedikt | as0 +8 | 5530 kg | 2000 mm | 1999 | Eifeler Glockengießerei |
3 | Sebastian | b0 +6 | 3100 kg | 1742 mm | 1948 | H. Rüetschi, Aarau |
4 | Regina pacis | des1 +9 | 1800 kg | 1456 mm | 1948 | H. Rüetschi |
5 | Barbara | es1 +3 | 1300 kg | 1320 mm | 1948 | H. Rüetschi |
6 | Wilgils | f1 +7 | 920 kg | 1160 mm | 1948 | H. Rüetschi |
7 | Irmina | as1 +7 | 535 kg | 967 mm | 1948 | H. Rüetschi |
8 | Plectrudis | b1 +5 | 385 kg | 874 mm | 1948 | H. Rüetschi |
9 | Johannes Baptist | c2 +6 | 355 kg | 781 mm | 1999 | Eifeler Glockengießerei |
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